Der Hunger blieb ein Thema, erst recht im Winter nach dem Ersten Weltkrieg. Doch Lebensmitteldiebe stahlen nicht nur für den Eigenbedarf. Heutzutage würden Einbrecher ihre Beute im Fluchtauto verstauen – damals kamen sie zu Fuß und brachten einfach einen großen Wäschekorb mit. Die Leine-Zeitung berichtete am 30. November 1920:
In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag wurde bei dem Anbauer Langrehr eingebrochen. Die Diebe hatten es auf Lebensmittel abgesehen. Sie haben 22 Knoppwürste, 20 Brägenwürste, 10 Gläser Wurst, ein Stück altes Rauchfleisch, 2 Flaschen Wein und 2 Brote mitgenommen; von dem dritten Brote haben es die Diebe sich gut schmecken lassen und süße Sachen dazu getrunken. Ein junger Mann aus einem benachbarten Orte kam zwischen 1 und 2 Uhr von seiner Braut zurück und begegnete den Einbrechern. Er schöpfte aber auf die jungen Burschen, welche einen Schließkorb bei sich führten, keinen Verdacht. Die Spur des herbeigeholten Polizeihundes führte in der Richtung nach Wunstorf. Für den Diebstahl können nur ortskundige Personen in Frage kommen.
[box type=“info“ align=““ class=““ width=““]Wir schreiben das Jahr 1920. In den USA beginnt die Prohibition, und Wunstorf ist eine kleine, landwirtschaftlich geprägte Ortschaft in der preußischen Provinz Hannover. Der Erste Weltkrieg ist gerade zu Ende gegangen, die Menschen erleben viele Umbrüche in der ersten deutschen Demokratie. Die „Goldenen Zwanziger“ stehen vor der Tür.[/box]
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