Wunstorf (ds). Musicals sind aktuell das ganz große Thema im Wunstorfer Schulchorwesen. Theaterdarbietung und Gesang verbinden sich zu einem abwechslungsreichen, kurzweiligen Vergnügen. Der Chor der Musikschule brachte die Zeit auf die Bühne, die „Groheidos“ gleich Zeit und Raum, und der Kolenfelder Kinderchor ließ es afrikanisch angehen.
Auch die „Barnebees“ der Albert-Schweitzer-Schule zeigten kurz vor den Sommerferien noch ihr Können im Barne-Schulzentrum, nachdem sie gerade erst beim Neubürgerempfang aufgetreten waren. Bei den drei letztgenannten Chören zieht Matthias Schwieger die Fäden, als Chorleiter vom Verein zur Förderung der Musik. Als solcher bewies er auch bei den Barnebees einmal wieder den richtigen Riecher bei der Auswahl des Musicalstoffs.
Schwieger hatte mit „Schwein gehabt“ ein Stück gewählt, das allen gleichermaßen Spaß machte: den Kindern, die in ihren tierischen Rollen aufgehen konnten, und den Eltern und Verwandten, die sich über die Reime und Wortspielereien amüsierten.
„Nur ein fettes Schwein bringt etwas ein … still deinen Durst, das ist gut für die Wurst“Der Bauer
Fast schon parabelartig gestaltete sich der Inhalt des Stücks: Die Sau Piggy, eitel, arrogant und bei den anderen Bauernhoftieren nicht besonders beliebt, wird vom Bauern gemästet, um mit ordentlichem Gewinn an den Metzger veräußert zu werden. Das lassen die anderen Tiere jedoch nicht zu, verstecken das Schwein in ihren Reihen und setzen es auf Diät – Happy End garantiert.
Das Sujet des Musicals bot das ideale Umfeld, um mit teils derben Reimen, politisch ganz inkorrekt, für einige Lacher zu sorgen – ohne jedoch anstößig zu wirken. Auf dem Bauernhof ist ein Ochse nun mal ein Ochse und die fette Sau eine fette Sau.
Die ist nicht nett, nur fettSchweintaxierende Bauernhoftiere
Dass es für eine bezaubernde Show keine großen Effekte, sondern vor allem eine witzige Vorlage, erweitert um eine gewitzte Choreographie, braucht, bewies die Darbietung ohne Mühen. „Mäuse“, die sich taktgenau nur zum Refrain keck aus der Masse der am Boden liegenden Tiere erheben. Ein Mastschwein, das sich mit Deodorant einnebelt. Ein stoisch-antriebsloser Wiederkäuer, der sich stets elegisch zu Wort meldet. Eine Running-Gag-Henne mit ausgeprägtem Problembewusstsein. Die Charaktere boten hohes Potential für ein herrlich überzeichnendes Spiel.
Die Zuschauer waren gleich mehrfach beeindruckt. Einmal, wie textsicher sich die Hauptdarsteller zeigten. Nicht nur den Gesang, auch alle Dialogszenen des immerhin 45-minütigen Stücks saßen perfekt. Und auch der Umstand, dass bei hochsommerlicher Hitze teils vollkostümiert gespielt – und professionell durchgehalten wurde: Küken, Mäuse, Gänse, Katzen, Hund, Kuh und Schaf bevölkerten die Bühne. Ausgerechnet die Hauptdarstellerin hatte am meisten zu leiden, steckte sie doch im flauschigen Schweinchenkostüm, das im Laufe der Aufführung auch noch reichlich ausgepolstert wurde. Da darf das Schaf bei der überschwänglichen Schlussverbeugung dann auch ruhig mal die Kopfbedeckung verlieren.
„Mehr gibt’s hier heute nicht.“Matthias Schwieger
Der Maestro hatte ein Einsehen und entließ seine glücklichen Barnebees mitsamt Publikum ohne Zugabe in die nun endlich einsetzende Abendkühle. Die jungen Darsteller hatten trotz des kindgerechten Stückes wie die ganz Großen gewirkt, sowohl was den Enthusiasmus als auch die Ernsthaftigkeit beim Spiel anbelangt – trotz oder gerade wegen Spaß an der Sache. Schwieger und sein Team, Lehrer wie Schüler, hätten für diese Darbietung mehr verdient gehabt als nur einen brandenden Applaus.
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