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Mehr Drogen, viele Flüchtige: Polizei präsentiert Verkehrsunfall-Statistik

21.03.2017 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1121

Mehr Unfälle, aber weniger Verletzte, so könnte man das Verkehrsgeschehen des letzten Jahres in Wunstorf grob zusammenfassen. Doch besonders zwei Entwicklungen machen der Polizei Sorge …

21.03.2017
Daniel Schneider
Aufrufe: 1121

Mehr Unfälle, aber weniger Verletzte, so könnte man das Verkehrsgeschehen des letzten Jahres in Wunstorf grob zusammenfassen. Doch besonders zwei Entwicklungen machen der Polizei Sorge …

Alexander Benne, Dirk Hallmann und Ragnar Tiefenbach von der Polizei Wunstorf präsentierten die Daten | Foto: Mirko Baschetti

Am heutigen Dienstag stellte die Wunstorfer Polizei der Öffentlichkeit ihren Verkehrssicherheitsbericht vor. Grundlage bildete die Verkehrsunfallstatistik des vergangenen Jahres. 847 Unfälle registrierte die Wunstorfer Polizei 2016, was einen Anstieg von knapp 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum darstellt. 2015 waren es nur 794 Vorkommnisse.

„Wir können sagen, dass wir grundsätzlich zufrieden sind.“Dirk Hallmann, Erster Polizeihauptkommissar

Allerdings war im letzten Jahr ein Todesfall zu beklagen. Eine Person verlor im Wunstorfer Straßenverkehr ihr Leben – es war die Radfahrerin, die im August unverschuldet in den Unfall zweier kollidierender Autos verwickelt wurde. Der Leiter des Wunstorfer Kommissariats, Dirk Hallmann, sieht die Entwicklung allgemein jedoch positiv. Auch wenn jede bei Verkehrsunfällen verletzte Person eine zu viel sei, wäre erkennbar, dass Assistenzsysteme in neuen Fahrzeugen zunehmend schlimmere Unfallfolgen verhindern helfen. Waren es 2015 noch 193 Verletzte, gab es letztes Jahr nur noch 175 Personenschäden im Straßenverkehr.

Mehr jugendliche Verletzte

Während in der Region Hannover die Zahl der jugendlichen und jungen Verletzten im Straßenverkehr eher rückläufig ist, nimmt sie in Wunstorf drastisch zu. Um über 50 % stieg die Zahl der leichtverletzten Verkehrsteilnehmer, die zwischen 18 und 25 Jahre alt waren: 47 Leichtverletzte und einen Schwerverletzten gab es in dieser Altersgruppe. Woran das liegt und welche möglichen Ursachen dafür in Frage kommen, kann sich die Polizei bislang nicht erklären. Sie wird die Entwicklung weiter beobachten.

Mehr Drogen und immer noch zu viele Handy-Telefonierer

Polizeihauptkommissar Alexander Benne machte während der Präsentation des Zahlenmaterials auch auf die ansteigenden Drogenauffälligkeiten im Straßenverkehr aufmerksam. So sei die Zahl der Fahrer, die unter Drogeneinfluss ihr Fahrzeug fuhren, im Bereich Wunstorf extrem angestiegen. Eine Steigerung um mehr als 130 % weist die Statistik aus. Der Grund für die starke Zunahme liegt jedoch nicht unbedingt an gestiegenem Drogenkonsum, sondern an den häufigeren Kontrollen durch die Polizei, die in diesem Bereich speziell geschult ist. Die Polizei kündigte auch für die Zukunft verstärkte Kontrollen an. Auch Autofahrer mit Telefon am Ohr erwischten die Wunstorfer Streifenpolizisten immer noch viel zu viele.

Die Älteren sind sicherer unterwegs

Auch wenn es in jüngster Zeit einige bemerkenswerte Unfälle in Wunstorf gab, die von älteren Verkehrsteilnehmern durch das Verwechseln von Gas und Bremse verursacht wurden, so weist die Statistik zumindest für das vergangene Jahr hier nicht auf eine erhöhte Verkehrsgefährdung hin. In der Altersgruppe ab 65 Jahren liegen keine Auffälligkeiten vor.

Überhöhte Geschwindigkeit zählt nicht zu den Hauptproblemen im Wunstorfer Straßenverkehr | Foto: Daniel Schneider

Radfahrer am zweithäufigsten in Unfälle verwickelt

Die Statistik verrät auch, dass Radfahrer im Straßenverkehr stärker gefährdet sind als etwa Fußgänger oder Motorradfahrer. Bei den 847 Unfällen waren Fahrradfahrer 68 Mal beteiligt, während es bei den motorisierten Zweirädern nur 26 und bei den Fußgängern sogar nur 22 Betroffene gab.

Der Hauptgrund für die vielen Fahrradunfälle sind nach Aussage der Polizei vor allem Abbiegeunfälle. Radfahrer werden auch in Wunstorf vergleichsweise oft von anderen Verkehrsteilnehmern übersehen, wenn sich ihre Wege an Einmündungen kreuzen. Dabei trifft die Schuld jedoch nicht nur die Autofahrer: Viele Radfahrer würden durch verkehrswidriges Verhalten, zum Beispiel Fahren auf der falschen Straßenseite oder auf Gehwegen, dazu beitragen, dass Abbiegeunfälle passieren.

Keine Unfallschwerpunkte

Allgemein positiv hervorgehoben werden kann, dass es 2016 in Wunstorf keine Unfallschwerpunkte gab, an denen sich Unfälle auffällig gehäuft hätten. Einen solchen gab es zuletzt in Liethe, auf den man mit der Anordnung einer Geschwindigkeitsbegrenzung reagierte. 2016 verteilen sich die Unfälle relativ gleichmäßig, wobei die Kernstadt aufgrund des dort höheren Verkehrsaufkommens entsprechend am stärksten betroffen ist. Die folgende Graphik zeigt die Unfallstellen in der Kernstadt.

Verkehrsunfälle in der Kernstadt Wunstorf 2016

Verkehrsunfälle in der Kernstadt Wunstorf 2016 | Graphik: Polizei Wunstorf

Viele Unfälle ereigneten sich, wie nicht anders zu erwarten, auf den Hauptstraßen und an Kreuzungen. Die deutlich sichtbare Konzentration im Bereich der Langen Straße ist im Wesentlichen auf das Abfahren von Spiegeln in der engen Straße zurückzuführen:

Unfallflucht als Hauptproblem

Denn ernste Sorgen bereitet der Wunstorfer Polizei eine Entwicklung bei den Autofahrern, die auch bei den Unfällen in der Langen Straße eine große Rolle spielt: nämlich die Zunahme von Fahrerfluchten. Bei jedem 3. Verkehrsunfall entfernte sich der Verursacher unerlaubt vom Unfallort. Fast die Hälfte der geflüchteten Fahrer konnte die Polizei im Nachhinein trotzdem noch ermitteln.

Die Polizei weist daher noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass Verkehrsunfallflucht kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat ist – auch bei „einfachen“ Beschädigungen. Es gäbe praktisch keine Unfallart, bei der man sich nach Kollision mit einem anderen Fahrzeug erlaubterweise einfach so entfernen dürfe.

„Es gibt kaum einen Anstoß, den man nicht bemerkt.“Ragnar Tiefenbach, Polizeioberkommissar

Das richtige Verhalten ist, nach einem Unfall stets die 110 zu wählen, wenn der Unfallgegner nicht vor Ort ist. Die Ausrede „Das habe ich gar nicht gemerkt“ lässt die Polizei in der Regel nicht gelten. Eine Berührung mit einem anderen Fahrzeug, und sei sie auch noch so gering, würde man im Grunde immer bemerken.

Info: Fahrerflucht
Die Unfallflucht, im Juristendeutsch das „Unerlaubte Entfernen vom Unfallort“, ist eine Straftat, die gemäß § 142 des Strafgesetzbuchs mit bis zu 3 Jahren Gefängnis oder Geldstrafe bestraft werden kann. Das Gesetz verlangt, dass man nach einem Unfall vor Ort bleibt und dadurch die Feststellung seiner Personalien ermöglicht. Ausnahmen von der sich daraus ergebenden Wartepflicht, wenn z. B. der Besitzer eines beschädigten Wagens nicht auch anwesend ist, gibt es praktisch nicht. Natürlich muss man nicht Ewigkeiten neben einem geparkten Wagen ausharren, sondern kann nach angemessener Wartezeit direkt zur Polizei oder dem Geschädigten fahren. Da das Gesetz jedoch nicht sagt, was eine angemessene Wartezeit ist, hängt die Dauer der Wartepflicht auch immer vom Einzelfall ab. Der einfachste Weg ist, die Polizei anzurufen. Damit umgeht man das Problem. Wer nach dem ersten Schreck doch weitergefahren ist und nicht an die Wartepflicht gedacht hat, hat trotzdem eine Unfallflucht begangen, auch wenn er später ein schlechtes Gewissen bekommt und nachträglich seine Daten angibt. Allerdings sehen die Gerichte dann fast immer von einer Bestrafung ab, wenn es innerhalb von 24 Stunden geschieht.

Viele Sachschäden – und anschließende Fahrerfluchten – wären auch durch das Abfahren von Seitenspiegeln entstanden. Das könnte ganz pragmatisch vermieden werden, indem mehr Parkende ihre Spiegel an Engstellen einklappen würden, zum Beispiel in der Langen Straße. 60 Außenspiegel waren es allein im vergangenen Jahr, die in Wunstorf „dran glauben“ mussten.

Auch mehr Hinweise von Zeugen erhoffen sich die Wunstorfer Beamten. Obwohl immer wieder dazu aufgerufen würde, sich als Zeuge zur Verfügung zu stellen, wenn man etwas beobachtet hat, scheuen viele offenbar diesen Schritt, obwohl sie etwas gesehen haben müssen. Das muss nicht immer der komplette Unfallhergang sein, oft hilft es der Polizei schon bei der Eingrenzung während der Ermittlungen, wenn jemand sagen kann, ob es ein blaues oder rotes Auto war, das einfach weiterfuhr.

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