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Stadt und Tourismus

07.07.2020 • Daniel Schneider • Aufrufe: 835
07.07.2020
Daniel Schneider
Aufrufe: 835

Auch der Tourismus ist mit dem Lockdown schlagartig lahmgelegt, was insbesondere Steinhude hart trifft. Mit elektronischen Anzeigetafeln sollen Autofahrer dazu gebracht werden, einen Bogen um Steinhude zu machen.

Elektronische Hinweistafel

Verkehrshinweis in Wunstorf | Foto: Daniel Schneider

„Tourismus findet derzeit nicht statt“, sagt Willi Rehbock, Geschäftsführer der Steinhuder Meer Tourismus GmbH. Die geltende Verordnung sei eine geeignete Maßnahme, aber natürlich würde die Tourismusbranche darunter leiden. An Ostern wurde durch Appelle und die Sensibilisierung für das Thema ein Ansturm auf Steinhude vermieden. Auch elektronische Straßentafeln baten mögliche Ausflügler, ihre Steinhudepläne zu überdenken. Mindestabstände konnten nach Einschätzung Rehbocks auf der Promenade trotzdem nicht immer eingehalten werden, im Großen und Ganzen habe es aber gut funktioniert.

Für Steinhude hätte es ein guter Start in die Saison werden können, doch nun herrsche quasi Stillstand, erzählt der Tourismusmanager. Händler wie die Leinenfabrik versuchten durch eine Sortimentsanpassung wenigstens etwas Umsatz zu generieren – auch dort werden nun Gesichtsmasken hergestellt. Die Entwicklung hat alle überrascht. „Wir dachten ja, wir seien breit aufgestellt!“, sagt etwa Andreas Jakobs von der Steinhuder Kaffeerösterei. Der 59-Jährige hat sein Ladengeschäft für Seglerbedarf in den vergangenen Jahren peu à peu reduziert und in seinen Räumen eine Rösterei und ein Café eröffnet. Außerdem baut er seinen Bestand an Ferienwohnungen und -häusern aus. Er wirkt ruhig und fast gelassen am Telefon: „Wir haben uns relativ sicher gefühlt. Aber der wirtschaftliche Schaden ist riesengroß.“ Vieles könne er noch nicht beziffern, der Ausfall bei den Ferienwohnungen liege aber schon jetzt bei mehreren zehntausend Euro.

Willi Rehbock

Tourismusmanager Willi Rehbock | Foto: privat

Jakobs nennt die Lage bedrohlich, obwohl er Rücklagen hat, die ihm und seiner Familie nun helfen. Er wollte ein Privathaus bauen, verbraucht das Gesparte jetzt für den täglichen Bedarf und seine erheblichen Fixkosten. „Wir haben keine Existenzängste“, sagt Jakobs. Aber er schlafe zur Zeit sehr schlecht. Trotz seines Eigenkapitals hat er bei der N-Bank einen Antrag auf Unterstützung gestellt. Das sei unproblematisch gewesen. Den Antrag habe er in 20 Minuten ausgefüllt. Die Prüfung habe gut sieben Tage gedauert. Dann seien ihm 15.000 Euro überwiesen worden, für vorerst drei Monate. Jakobs lässt die Rösterei weiterlaufen, denn er betreibt auch einen Versand. „Davon kann aber keiner leben.“ Er bereitet sich darauf vor, den Seglerladen wieder zu betreiben, ein paar Tage in der Woche mit reduzierter Öffnungszeit.

Die Stadtverwaltung

Die Aufstellung der „Bitte vermeiden Sie Steinhude“-Tafeln war die Idee von Rolf-Axel Eberhardt, nachdem er sich bei der Region nicht mit dem Plan durchsetzen konnte, die Ortschaft am Osterwochenende für Auswärtige von vornherein zu sperren. Der Bürgermeister hofft, dass es in Wunstorf zu keinen Firmenpleiten infolge der Corona-Krise kommen wird. Direkte finanzielle Hilfen könne die Stadt jedoch nicht leisten, Steuerstundungen oder Entgegenkommen bei durch die Stadt angebotenen Mietobjekten sei aber möglich und werde bereits auf Anfrage praktiziert. Infolge der Corona-Krise rechnet die Verwaltung mit Haushaltseinbußen im zweistelligen Millionenbereich. Wie viel genau künftig entfalle, könne aber erst Ende des Jahres abgeschätzt werden. Sicher sei jedoch bereits, dass viele bislang freiwillige Leistungen der Stadt künftig überdacht werden müssten.

Ausnahmsweise direkt finanziell helfen konnte die Stadt dann allerdings doch: die Werbegemeinschaft hat von der Wirtschaftsförderung für ihre Herz-zeigen-Kampagne einen Zuschuss erhalten. Wirtschaftsförderer Uwe Schwamm bezeichnet die Corona-Krise als „Schlag ins Kontor“ für den örtlichen Einzelhandel. Gerade Modegeschäfte blieben jetzt auf ihrer Ware sitzen. Sehr viele Gespräche habe er in letzter Zeit geführt, beraten und Hilfestellung gegeben. Dabei geht es vor allem um die möglichen Finanzhilfen über die N-Bank und die KfW. Dazu füllt Schwamm auch schon einmal gemeinsam mit den Händlern die Anträge aus oder führt vermittelnde Gespräche mit Vermietern.


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Teil 1: Wunstorf in Krisenzeiten
Teil 2: Die Infizierte
Teil 3: Die Wirtschaft im Ungewissen
Teil 4: Der Mediziner
Teil 5: Stadt und Tourismus
Teil 6: Die Helfer
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Dieser Artikel war Teil der Titelgeschichte in Auepost #8 (Mai 2020)

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Kommentare


  • Bernd-Michael Rosenbusch sagt:

    Leider hat das alles wohl nicht geholfen. Immer noch werden in Steinhude keine Abstände eingehalten und auf dem Dauerevent im Scheunenviertel trägt kaum einer eine Maske. Kontrollen: Fehlanzeigen. auch die dortigen Veranstalteer haben nur den Profit im Auge und halten sich selber nicht an die Maskenpflicht. so kann es nicht gehen. Wenn alles nichts hilft, muss diese Veranstaltung absagen.
    Diese Beobachtung habe ich am 19.07.2020 gemacht.

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