Wunstorf und Gewerbe – bei diesem Begriffspaar denkt man unwillkürlich ans Industriegebiet, an riesige Hallen, Großgewerbe, Autohandel, Warenlager und Logistikfirmen. Durch seine Lage vor den Toren Hannovers, Schnittpunkt zwischen Ost und West, Süd und Nord, günstig gelegen an A2 und Mittellandkanal, ist Wunstorf attraktiv für große, überregional tätige Firmen.
Aber wie sieht es aus mit dem Einzelhandel vor Ort? Welche Möglichkeiten haben die Wunstorfer, in ihrer Stadt einkaufen zu gehen? Längst nicht alle Branchen sind in Wunstorf ansässig, für manche Dinge, Dienstleistungen oder eine passende Auswahl muss man nach Hannover oder sogar in die umliegenden kleineren Gemeinden. Die Konzepte der Parteien sind unterschiedlich und reichen von einer gezielten Unterstützung von Kleingewerbe über Steuersenkungen, Flächenerschließung, einer weiteren Attraktivitätssteigerung der Innenstadt bis hin zu einer noch besseren Anbindung an die Verkehrswege.
Wir haben die Parteien konkret gefragt: „Wunstorf ist besonders attraktiv für Großgewerbe. Was planen Sie, um Wunstorf auch attraktiver für die Ansiedlung neuen Einzelhandels zu machen und die bestehenden Gewerbetreibenden zu halten?“
Antwort der SPD: Wunstorf ist ein attraktiver Standort für Gewerbebetriebe verschiedenster Branchen und darüber hinaus ein beliebter Ort zum Einkaufen. Erfreulicherweise haben wir gerade in der Fußgängerzone keinen dauerhaften Leerstand zu beklagen. Für frei werdende Geschäfte finden sich sehr schnell neue Interessenten. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Wunstorf leistet hier sehr gute Arbeit, indem Interessenten und potenzielle Vermieter zusammengeführt werden. Die SPD hat sich in den letzten Jahren sehr für die „Gute Stube“ Wunstorfs eingesetzt. Der Platz vor der Stadtkirche wird in Kürze saniert, der Alte Markt wurde neu angelegt und die Lange Straße ausgebaut. Das Stadttheater, als kultureller Mittelpunkt, wurde gestärkt. Wir wollen auch weiterhin in die Fußgängerzone investieren, um sie als attraktiven Einkaufs- und Erlebnisort weiterzuentwickeln. Das Gewerbegebiet im Süden Wunstorfs ist durch einen Branchenmix gekennzeichnet. Es wurde und werden nicht nur größere Parzellen verkauft, sondern bewusst auch kleinere Grundstücke, zum Beispiel für ortsansässige Handwerksbetriebe, vorgehalten. Dank der guten Rahmenbedingungen, der günstigen Verkehrsanbindung und des attraktiven Wohnumfeldes sind Abwanderungen von Betrieben die Ausnahme. Wenn ein Gewerbebetrieb die Stadt verlässt, hat dies sehr häufig unternehmerische Gründe, die weder von der Verwaltung noch von der Wunstorfer Politik zu beeinflussen sind. Die SPD hat sich in den letzten Jahren klar für einen Ausbau des Gewerbegebietes Wunstorf Süd ausgesprochen und dies auch durch entsprechende Ratsbeschlüsse umgesetzt. Die Entwicklung dieses Gewerbegebiets wird nun durch eine gemeinsame Gesellschaft der Stadt und einer Tochterfirma der Region Hannover umgesetzt. Hierzu werden nach und nach Flächen angekauft und erschlossen, um sie anschließend an Gewerbebetriebe zu veräußern. Aus den Verkaufserlösen werden Straßen und Infrastruktur finanziert. Wichtig ist uns Sozialdemokraten der so genannte trimodale Anschluss. Damit soll neben dem vorhandenen Straßenanschluss auch eine Anbindung an das Schienennetz und ein Hafen am Mittellandkanal realisiert werden. Damit ist Wunstorf als Gewerbestandort noch interessanter und der Verkehr durch die Stadt wird verringert.
Antwort von Stefan Sauer: Wunstorf bietet für viele Einzelhandelsgeschäfte eine attraktive Umgebung, die es zu erhalten gilt. Wichtig ist der Erhalt des kompletten Warenangebots. Wichtig ist auch die wohnortnahe Versorgung mit Konsumgütern – gerade auch für ältere Menschen.
Antwort der AfD: Eine direkte Einflussmöglichkeit auf die Ansiedlung eines Unternehmens hat die Stadt Wunstorf nicht, allerdings muss seitens der Verwaltung alles vorbereitet sein für den Fall, dass ein Unternehmen sich ansiedeln möchte. An dieser Stelle ist die Politik gefordert für adäquate Flächen zu sorgen. Eine Fläche auf der grünen Wiese ist zu unterbinden, da dieses weitere Kaufkraft und damit Leben aus der Innenstadt ziehen würde. Anders wäre es bei einem Möbelhaus zu sehen, aber dafür ist nach den gemachten Erfahrungen kein Bedarf an Flächen.
Antwort von Bündnis 90/Die Grünen: Einen Lebensmittelmarkt brauchen wir im Butteramt. Im Allgemeinen haben gerade wir Grünen uns schon erfolgreich für die Grundversorgung auf dem Lande eingesetzt. (…) Wichtig ist uns, dass genossenschaftliche Dorfinitiativen, wie z.B. in Mandelsloh, gestärkt werden. Gerade solche Initiativen haben unsere volle Unterstützung. [Andreas Litzke]
Antwort der CDU: Wunstorf als Gewerbestandort ist nicht nur attraktiv für Großgewerbe, sondern auch für die kleineren Betriebe. Abzulesen ist dies insbesondere in dem Gebiet Wunstorf-Süd. Hier hat sich durch die vernünftige Planung viel an kleineren Betrieben angesiedelt. Leider hat die Stadt z. Zt. keine Flächen mehr, die größeren wie aber auch kleineren Betrieben angeboten werden können. Daher ist die Politik und die Verwaltung gefordert, neue Flächen in der Niederen Wanne zu erschließen. Hierbei steht die Entwicklungsgesellschaft der Stadt und der Region in der Pflicht einen Plan zu entwickeln der Groß- und Kleinbetrieben gerecht wird. Die Politik ist hierbei in der Verantwortung diesen Prozess zu begleiten und zu überprüfen auch unter dem Gesichtspunkt der verkehrlichen Erschließung.
Antwort von Die Linke: Natürlich ist Wunstorf attraktiv für Gewerbe, und nicht nur für Logistikunternehmen, die durch den entstehenden Lastzugverkehr die Situation belasten. Das erschwert dem Käuferpublikum, dem anzusiedelnden Einzelhandelsgewerbe und auch dem Kleingewerbe die notwendige Ausgewogenheit des Verkehrs. Durch attraktive Grundstücksangebote für neuen Einzelhandel und Produktionsstandorte kann man Wunstorfs gewerbliche Situation wesentlich verbessern. Wenn Großgewerbe, dann doch bitte möglichst produzierendes Gewerbe. Vion und seine Vorgänger waren solche Gewerbe, es sollte doch nicht so schwer sein, produzierende Gewerbe hier in Wunstorf unterzubringen, wenn man attraktive Grundstücksangebote macht und gleichzeitig die Wohnsituation unter sozialen Gesichtspunkten ermöglicht.
Antwort der FDP: Sowohl Immobilienmakler als auch die Gewerbeförderung der Stadt Wunstorf sind ständig bemüht – meist mit großem Erfolg – Leerstände zu vermeiden und neue Betriebe in Wunstorf anzusiedeln. Die Freien Demokraten unterstützen diese Bemühungen im Rahmen des Möglichen, grundsätzlich ist das aber eine Aufgabe des Marktes und nicht der Politik. Wenn die Stadt für ihre Einwohner weiterhin attraktiv bleiben will, muss das Steueraufkommen der Stadt verbessert werden. Damit ist die Ansiedlung produktiven Gewerbes wünschenswert, die Stadtverwaltung und damit die Politik muss die nötigen Rahmenbedingungen schaffen.
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