Wunstorf (nr). Am 04.01.2018 war das Theater Liberi zu Gast in Wunstorf und begeisterte das Publikum mit seiner Musicalfassung vom Aschenputtel.
Wer kennt sie nicht, die Geschichte der Kaufmannstochter Aschenputtel, deren Stiefmutter und Stiefschwestern ihr das Leben auf alle erdenkliche Weise schwermachen und die am Ende doch ihren Prinzen bekommt.
Aschenputtel gehört zu den schönsten und beliebtesten Märchen der Weltliteratur, und das schon seit mehr als 200 Jahren. Laut einer Befragung des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) aus dem Herbst 2015 ist Aschenputtel bei Mädchen zwischen 3 und 13 Jahren das beliebteste Märchen.
Grund genug für das 2008 gegründete Theater Liberi aus Bochum, die Story der Cinderella (englische Bezeichnung für Aschenputtel) in ein neues modernes Gewand zu verpacken.
Doch wer sich auf eine originalgetreue Inszenierung des Märchens der Brüder Grimm freute, musste schnell feststellen, dass in der Musicalfassung von Liberi-Autor und Regisseur Helge Fedder nichts so ist, wie es eigentlich sein sollte.
„Wir wollten die altbekannte Geschichte etwas entstauben und zeitgemäß neu interpretieren“, erklärte die Aschenputtel-Schauspielerin Lena Conzendorf. Und dies ist dem Theater Liberi hervorragend gelungen. Aschenputtel – das Musical ist eine moderne Neuerzählung des Märchenklassikers, welche wichtige Werte wie Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Lebensfreude, Mut, Selbstvertrauen, Offenheit und Toleranz vermittelt.
„Wenn du das Glück suchst, wirst du es finden. Aber du musst es laut aussprechen, sonst hört es dein Herz nicht.“ Die gute Fee ermuntert Aschenputtel ihren Traum zu leben.
Natürlich gibt es eine böse Stiefmutter (Carina Nopp), die Aschenputtel zunächst das Leben schwermacht, sich am Ende jedoch bei Aschenputtel entschuldig, nachdem sie von ihrer Tochter Greta zurechtgewiesen wurde. Als Strafe will die vormals böse Stiefmutter sogar Linsen sortieren. Die Stiefschwester Greta (Elisa Maria Matzer) ist alles andere als böse. Sie versteht sich blendend mit Aschenputtel, setzt sich für Aschenputtel ein und beglückwünscht ihr Schwesterchen herzlich zur Hochzeit mit ihrem Prinzen Erik (Markus Peters). An dem Prinzen hat sie im Übrigen kein Interesse, da sie lieber studieren und reisen will. Und der König (Dennis Fischer) ist alles andere als königlich, weder streng noch staatsmännisch. Er legt vielmehr Wert auf Freude und Spaß. Zum Leidwesen des mäßig begabten Hofnarren (Elisa Maria Matzer) ist er der Witzbold. Zur Freude seines Sohnes, dem Prinzen, legt er wenig Wert auf die soziale Stellung seiner zukünftigen Schwiegertochter. Er möchte vielmehr, dass sein Sohn die Frau heiratet, die ihm gefällt. Der Prinz ist sich nicht zu schade, auch mal inkognito Botengänge zu erledigen und nimmt es locker, als ihn Greta, unwissend über seine wahre Identität, als Prinz Gurkennase bezeichnet. Ein besonderes Highlight war die, zunächst als Taube verkleidete, quirlige Fee (Elisabeth Kirch). Sie hilft Aschenputtel beim Sortieren der Linsen, so dass diese unbemerkt zum Ball des Königs gehen kann.
Diese Musicalfassung des Märchenklassikers der Brüder Grimm besticht durch viel Humor, Romantik sowie poppige und gefühlvolle Songs. Das schlicht gehaltene Bühnenbild richtete die Aufmerksamkeit des Publikums geschickt auf Charaktere und Handlung. Es verhinderte so die Ablenkung des an diesem Abend stark vertretenen jungen Publikums. Das Bühnenbild zeigte zunächst Aschenputtels Küche und verwandelte sich im Laufe der Vorführung in einen festlichen Ballsaal mit Thron und Treppe.
Die schauspielerische und gesangliche Leistung der sechs Darsteller überzeugte. Diese hatten einiges zu tun, da jeder in mehrere Rollen schlüpfte und so sein schauspielerisches Talent zeigen konnte. Die poppigen Songs und gefühlvollen Balladen des Musikerduos Christoph Kloppenburg und Christian Becker gehen ins Ohr und haben wichtige Botschaften: „Du, wenn du Hilfe brauchst, dann warte nicht zu lang. Du, wenn du helfen kannst, dann mach es jetzt, denn helfen ist gut.“, „Gut, dass du bei mir bist und mich magst wie ich bin, ganz egal wie du scheinst, wichtig ist, wie du bist.“ oder „Habt ruhig Spaß, macht es gern, was immer ihr auch machen wollt. Lebe jetzt, nicht erst dann, wenn du zu alt zum Leben bist.“ Zum Ende der Inszenierung litt die Textverständlichkeit der von allen Schauspielern gemeinsam gesungenen Lieder. Abhilfe verschaffte das als Poster gestaltete Programmheft, dort wurden die Songtexte abgedruckt.
Zum Abschluss der Aufführung gab es auch ein kompromissloses Happy End, ganz ohne Blut im Schuh. Prinzessin Becherschmeiß (so wurde Aschenputtel genannt, da sie den Prinzen aus Versehen mit einem Becher Wasser beschüttetet) und Prinz Gurkennase (diesen Spitznamen gab Greta dem Prinzen) heiraten und alle (inkl. der Stiefmutter) freuten sich mit den beiden.
Zusammenfassend lässt sich die Inszenierung als voller Erfolg verbuchen. Dieser Erfolg wurde auch durch einen lang anhaltenden Beifall des Publikums honoriert.
Nach der Vorstellung konnten die jungen Fans die Schauspieler aus der Nähe bewundern. Während einer Autogrammstunde signierten die Darsteller CDs sowie Poster und standen für Erinnerungsfotos zur Verfügung.
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