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Wenn der Kopfsprung zur Querschnittlähmung führt

01.08.2017 • Redaktion • Aufrufe: 1113
01.08.2017
Redaktion
Aufrufe: 1113

Gerade in Wunstorf, mit seinen vielen Flüssen, Seen, Kanälen und natürlich dem Steinhuder Meer, lauert die unterschätzte Gefahr bei sommerlichen Temperaturen: der Kopfsprung ins Wasser. Denn die meisten schweren Unfälle passieren in Binnengewässern. Die deutsche Lebensrettungsgesellschaft warnt besonders vor dem kommenden Monat.

Der unbedachte Kopfsprung von einem solchen Steg kann dramatisch enden | Foto: Daniel Schneider

Bad Nenndorf (red). Es sollte ein Riesenspaß werden, der ultimative Kick: ein eleganter Kopfsprung ins Wasser von einer Brücke in den Fluss, von einem Ast in den Badesee oder mit Anlauf vom Ufer ins Meer bzw. in den See. Für viele junge Menschen wurde es ein Sprung in den Rollstuhl – lebenslang. Das Wasser war zu flach.

Vor allem junge Männer sind unvorsichtig

Weit mehr als 1.800 hohe Querschnittlähmungen – vom Hals abwärts – durch Badeunfälle registrierte Prof. Dr. Hans Jürgen Gerner, emeritierter Direktor der Heidelberger Universitätsklinik für Orthopädie II, seit dem Jahr 1976. Allein seit 2012 sind es 203 Fälle akuter hoher Querschnittlähmungen infolge von Stürzen oder Sprüngen ins Wasser.

„Nahezu 100 Prozent der Unfallopfer waren junge Männer im Alter zwischen 16 und 25 Jahren, als es passierte“Prof. Dr. Gerner

Er sei besorgt über die hohe Zahl der Patienten, die durch einen Kopfsprung in unbekanntes Gewässer verunglückten. Den Übermut der jungen Menschen fasst Gerner zusammen: „Die Jungs sind offenbar der Auffassung, eine sogenannte Arschbombe sei doch Mädchensache, es muss schon der elegante Köpper sein.“ In 40 Prozent der Fälle spiele zudem Alkohol eine große Rolle.

Das ist nur die Spitze des Eisberges. „Durch Ertrinken infolge von Stürzen ins Wasser sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in einem Zeitraum von sechs Jahren rund 400 Menschen ums Leben gekommen. 80 Prozent aller Todesfälle und Querschnittlähmungen hätten verhindert werden können“, sagt Achim Haag, Vizepräsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).

„80 Prozent aller Todesfälle und Querschnittlähmungen hätten verhindert werden können“DLRG-Vizenpräsident Haag

Ursächlich für hohe Querschnittlähmungen (Tetraplegie) bei Stürzen und Sprüngen ins Wasser ist in den meisten Fällen eine Fraktur der Halswirbel, die das Rückenmark verletzt, zerreißen lässt. Die meisten Patienten verunglückten in einem Binnengewässer. Der unfallträchtigste Monat ist der August, gefolgt von Juli und Juni.

„Das Einzige, was hilft, ist eine breit angelegte Aufklärungskampagne, die die jungen Menschen von diesem riskanten Tun abhält und ihnen die Lebensperspektiven erhält“, sind sich der Orthopädieprofessor und der DLRG-Vizepräsident einig. Auch bei heißem Wetter hieße es, einen kühlen Kopf zu bewahren und Risiken zu vermeiden

Keine Mutproben

Die Experten raten, nie in unbekannte Gewässer zu springen, auf Kopfsprünge zu verzichten und immer erst zu prüfen, wie tief das Wasser ist. Man sollte sich nicht auf Mutproben einlassen und beim Baden auf Alkohol ganz verzichten. Querschnittlähmungen verändern die Lebensplanung ganzer Familien grundlegend und dauerhaft. Schmerzbehandlung, Rehabilitationsmaßnahmen, Betreuungsorganisation und Betreuungskosten, Umzug in eine behindertengerechte Wohnung oder kostspieliger Umbau, Unterstützung durch Pflegedienste und psychische Betreuung sind nur einige Folgen eines unbedachten Sprungs ins Wasser.

Eine Langzeitstudie der Deutschen Querschnittzentren seit 1976 zeigt, dass die Zahl der durch Badeunfälle verursachten Querschnittlähmungen über mehrere Jahrzehnte nahezu gleich geblieben ist, während sie als Folge von Verkehrsunfällen deutlich abgenommen hat.

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