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Weltklasse auf Strümpfen: Ovationen für The Real Group

05.07.2022 • Redaktion • Aufrufe: 832

Sie kommen auf Strümpfen. Aber sie sind nicht leise. Im Gegenteil: Fünf herausragende Stimmen zeigen im Kulturzelt, wie stark, packend und stimmungsvoll Gesang ohne Instrumente sein kann. The Real Group aus Schweden – in dieser Besetzung erst ein gutes halbes Jahr zusammen – ist der Höhepunkt des 12. Jazzchor-Festivals. Gut 300 Gäste wurden aufgewärmt von Chören aus der Region, danken mit stürmischem Applaus und ernten zwei Zugaben.

05.07.2022
Redaktion
Aufrufe: 832
Weltklasse aus Schweden: The Real Group. Vorn die Altistin Joanné Nugas | Foto: Malte Süß

Wunstorf (as/ms). Freunde nennen sie kurz Twister, die Wunstorfer Sängerinnen und Sänger von Friedrich Kampes Aktionschor Twist and Shout. Sie sind an diesem Abend dazu da, das Publikum aufzuwärmen. Das gelingt mit „Wunsdörp sin Kau“ ohne Verzögerung. Zum ersten Mal stürmischer Applaus. „After Six“ ist eigentlich ein hannoversches Chorensemble von etwa 30 Sängerinnen und Sängern. Ins Kulturzelt kommt es wegen der Pandemie ohne Männer. Dem Auftritt schadet es nicht. Das Publikum versteht schnell, warum die stimmgewaltigen Frauen unbedingt in Wunstorf auftreten wollen. Sie sind mit großer Freude und viel Talent bei der Sache.

Und dann die „Movin‘ Voices“ aus Hannover Linden. Die schreiben auf ihrer Internetseite: „Wir singen nicht nur, wir tanzen auch.“ Und wie. Ist es Gesang mit Tanz oder Tanz mit Gesang? In jedem Fall bringt es sofort Stimmung ins Zelt. Bei „Candyman“ weht ein Hauch von Broadway von der Bühne ins Publikum, wenn die Sängerinnen ihre Tupfenkleider und Petticoats in Schwingung bringen. Grandios ihre Version von „In jeder Frau steckt ein Stück Hefe“ und das Abba-Medley.

Apart und stark auch ohne männliche Stimmen: After Six | Foto: Achim Süß
Tupfenkleid und Petticoat: Movin‘ Voices bringen Broadwayfeelings ins Kulturzelt | Foto: Achim Süß

„Ich hab noch einen Koffer in … Amsterdam.“

Nach der Pause das, was die Meervocal-Macher Top Act nennen: The Real Group aus Stochholm. Die beiden Sängerinnen und ihre drei Kollegen sind zum ersten Mal in Deutschland für ein Konzert. Ihren Auftritt in Wunstorf werden sie lange nicht vergessen. Ihre Koffer sind mit der gesamten Ausrüstung in Amsterdam, als sie am Nachmittag eintreffen. Wer das nicht weiß, wundert sich allenfalls, dass die drei Sänger ohne Schuhe auf der Bühne sind. Kampe und auch die Gruppe lassen es sich nicht nehmen, die frische Anekdote auszubreiten. Viel Lob bekommt dabei das Modehaus an der Südstraße ab, wo die jungen Schweden alles finden, um den Auftritt zu retten. Bei Kolossa gibt es alles zwischen Betty Barclay und Xox.

Zeigt her eure Füßchen, zeigt her eure Schuh‘ | Foto: Achim Süß

So frisch und modisch wie die Kleidungsstücke ist das Programm. Da ist „Nature Boy“, ein Standard aus den späten 1940er Jahren. Nat King Cole hat ihn als Erster interpretiert, die Cover-Versionen sind nicht mehr zu zählen. Eine der schönsten stammt von José Feliciano. An diesem Abend im roten Zelt neben dem Hölty-Gymnasium hört das Publikum eine Version, die der von Feliciano kaum nachsteht. Das Niveau ist Weltklasse – so, wie es Friedrich Kampe angekündigt hat. Und es bleibt so bis zu den Ovationen am Schluss.

Starensemble

Die Gruppe besteht seit fast 40 Jahren und sagt von sich, sie sei ein eigenes Genre. Das zeigt die aktuelle Besetzung in jeder Minute. The Real Group hat ein eigenes Festival in Schweden und eine Akademie noch dazu. Im Kulturzelt präsentiert sie Klassiker des Pop und eigene Werke. McCartneys „Black Bird“ ist in einer individuellen Version zu hören oder das bewegende „Maria“, von einem früheren Gruppenmitglied für eine todkranke Zuhörerin geschrieben. Ihre Arrangements sind intelligent und kreativ, genau wie ihre Moderationen. Teils in Deutsch, teils in Englisch liefern sie Erklärungen zu ihrer Musik und ihrer Heimat.

The Real Group macht ihrem Namen alle Ehre: Keiner steht einem anderen nach, das Ensemble ist der Star. Mühelos wechselt es zwischen Jazz, lautmalerischen Songs und Eigenkompositionen. Das Publikum ist gefangen vom ersten Ton an, und mehr als einmal kommt im Zirkusrund eine Stimmung auf wie in einem Gospelgottesdienst, unterbrochen nur vom Klirren leerer Flaschen am Bierwagen vor dem Zelt. Ein gelungener Höhepunkt des Festivals, ein Erlebnis der Sonderklasse.

Opener für die auswärtigen Ensembles: Twist and Shout aus Wunstorf | Foto: Achim Süß
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