Wunstorf (as). Wenn Brodowy auftritt, ist stets ein anderer Großer der deutschen Kabarettszene unsichtbar dabei: Hanns Dieter Hüsch, das selbst ernannte „schwarze Schaf vom Niederrhein“. Der kauzige Künstler war ein früher Förderer des 51-jährigen Hannoveraners, und Brodowys Programme sind ähnlich hintersinnig und komisch, nachdenklich und komisch. Über das Buch sagt er: „Alles fing an mit dem Hipster, der in den Gulli fiel. Oder nein, eigentlich begann alles mit einem Burnout und der Feststellung, dass der Tag 36 Stunden haben müsse, was trotz aller Versuche, das Raum-Zeit-Kontinuum zu verbiegen, leidlich misslang. Dank eines schnäppchenjagenden Lateinlehrers fiel mir dann plötzlich dieser Klappstuhl in die Hände, der mir eines zeigte: Nichts ist satirischer als die Wirklichkeit!“
siehe auch: „Kabarett und nett geht nicht“ - Matthias Brodowy im Auepost-Interview
Brodowy kündigt ein „zeitlupiges Road-Movie“ mit schrulligen Charakterköpfen wie einem sehr spukanfälligen Bestatter, einem viel zu eng gekleideten Polizisten und einem ominösen Salsalehrer in einem badischen Café am Ende der Welt an. Simon Benne – selbst schon als Autor in der Stadtkirche zu Gast – schrieb in der Hannoverschen Allgemeine Zeitung über die Premiere: „In ihrer verspielten Sprache erinnern die literarischen Miniaturen an Max Goldt, besonders wenn sich Brodowy in bizarren Betrachtungen von Details verliert oder in bester Kafka-Tradition Ungeheuerliches als selbstverständlich hinnimmt. (…) Das alles ist klug und poetisch, es ist eher Lesung als Kabarett.“
Wunstorf kennt Brodowy, und Brodowy kennt Wunstorf: Während der herausragenden Veranstaltungsreihe „Kulturzelt“ und kurz danach im Rathausinnenhof war der Kabarettist 2022 zweimal in der Stadt – sehnlich erwartet und stürmisch gefeiert von seinen Fans. Er kann singen, Klavier spielen und komponieren, er ist Kabarettist und Komödiant, Mahner, Moralist und ein unentwegter Büchsenspanner für die Demokratie. Vor allem hat er brillante Unterhaltung im Gepäck.
Über seine Rolle auf der Bühne sagt er selbst: „Ich finde schon, Kabarett dient dazu, Wirklichkeit zu entdecken, auch zum Beispiel die Satire in der Wirklichkeit. Wir leben in Zeiten, in denen die Wirklichkeit, die Realität die Satire immer wieder überholt. Es gibt verschiedene Dinge, die kann man nicht mehr überzeichnen. Das heißt, das Kabarett ist manchmal realistischer als die Realität. Das ist schon sehr absurd.“ Brodowy spießt regelmäßig nicht nur politische Schwächen und Deformationen auf. Er deckt die Schrullen und Unarten der Menschen auf. Dabei hat er nicht nur Trump oder Scholz im Blick, sondern oft den Mann auf der Straße – getreu dem Liedtext seines Mentors Hüsch: „Ich sing‘ für die Verrückten. Die seitlich Umgeknickten …“
Die Lesung in der Stadtkirche beginnt um 19 Uhr, Eintrittskarten gibt es für 12 Euro im Vorverkauf in der Buchhandlung Weber und bei Schreibwaren Luthe. An der Abendkasse kostet der Eintritt 15 Euro.
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