Wunstorf (as). Die Vernissage gestaltete der Vorstand des Forums Stadtkirche mit einem neuen Element: Statt eines Kunstkritikers lieferte ein Frage-und-Antwort-Spiel mit den Malerinnen Aufschluss über deren Arbeitsweise und Werke. Auf die Fragen hatten sich Schülerinnen und Schüler aus den Exzellenz-Kursen des Hölty-Gymnasiums gemeinsam mit ihrer Lehrerin Katja Ippisch intensiv vorbereitet. Forum und Schule setzen damit die bewährte Zusammenarbeit mit einem anderen Format fort.
Eingeleitet wurde die Eröffnung vom Wunstorfer Posaunisten Hans Wendt mit der Sängerin Oxana Voytenko und dem Gitarristen Klaus Heuermann. Voytenko ist eine Sängerin der Spitzenklasse. Sie komponiert, hat ein eigenes Jazz-Quartett und mit Größen wie Ack van Rooyen, Nils Wogram und Jiggs Whigham musiziert. In Hannover und Braunschweig unterrichtet sie Gesang und Klavier. Heuermann lebt in Pattensen und gilt als einer der vielseitigsten Instrumentalisten Deutschlands. Er spielt Bratsche, Geige, Bass, Cello und Banjo ebenso virtuos wie Klavier und Schlagzeug. Kritiker bescheinigen ihm, sich zwischen Klassik, Pop und Jazz stilsicher zu bewegen.
Der besonderen Ausstellung gab das Trio einen entsprechenden Rahmen: Mit einem „sphärischen“ Stück, so Elke Rothämel, die stellvertretende Vorsitzende des Forums, begann die Vernissage. Sie endete mit einer grandiosen Version des Evergreens „Irgendwo auf der Welt“, in den 30er Jahren gesungen von Lilian Harvey und den Comedian Harmonists.
Die traditionelle Sommerausstellung sei vorbereitet worden in „Zeiten, die uns nachdenklich machen“, sagte Rothämel. Die beiden Künstlerinnen, die familiäre Beziehungen zu Wunstorf haben, stellten sich dieser Situation und sagten, „was sie zu sagen haben“. Sie dankte Hans Heinrich Hanebuth, der zusammen mit Anja Emmanouilidis viel Mühe in das Kuratieren investiert habe. Hanebuth gab den Dank dafür, dass „sie das Wagnis eingehen“, an Wendt, Lück und Claus Elzholz weiter, dessen Projekt erst zum Ende der Ausstellung seine Wirkung entfaltet. Wer mag, kann auf einem Tisch in der Stadtkirche Punkte und Linien auf einen langen Papierstreifen zeichnen. Elzholz wandelt sie in der Finissage per Computer in Töne um.
Gründlich vorbereitet hatten sich auch die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums. Sie versuchten, mit ihren Fragen Arbeitsweise und Motivation der Künstlerinnen nachzuspüren. So erfuhr das Publikum, dass beide viel gereist sind und reisen. Lücks Bilder spiegeln nach eigenen Worten das wider, was sie in fernen „Kontinenten und Welten jenseits unserer Realität“ aufnimmt. Aus ihren Eindrücken, Erfahrungen und Fotografien entstehen ihre Gemälde, sehr farbintensiv und in der Komposition der Elemente außergewöhnlich.
Wendt zeigt in der Kirche fast monochrome Porträts von Menschen – ein reizvoller Gegensatz zu den Werken ihrer Kollegin. Sie reise nicht im landläufigen Sinn, erzählt sie, sie gehe für ihre Arbeit auf Menschen zu. Die gezielten „ganz wundervollen“ Fragen der Gymnasiasten könne sie nicht im Detail beantworten. Immerhin so viel: Auf die Frage nach einem Rat für junge Künstler antwortete sie: „Wer etwas zu sagen hat, der findet seinen Weg.“
Die Interviews waren eine gelungene Auflockerung der Vernissage, gerieten allerdings ein wenig zu lang und waren nicht immer gut zu verstehen. Gut 30 Besucherinnen und Besucher nutzten – nach kräftigem Applaus für alle Beteiligten – die Möglichkeit, mit Lück und Wendt ins Gespräch zu kommen.
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