Wunstorf/Singapur (ds). In den letzten Wochen ist viel passiert. Vom thailändischen Festland aus ging es mit der Fähre zur Insel Langkawi, womit Malaysia erreicht war. Auf der Fähre dann wieder das bekannte Spiel: Obwohl vorab bezahlt, wird auf der Fähre noch einmal kassiert. Auch sonst ist der Start in Langkawi nicht der beste: Einen Roller kann sich Völkers legal nicht leihen, da er keinen Führerschein dabei hat, und auch nicht einmal ein Bier kaufen in der Freihandelszone.
Die nächste Station ist Georgetown, abermals mit der Fähre geht es zur nächsten Insel, nach Pengnan. Als es dann jedoch weiter aufs malaysische Festland gehen soll, klappt das nicht so einfach: Die Brücke, die die Insel mit der Küste verbindet, ist für Fahrradfahrer nicht passierbar, nur Autos sind erlaubt. Also radelt Völkers den langen Weg wieder zurück, um die Insel mit der Fähre zu verlassen. Wie zur Entschädigung ist die Fähre dieses Mal sogar kostenlos: Man bezahlt nur, wenn man auf die Insel will, nicht aber, wenn man sie verlassen möchte.
Die Fahrt Richtung Kulala Lumpur gestaltete sich teils ausgesprochen abenteuerlich. Nicht nur, dass Ralf Völkers in der Einflugschneise des internationalen Flughafens von Kuala Lumpur im Zelt übernachtete, weil es mit der Unterkunft nicht klappte … die Straßen waren die eigentliche Herausforderung. Zwar gibt es spezielle Extra-Straßen für Mopeds, die die vielen Autobahnkreuze über- und unterqueren, doch die waren mitunter gesperrt, so dass Völkers mit dem Fahrrad tatsächlich auf 6-spurige Autobahnen ausweichen musste. Als Radfahrer bei Dunkelheit und Regen auf der Autobahn in Malaysias Hauptstadt anzukommen, das ist etwas für die Mutigeren.
Bei Tageslicht entdeckte Völkers dann die vielen Radwege, die es durchaus gibt in Kuala Lumpur. Leider werden sie oft, genau wie die Gehwege, von Autos zugeparkt. Und man verläuft sich dauernd in der weitläufigen Metropole. Es sei schwierig, sich in dieser Stadt zu orientieren, sagt Ralf Völkers, während er die imposante Architektur bestaunt.
Weiter ging es über Port Dickson und Malakka nach Singapur. Doch Google Maps sabotiert die Reise, indem es Völklers immer wieder auf letztendlich gesperrte Straßen lotst und ihn auch mal 10 Kilometer im Kreis durch menschenleere Trabantenstadtbaustellen fahren lässt. Oder direkt ins Wasser führt, wo er mangels Alternativen einen Fischer überreden muss, ihn samt Fahrrad in einem Motorbötchen überzusetzen. In einer Nussschale, die nicht viel größer ist als die Tretboote auf dem Steinhuder Meer. Vom Plan, sich in Port Dickson mal an den Strand zu legen, muss Völkers sich auch verabschieden: Die Häuser reichen als Pfahlbauten bis ins Wasser hinein, einen Strand gibt es gar nicht.
Singapur dann machte einen unheimlich sauberen und sicheren Eindruck auf Völkers. Kein Wunder: Wer Deutschland bereits für überreguliert hält, war noch nicht in Singapur. Kaugummi gibt es nur auf Rezept in der Apotheke, und Graffitischmierereien werden mit Haft- und Körperstrafen geahndet.
„Mein Gott, ist das fürchterlich.“Ralf Völkers über den Straßenverkehr in Singapur
Doch der positive Eindruck gilt nicht für den Straßenverkehr. Es sei laut, dreckig und unheimlich viel Verkehr auf den Straßen, berichtet Völlkers.
Zumal kommen Fahrräder im Verkehrskonzept von Singapur überhaupt nicht vor, jedenfalls keine Fernreiseradler. Mit dem Fahrrad überhaupt in den Stadtstaat einzureisen, ist so gar nicht vorgesehen. Stattdessen entdeckt Völkers viele Leihfahrräder am Straßenrand. Doch dem Radtouristen Völkers begegnen alle sehr freundlich. Vielleicht liegt das auch am runderneuerten und funkelnden Fahrrad, denn in Singapur wurde ein Werkstattbesuch nötig.
Eine professionelle Fahrradwerkstatt zu finden ist jedoch alles andere als leicht: Diverse Läden schicken Völkers einfach weg, bis er jemanden findet, der sich an sein Randonneur herantraut. Die Fahrradwerkstatt gehört einem Schweizer, und sie bringt Völkers Reiserad, das nach so vielen Kilometern und dem unsanften Herumtransportieren auf diversen Fähren inzwischen doch gelitten hat, wieder auf Vordermann. Ein Rad wird neu eingespeicht und die Kette gewechselt.
„Das ist schon beeindruckend.“Ralf Völkers über Singapurs Stadtbild
Doch damit nicht genug, man ist schließlich in Singapur: das Fahrrad wird auch noch gründlich geputzt – vom philippinischen Downhill-Meister, der in der Fahrradwerkstatt arbeitet, höchstpersönlich. So blitzblank war Völkers Rad auf der ganzen Reise noch nicht.
Singapur beeindruckt wie schon Kuala Lumpur zuvor mit atemberaubender Architektur. Hochhäuser, bei denen einem schon schwindelig wird, wenn man von unten nach oben schaut. Oder das über einer Wasserstraße erbaute Einkaufszentrum, in das man mit dem Boot fahren kann.
Nach Singapur war das Ziel Batam: Indonesien war erreicht. Und hier reichte es Völkers nun endgültig. Der viele Verkehr, die vielen Mopeds. Es wurde immer schlimmer. Es kam zum zweiten „Türkei-Moment“: Statt weiter mit Fähren von Insel zu Insel zu hoppen und sich inmitten eines Wahnsinnsstraßenverkehrs zwischen den Zentren zu bewegen, beschloss Ralf Völkers, die Reise erneut abzukürzen. In Batam stieg er in den nächsten Flieger und steuerte Bali direkt aus der Luft an.
Nervenschonender war das jedoch nicht gerade: Die Zwischenlandung auf dem Flughafen Bandung verlangte dem an Ordnung im Passagierverkehr gewöhnten Völkers so einiges ab. Auf dem Flugfeld ging es zu wie auf dem Basar: Fluggäste liefen einfach zwischen Flugzeugen beim Pushback hin und her, als sei es das Normalste der Welt. Doch sein Flieger landete sicher auf Bali – wo ihn dann noch mehr Straßenverkehr begrüßte als in Batam.
Trotzdem hat Völkers hier nun erst einmal sein Hauptquartier eingerichtet. Das Fahrrad bleibt vorerst allerdings stehen, sicher eingeschlossen im Hotelzimmer. Jetzt wird erst einmal wieder richtig Urlaub gemacht, um sich von dem ganzen Verkehrsstress zu erholen. Heute will Ralf Völkers als ganz normaler Tourist Nusa Lembongan ansteuern.
Hallo Ralf, weiterhin alles Gute für die nächste Zeit wünschen dir Monika und Michael, W. Düend. 36a