Wunstorf (red). Einen guten Einblick in die Wunstorfer und Neustädter Geschichte der letzten hundert Jahre, das vermittelte Hubert Brieden vom Neustädter Arbeitskreis Regionalgeschichte den Zuhörern am Donnerstagabend bei seinem Vortrag in der Wunstorfer Stadtkirche.
In seiner Präsentation mit dem Titel „Die Nachhaltigkeit von NS-Straßenbenennungen in der Garnisonsstadt Wunstorf“ schlug er den Bogen von Stauffenberg über Oswald Boelcke und Hindenburg bis hin zu Gustav Kohne, dem „großen Heimatdichter“.
Ab 1933 waren viele Straßen auch in Wunstorf zu Ehren der nationalsozialistischen Führung umbenannt worden. Aus der Südstraße wurde die Adolf-Hitler-Straße, aus der Nordstraße die Göringstraße und aus einem Teil der Bahnhofsstraße die Hindenburgstraße. Während Hitler- und Göringstraße nach dem Krieg schnell wieder ihre traditionellen Namen erhielten, blieben andere Namen erhalten – und in den Folgejahren kamen weitere Straßenbenennungen zu Ehren umstrittener Personen hinzu.
Brieden zeigte auf, dass diese Namen nicht so harmlos seien, wie sie erscheinen, weil sie z. B. tagtäglich als Straßennamen benutzt werden. Vielmehr stünden alle in einer Verbindung mit den Verbrechen des Zweiten Weltkriegs. Es seien Namen von Militärs, die Angriffsstrategien für Kriege aus eigenem Erleben entwickelt haben, oder solche von Befehls- und Machthabern, die Soldaten in den Krieg geschickt haben und Diktatoren zur Macht verhalfen. Es seien aber auch die Namen von Dichtern, die Schwüre geleistet hätten auf eben diese Diktatoren und in ihren Büchern eine Kultur gepflegt haben, die das Gedankengut totalitärer Machthaber verbreiten sollte.
Diese Aufführung von Schuldigen hätte auch in Wunstorf ihren Platz, hier sind Straßennamen, die im Dritten Reich vergeben wurden, nicht – wie nach dem Krieg gefordert – wieder verschwunden, sondern ohne Rücksicht auf die damit verbundenen Gräuel zum Teil auch wieder benutzt worden.
Doch nicht alle Zuhörer teilten das Anliegen, die Straßennamen aus Wunstorf zu tilgen. Auch heute negativ besetzte Straßennamen würden zur Geschichte dazugehören. Mancher hielt daher eine zusätzliche Kennzeichnung für ausreichend, wie sie auch an anderen Straßenschildern erklärend üblich ist.
Wunstorf täte gut daran, sich dieser Tatsachen, die auch mit dem Fliegerhorst und Gernika zu tun haben, zu erinnern und sie aufzuarbeiten, lautete das Fazit, das von den Zuschauern mit viel Beifall bedacht wurde.
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