Wunstorf (as). Die Pandemie scheint überwunden, das Stadttheater ist renoviert, und die Theaterbar daneben bietet einen bisher unbekannten Service. Die Voraussetzungen sind derzeit also gut für den Kulturring. 1950 gegründet, ist der Verein für die Einen Aushängeschild der städtischen Kulturszene, für Andere ein Leuchtturm. Seit Dezember 2022 steht mit dem 67-jährigen Hermann Kasten ein früherer Manager an der Spitze, der offen sagt, von welchen Aspekten des Theaterbetriebs er wenig Ahnung hat. Aber: „Wir haben ein tolles Team“, ist der ehemalige VGH-Chef überzeugt, und seine Vorstandskollegin Heike Leitner, vielfältig in der Stadt engagiert, gibt ihm Recht. Beide haben jetzt das Programm der neuen Saison erläutert.
Leitner und Kasten sprechen von einem breiten Spektrum, das der Vorstand mit dem aktuellen Angebot abdecken will. Tatsächlich hält das Programmheft Termine für traditionelle Abonnenten ebenso bereit wie Veranstaltungen, an denen junge Besucher interessiert sein könnten. In der Saison 23/24 geht es Schlag auf Schlag: Für jeden Monat ist mindestens eine Veranstaltung vorbereitet worden. Damit „gehen wir auch ins Risiko“, hebt Kasten hervor. Die Gastspiele kosten den Kulturring insgesamt 100.000 Euro: „Die müssen erstmal wieder reinkommen …“
Aber die Vorstandsmitglieder sind „optimistisch und zuversichtlich“. Das Wunstorfer Publikum sei „wohlgesonnen“, und 200 Abonnenten haben dem Verein trotz aller Einschränkungen die Treue gehalten. In den vergangenen Monaten seien sogar neue hinzugekommen. Die Programmgestaltung gleiche einem schmalen Grat, schildert Kasten den Versuch, alten Kunden Gewohntes zu bieten, aber weitere Besucher zu gewinnen mit Neuerungen. Der Kulturring sei dabei, „die Grenzen zu erweitern über das klassische Schauspiel hinaus“. Das neue Angebot sei ein mutiger Schritt in diese Richtung.
Der neue Vorstand sei eine „positive Mischung“. Es werde viel diskutiert, so Leitner und Kasten. Aber das Zusammenwirken erfahrener Vorstandsmitglieder wie Ludger Wiese mit den neuen trage Früchte. Im Vordergrund stehe auf absehbare Zeit die Konsolidierung und die finanzielle Sicherheit. Konsequent weiter gehen will der Vorstand den Weg, mit Partnern aus der Stadt zu kooperieren. Der Termin in der Luther Kirche sei nur ein Anfang. Ein großer positiver Schritt sei die Einrichtung der Theaterbar neben dem Stadttheater. „Wir sind aktuell Hauptnutzer“, sagt Kasten, und er könne das Engagement der Stadt nur vorbehaltlos loben.
Werktäglich zwischen 10 und 13 Uhr sind die Räume des früheren Bistros Sonnenblume, Am Burgmannshof 1 B, geöffnet. Außerdem donnerstags von 15 bis 18 Uhr und an jedem ersten Sonnabend im Monat von 10 bis 13 Uhr. Die Stadt hat die Neugestaltung und Ausstattung übernommen, und der Standort an der sogenannten Theatergasse soll konsequent weiterentwickelt werden. Aktuell ist es die Geschäfts- und Vorverkaufsstelle des Kulturrings. Mit der Steinhuder Meer Touristik soll daraus die zentrale Anlaufstelle für Informationen und Buchungen für alle Veranstaltungen in der Stadt werden. Auch die touristischen Angebote sollen künftig dort präsentiert, Buchungen beim Marktführer Eventim für sämtliche Termine möglich werden. Für das Veranstaltungs-Catering ist die Restaurant-Bar La Sol weiterhin Partner.
Zum Modernisierungsprogramm des Kulturrings gehören Online-Buchungen, die komplette Neugestaltung des Internet-Auftritts und die „Öffnung zu den sozialen Medien“. Das alles kostet Geld, aber Kasten verweist auf die Unterstützung von Stadt und Sponsoren. Dem allgemeinen Trend folgend, hat der Kulturring die Preise erhöht: Ermäßigte Karten gibt es weiterhin für 10 Euro, aber das kleine Abonnement kostet jetzt 98 statt 88 Euro, das große 180 statt 172. Im freien Verkauf müssen nun 28 Euro pro Karte bezahlt werden. Kasten: „Das ist an der unteren Kante.“
Das Programm 23/24 in der Übersicht
Sonntag, 10. September 2023, 19.30 Uhr, Stadttheater: Zum Auftakt präsentiert der Kulturring mit „Wahres ist Rares“ das Kabarett-Theater „Distel“. Das Berliner Ensemble zielt, so die Veranstalter, auf Hirn und Herz. Der Abend ist Teil des kleinen Abonnements. Im freien Verkauf kosten die Karten 28 Euro.
Dienstag, 26. September 2023, 17.30 Uhr, Stadttheater: Als Teil der Demenzwochen in der Region Hannover bieten Stadt und Kulturring in einer Kooperation „Honig im Kopf“, ein Schauspiel von Florian Battermann nach dem Film von Til Schweiger. Im freien Verkauf kosten die Karten 12 Euro.
Donnerstag, 28. September 2023, 19.30 Uhr, Stadttheater: Das Theater für Niedersachsen aus Hildesheim gastiert mit einem Punk-Rock-Musical nach Georg Büchners „Woyzeck“ - in deutscher und englischer Sprache. Die Musik ist eigens für diese Interpretation komponiert worden. Das Dramenfragment um den einfachen Soldaten ist Bestandteil des niedersächsischen Zentralabiturs 2024 und 2025. Der Kulturring hat mit diesem Angebot aus dem kleinen Abonnement vor allem Jugendliche als Besucher im Blick. 28 Euro im freien Verkauf.
Sonntag, 1. Oktober 2023, 18 Uhr, Stadttheater: Mit der prominenten Schauspielerin Claudia Michelsen und ihrer Lesung aus dem Jugendroman „Momo“ von Michael Ende hat der Kulturring einen herausragenden Programmpunkt ins große Abonnement aufgenommen. Michelsen und ihr musikalischer Begleiter Stefan Weinzierl zeigen, dass Ende viel mehr als ein Jugendbuch geschrieben hat. Ihr Auftritt sei eine Liebeserklärung an den Autor und eine leidenschaftliche Aufforderung zum Zuhören, heißt es im Programmheft.
Sonnabend, 11. November 2023, 19 Uhr, Luther Kirche: „Oft ist es nur ein Augenblick“ hat Frank Suchland seinen Abend mit Gedichten und Geschichten vom Glück überschrieben. Der Kulturring kooperiert dafür mit der Initiative „Kultur trifft Kirche“ aus Luthe. 14 Euro im freien Verkauf.
Donnerstag, 30. November 2023, 19.30 Uhr, Stadttheater: Der Auftritt von „Vivo Brass“ könnte ein Höhepunkt im Programm des Kulturrings für dieses Jahr sein: Rund um den Großenheidorner Justin Haarstick haben sich 2021 Studentinnen und Studenten der Hochschule für Musik und Theater Hannover zusammengefunden, um auf hohem Niveau Blasmusik zu spielen. Das international besetzte Ensemble serviert winterliche Eindrücke mit Werken von Malcolm Arnolds bis Antonio Vivaldi. 18 Euro im freien Verkauf.
Dienstag, 12. Dezember 2023, 19.30 Uhr, Stadttheater: „Frau Bachmann kleine Freuden“ ist eine Komödie von Sam Bobrick, die das Ohnsorg-Theater in seiner Reihe „ünnerwegens“ nach Wunstorf bringt. „Schon Tradition“ haben die Gastspiele der Hamburger, sagt Hermann Kasten vom Vorstand des Kulturrings. Die niederdeutsche Volksbühne hat nicht an Beliebtheit eingebüßt, auch wenn ihre einstigen Stars Heidi Kabel und Henry Vahl längst nicht mehr leben. Teil des großen Abonnements, 28 Euro im freien Verkauf.
Mittwoch, 10. Januar 2024, 19.30 Uhr, Stadttheater: Vier Wochen nach den Ohnsorg-Akteuren gastiert mit einem Ensemble der Kammerspiele eine weitere Bühne aus der Hansestadt in Wunstorf. In „Der Theatermacher“ von Thomas Bernhard spielt Peter Bause die Hauptrolle. Die Kammerspiele zählen zu den renommiertesten Häusern Deutschlands. Dafür stehen Namen wie Gustav Gründgens oder Ida Ehre. Das Theater gehört seit 1994 dem früheren Wunstorfer Jürgen Hunke, der es vor der Pleite gerettet und massiv investiert hat. Großes Abonnement, 28 Euro im freien Verkauf.
Dienstag, 16. Januar 2024, 19.30 Uhr, Stadttheater: Walzer, Oper, Karneval lautet das Motto des Neujahrskonzerts des Göttinger Symphonie Orchesters. Im freien Verkauf 34 Euro.
Sonnabend, 10. Februar 2024, 19.30 Uhr, Stadttheater: „Gnadenlos gute Unterhaltung“ versprechen die Programmmacher für den Auftritt der „Humoristin“ Daphne de Luxe. „Artgerecht“ lautet ihr Motto an diesem Abend, an dem sie Parallelen zwischen Mensch und Tier zieht. Großes Abonnement, im freien Verkauf 28 Euro.
Dienstag, 5. März 2024, 19.30 Uhr, Stadttheater: Drei Schauspieler bringen in 18 Rollen „Sherlock Holmes und der Hund der Baskervilles“ auf die Bühne. Die Krimi-Komödie des Motown-Theaters aus Wolfsburg verwendet Motive von Arthur Conan-Doyle. Großes Abonnement, 28 Euro im freien Verkauf.
Sonntag, 7. April 2024, 18 Uhr, Stadttheater: „Lass uns ein bisschen swingen“ - ein „berauschendes Erlebnis“ kündigt der Kulturring für den Auftritt von Friedrich Rau und seiner Band an. Der Musical-Darsteller und Sänger hat 2022 Neuland betreten, indem er den deutschsprachigen Electro-Swing kreierte. Tanzbare Ohrwürmer verspricht das Programm. Großes Abo, 28 Euro im freien Verkauf.
Freitag, 19. April 2024, 19.30 Uhr, Stadttheater: „Smiley“ kommt nach Wunstorf, nicht als Agententhriller aus dem Kalten Krieg, sondern als romantische Komödie. Nach Barcelona und Netflix nun eine Produktion der Theatergastspiele Fürth im kleinen Abonnement, im freien Verkauf 28 Euro.
Dienstag, 23. April 2024, 19.30 Uhr, Stadttheater: „Sein oder nicht sein“ hat nicht vorrangig mit Hamlet zu tun. Die Aufführung des Hildesheimer Theaters für Niedersachsen bietet eine Komödie vor dramatischem Hintergrund. Orientiert am Lubitsch-Klassiker von 1942, thematisiert das Stück die Zeit deutscher Besatzung und das listige Spiel einer Warschauer Theatergruppe mit Wehrmachts-Soldaten und Gestapo. Lubitschs Werk war sehr umstritten, die Wunstorfer Programmmacher versprechen eine perfekte Mischung mit Tempo, Witz und Tiefgang. Großes Abonnement, 28 Euro im freien Verkauf.
Dienstag, 7. Mai 2024, 19.30 Uhr, Stadttheater: Nochmal große Namen in einem Schauspiel mit Musik, das das renommierte Tourneetheater Thespiskarren und das Fritz Rémond Theater Frankfurt aufführen: Edith Piaf und Marlene Dietrich sind „Spatz und Engel“ und treffen sich 1948 in New York. Die berühmten Chansons der Diven sind wesentlicher Bestandteil des Stücks. Kleines Abonnement, 28 Euro im freien Verkauf.
Dienstag, 28. Mai 2024, 19.30 Uhr, Stadttheater: „Endstation“ - ohne Sehnsucht – ist eine Inszenierung des Theaters für Niedersachsen Hildesheim, die auf John le Carrés Spionagekrimi basiert. ein psychologisches Duell im Nachtzug voller ausgefeilter Dialoge. Passend zum Schlusspunkt der Saison. Großes Abonnement, im freien Verkauf 28 Euro.
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