Deutschland zählt zur Spitze der exportierenden Nationen, Produkte „made in Germany“ gehen in die ganze Welt. Vor 100 Jahren war das etwas anders: Nach dem Ersten Weltkrieg waren deutsche Waren aus politischen Gründen geächtet – und die Produktion erholte sich nur langsam. Das bekamen auch die großen Firmen in Wunstorf zu spüren. Die Leine-Zeitung berichtete über die außerordentliche Generalversammlung der Wunstorfer Portland-Zementwerke AG:
Über die Geschäftslage teilte die Verwaltung mit, dass die Absatzverhältnisse gegenüber dem Vorjahr sich in angenehmer Weise gesteigert haben, doch ist das Werk nur mit dem vierten Teil seines Betriebs in Tätigkeit. Die Nachfrage nach deutschem Zement im Ausland ist sehr rege, doch hapert der Export an dem Mangel an Schiffen und daran, dass einzelne Länder sich sträuben, deutschen Zement zu beziehen. Die Hauptabsatzgebiete erstrecken sich auf das neutrale Ausland und Südamerika, besonders Brasilien und Argentinien.
Wir schreiben das Jahr 1920. In den USA beginnt die Prohibition, und Wunstorf ist eine kleine, landwirtschaftlich geprägte Ortschaft in der preußischen Provinz Hannover. Der Erste Weltkrieg ist gerade zu Ende gegangen, die Menschen erleben viele Umbrüche in der ersten deutschen Demokratie. Die „Goldenen Zwanziger“ stehen vor der Tür.
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