Bahnübergänge halten auch im Jahr 2021 Wunstorf in Atem – sei es am Luther Weg, wenn die Fern-, Regional- und Güterzüge den Straßenverkehr unterbrechen, oder sei es an der „Sölterkreuzung“, wenn das Abwasser zur Verfüllung über die Kleinbahnstrecke zum ehemaligen Bergwerk Sigmundshall transportiert wird. Mehr noch als heute gehörten sie vor 100 Jahren zum Stadtbild – und waren Ursache für manchen Unfall. So auch im Herbst des Jahres 1921. Am 5.11.1921 berichtete die Wunstorfer Zeitung:
Gestern Nachmittag ereignete sich am Bahnübergange beim Hotel zum Ritter ein Unfall, der leicht schlimme Folgen hätte haben können. Kurz vor der gegen 2 Uhr fälligen Durchfahrt des D-Zuges aus der Richtung Minden passierte ein mit Holzstämmen beladenes Fuhrwerk den Bahnübergang. Es hatte den Bahnkörper noch nicht ganz verlassen, als der Zug heranbrauste, das Fuhrwerk zur Seite schleuderte und zertrümmerte. Fuhrmann und Pferde sind mit dem Leben davongekommen. Auch dem Zuge ist kein ernsteres Unglück passiert.
Wir schreiben das Jahr 1921. Wunstorf ist eine kleine, landwirtschaftlich geprägte Ortschaft in der preußischen Provinz Hannover. Das Ende des Ersten Weltkriegs liegt noch nicht lange zurück, die Menschen erleben viele Umbrüche in der ersten deutschen Demokratie. Man ist auf dem Weg in die „Goldenen Zwanziger“. Es ist das Geburtsjahr der späteren Widerstandskämpferin Sophie Scholl - und Adolf Hitler wird Parteivorsitzender der noch jungen NSDAP.
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