Wunstorf (as). Ein sichtlich stolzer Schulleiter beschreibt die künstlerisch aktiven Schülerinnen und Schüler als „kleine, aber exquisite Gruppe“. Kunst und Musik, so Hölty-Leiter Jobst Heizmann mit Blick auf die Bilder an den Wänden und die vier Streicher hinter sich im Altarraum, hätten einen hohen Stellenwert am Gymnasium.
Zuvor hatte Alexander Voigt für das Forum den Stellenwert dieser Schau betont: Es ist die Eröffnung des Kulturprogramms in der Stadtkirche nach coronabedingter Unterbrechung.
Voigt benutzt bewusst die Vokabeln Kunst und Künstler, denn er weiß um die Entstehungsgeschichte der Werke, kennt den Ansatz, den die Kunstlehrerinnen Katja Ippisch und Ulrike Hölwarth später in Einzelgesprächen vor den Bildern ebenso erläutern wie die Schülerinnen und Schüler.
„Ansichten der Natur“ lautete das Thema des anspruchsvollen, lang angelegten Projekts. Ausgangspunkt war Caspar David Friedrichs berühmtes Gemälde „Der Watzmann“, ein für das Zentralabitur vorgegebenes Kunstwerk. Friedrich hat das markante Felsmassiv bei Berchtesgaden nie selbst gesehen und doch ein sehr realistisches Werk geschaffen. Es gilt als die bedeutendste Darstellung einer Gebirgslandschaft der Romantik.
Die Arbeitsweise des Malers war ein wesentlicher Teil des Unterrichts: Friedrich kombinierte Skizzen von Reisen durch Harz und Riesengebirge mit Studien und Zeichnungen seiner Schüler. Die zusammengesetzte Landschaft ist eine perfekte Montage mit hohem Realitätsanspruch. Ganz anders das ebenfalls vorgeschriebene Bild „La Montagne Stainte-Victoire“ von Paul Cézanne. Die abstrahierte Landschaft der Provence ist erkennbar in Farben und Formen, die Darstellung entfernt sich aber stark von der Wirklichkeit.
Die Aufgabe im Kunstkurs war, eine markante Landschaft aus Wunstorf oder Umgebung erkennbar darzustellen. Ippisch: „Im ersten Schritt sollten die Schülerinnen und Schüler eine Collage der Landschaft aus verfügbaren, farbigen Schnipseln kreieren.“ Als Vorlage durften eigene Fotos, Zeichnungen oder auch Bilder aus dem Internet herangezogen werden, Ergänzungen um druckgrafische Elemente oder lavierende Farben waren möglich. Im Sinne einer Friedrich’schen Montagelandschaft durften verschiedene Landschaftsbilder miteinander kombiniert werden.
Zweiter Schritt war der Hauptteil der Aufgabe: die Gestaltung eines großformatigen, abstrahierten Gemäldes auf Grundlage der Collage. So sind 32 Arbeiten, zum Teil auf Sperrholzplatten oder auf festem Papier, entstanden. In der Ausstellung mit dem Titel „Wunstorf mal(t) anders“ werden außerdem die Collagen aus den Kursen auf erhöhtem Niveau und auch aus den Grundkursen präsentiert.
Die Stadtkirche ist dienstags zwischen 10 und 12 Uhr geöffnet sowie zwischen 15 und 17 Uhr, mittwochs und donnerstags von 15 bis 17 Uhr und freitags von 10 bis 12 Uhr.
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