Wunstorf (ds). Die Herkunft des Brauchs liegt ähnlich geheimnisvoll im Dunkeln wie die des Osterfeuers. Vom heidnischen Baumkult der alten Germanen bis zum regionalen Brauchtum der Dorfjugend wird alles vermutet. Auf jeden Fall ist das Maibaumaufstellen eng verbunden mit einem dazugehörigen Maifest.
Maibaumaufstellen, das heißt in Wunstorf: Der altbekannte Pfosten wird wieder in seiner Haltevorrichtung arretiert, um ihn dann mit Hilfe eines Krans aufzurichten. Der Dachdeckerfirma Presuhn wurde dieses Jahr zum ersten Mal diese Ehre zuteil. Mit einem Seil befestigten die Mitarbeiter den Maibaum am Kranausleger und zogen ihn behutsam wieder in die Höhe.
Was in anderen Gegenden noch volkstümlicher abläuft und auf einer Festwiese noch ganz anders begangen werden kann als auf dem Marktplatz zwischen Rathaus und Kirche, hat in Wunstorf dadurch einen recht technischen Charakter. Bänder-Tanz um den Maibaum herum gibt es nicht, ebenso wenig weiteres Brauchtum rund um den Maibaum. Getanzt wurde dafür auf der Bühne: Der Tanzkreis Wunstorf in Tracht sorgte mit altdeutschen Volkstänzen für eine authentische Atmosphäre.
„Es wäre toll, wenn es mit Manneskraft geschehen würde.“
Selbst einer der unmittelbar Beteiligten wünschte sich insgeheim eine rustikalere Atmosphäre, selbst bei dem Wissen, dass es aus versicherungstechnischen wie praktikablen Gründen kaum möglich wäre. Den Wunstorfer Maibaum mit reiner Muskelkraft von einem Dutzend Männer in die Höhe zu bringen – dazu müsste der Bereich um den Maibaum viel zu weit abgesperrt werden. Daher bleibt es auch in Wunstorf bei der sichereren Kran-Variante.
In Wunstorf trägt der Maibaum unterhalb der Krone auf vier Querbalken die Wappen aller Wunstorfer Stadtteile sowie der Partnerstädte Flers und Wolmirstedt: Ganz oben Wunstorf, darunter Klein Heidorn und Kolenfeld, auf der dritten Sprosse Bokeloh, Großenheidorn und Idensen und ganz unten Luthe, Blumenau, Flers, Wolmirstedt, Steinhude und Mesmerode.
Neu geschmückt wurde der Wunstorfer Maibaum schon lange nicht mehr, die Dekoration hat gelitten. Von einst 4 Figuren, die zwischen den Wappen thronten, ist momentan nur noch die oberste erhalten; der Stamm ist nicht dekoriert, d. h. eine Spirale fehlt ebenfalls. Zufälligerweise sehen dafür die im Umkreis stehenden Straßenlaternen im Grunde ebenfalls alle aus wie kleine Maibäume. Würde man auch sie einwickeln oder bunte Bänder in die Leuchtringe hängen, wäre die Illusion perfekt.
Nach dem Aufstellen des Baumes wurde ein Fass Freibier angestochen – und der Tanzkreis Wunstorf eroberte die Bühne. Beim Anstich ging dabei sogleich das erste Bierglas zu Bruch, als es vom Schlägel getroffen wurde – Glück für das kommende Maifest scheint somit garantiert. Voll wurde der Marktplatz an diesem Donnerstag noch nicht, obwohl das Wetter mitspielte und sich auch nicht Wenige vom Freibier oder Maibaumaufstellen locken ließen. Das dürfte am kommenden Montag anders werden, wenn das eigentliche Maifest stattfindet, am 1. Mai ab 11 Uhr mit den „Pfundskerlen“ auf der Bühne.
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