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Ey, haste mal ’n Gutachten?

20.02.2021 • Horst Koschinsky • Aufrufe: 2031

Horst parkt bald nicht mehr in der Innenstadt …

20.02.2021
Horst Koschinsky
Aufrufe: 2031
Horst grantelt - Parkuhr

Ihr wollt also bald die letzten Gratis-Kurzzeitparkplätze abbauen in Wunstorf. Und das soll dann den Händlern helfen? Welcher Logik von welchem Planeten soll das eigentlich folgen? Wenn ich mein Postpaket zur Filiale in der Südstraße bringen will, aber selbst für 5 Minuten einen 30-Minuten-Parkschein ziehen muss, dann ist die Sache gestorben.

So begeistert man keinen Autofahrer für die Innenstadt. Ja, die Parkplätze sind knapp. Wenn der Bäcker zu wenig Brötchen für alle Kunden hat, dann ist er irgendwann ausverkauft oder macht die Brötchen halt teurer, so weit nachvollziehbar. Blöd nur, wenn der andere Bäcker direkt nebenan noch genug hat zum halben Preis. Jeder Erstklässler kann ausrechnen, wo die Leute dann zum Einkaufen hingehen. Dann geht’s halt direkt auf den Parkplatz bei der nächsten Tankstelle oder Supermarkt. Nur in Wunstorf braucht man dafür ein Gutachten.

Geizkragen wie mich erzieht man nicht um. Wir bleiben dann einfach weg. „1 Euro bringt keinen um“, tönt es aus der Politik. „Parkscheibe ist schon lästig genug“, tön ich gern zurück. Mehr Aufwand betreib ich nicht, und andere sehen das wohl ähnlich. Mit Komfortverschlechterung kann man niemanden begeistern. Und sonderlich sympathisch macht sich eine Stadt damit auch nicht.

Nicht mal eine „Brötchentaste“ wie in Neustadt gibt es. Das ist zwar Papierverschwendung und auch lästig, aber wenigstens etwas. Aber selbst dafür ist man sich in Wunstorf zu fein. Bloß nicht auf die Leute zugehen. Die könnten ja Gefallen dran finden, öfter mit dem Auto kommen und dann noch mehr der raren Parkplätze belegen. Dann lieber Autofahrer vergraulen und hoffen, dass die Leute aus dem Umland trotzdem weiter mit dem Fahrrad kommen.

Damit geht nicht nur die Südstraße weiter den Bach die Aue runter. So viel Geld kann man mit neuen Parkscheinautomaten gar nicht einnehmen, wie man hinterher wieder für Gutachten raushauen muss, weil man sich verwundert die Augen reibt, warum die Altstadt plötzlich verödet ist. Wissenschaftliche Fragestellung: Wie konnte das nur passieren?

Immerhin sind ja wohl nun erstmal die Pläne auf Eis gelegt, die Mittelinsel am Schützenplatz durch eine Fußgängerampel zu ersetzen. Da wäre ich wirklich traurig gewesen. Das war immer die Stelle, wo ich als Autofahrer gern freiwillig angehalten habe, um Radfahrer und Fußgänger rüberzuwinken. Eine letzte Bastion der Nettigkeit im heute so rauen Straßenverkehr.

Aber wahrscheinlich bin ich einfach nur schon zu alt, um die Notwendigkeit für freiwillige Rücksichtnahme im Straßenverkehr noch als wertvoll zu erachten. Lichtzeichenanlage hin, Ende der Diskussion. Wenn wir in Wunstorf schon nicht genügend Parkplätze haben, dann wenigstens immer genug Ampeln, um damit notfalls – bei Stromausfall in Klein Heidorn – die Landebahnbeleuchtung am Fliegerhorst ersetzen zu können.

Mit kurzzeitigen Grüßen
Horst Koschinsky

Zuerst erschienen in Auepost #16 (02/2021)

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Kommentare


  • Basti g. sagt:

    Es lebe Amazon! Der deutsche entsorgt sich gerade selbst und wenn man was sagt gehts gleich los mit rechter Flügel, Andreas usw . Bald werden alle wach

    • Basti g. sagt:

      Afd usw. Nicht andreas

    • Frank Kettner-Nikolaus sagt:

      @Basti g.: In unserem Land ist zum Glück per Verfassung Meinungsfreiheit garantiert! Das ist ein hohes Gut, was es zu erhalten gilt. Jeder kann sich zum Beispiel gegen den Online- Handel und Monopol-Strukturen wie Amazon aussprechen und wenden. Das hat zunächst mal nichts mit rechter oder linker Gesinnung zu tun. Das Thema Einzelhandel hat aber nichts mit unserer Nationalität zu tun. An der Stelle rückt eine solche Äußerung in unmittelbare Nähe rechter Gesinnung a la Afd, die bei vielen Themen immer den Nationalismus in den Vordergrund schiebt, obwohl diese Haltung nicht zu Lösungen beiträgt, sondern zum Teil erst Konflikte schafft.
      Hier geht es um lokalen Handel, egal welche Herkunft die oder der Händler*in hat. Und dieser Handel muss gestärkt werden, von den Menschen über Einkäufe und von der Politik durch Verbesserung der Rahmenbedingungen, intelligente Verkehrspolitik unter Einbeziehung der Unternehmen und Anwohner*innen. Mit Parkgebühren und einer Änderung der Anzahl von Parkplätzen alleine werden sich die Probleme nicht lösen lassen. Es braucht nochmal ein neues, gemeinsames Nachdenken und dann Handeln!

  • Jörg sagt:

    Es ist schon traurig zu sehen, wie die Verwaltung mit dem neuartigen „Statt-Marketing“ durch Erhöhung der Parkgebühren die potentiellen Kunden aus der Innenstadt vertreibt. Auf diese Einnahmen muss die Stadt verzichten, wenn die Innenstadt nicht veröden soll.

  • Bernd-Michael Rosenbusch sagt:

    Ich würde ja gerne den Einzelhandel stärken – nur dazu muss dieser auch mal ein wenig Flexibilität zeigen.
    Einige Einzelhändler, nicht nur in Wunstorf, sind immer noch nicht in der Moderne angekommen. Was man nicht hat, dass gibt es eben nicht. Also geht der Kunde dahin, wo er die Dinge unkompliziert und schnell bekommt, und das ist nun mal Amazone.
    Diese Marktmacht bricht keiner mehr. Warum soll ich in die Innenstadt fahren, wo ich mit Parkplätzen und den entsprechenden Gebühren belasten muss, wo mir doch alle Dinge ins Haus geliefert werden. Es ist leider ein traurige Entwicklung. Aber wenn man sich unsere an und für sich schöne Innenstadt ansieht, findet man überwiegend Handelsketten, die sich in allen Städten gleichen.
    Das sind auch die, die sich die hohen Mieten in der Innenstadt noch leisten können. Das Verbraucherverhalten hat sich in den letzten Jahren – ob wir es wollen, oder nicht geändert. Mit Parkgebühren bringt man keine Kunden in die Innenstadt.
    Es geht heute nach dem Motto: Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit.

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