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Ist Wunstorfs historischer Stadtkern bedroht?

05.09.2016 • Daniel Schneider • Aufrufe: 320
05.09.2016
Daniel Schneider
Aufrufe: 320

Am 11. September ist Kommunalwahl. Auch in Wunstorf werden Regionsversammlung, die Ortsräte und ein neuer Stadtrat gewählt. 6 Parteien und ein Einzelkandidat wollen ins Wunstorfer Rathaus einziehen. Wir haben den Parteien ein knappes Dutzend Fragen zu Themen gestellt, die die Wunstorfer besonders interessieren. Wir veröffentlichen täglich bis zur Wahl jeweils eine der Fragen samt Antworten – und geben einen Überblick, wer welche Positionen vertritt.

Zur Hälfte abgerissenes Wunstorfer Fachwerkhaus | Foto: Daniel Schneider

Zur Hälfte abgerissenes Wunstorfer Fachwerkhaus | Foto: Daniel Schneider

Wunstorfs Innenstadt ist geradezu pittoresk mit seinen historischen Bauwerken und dem einzigartigen Flair, das die Altstadt verströmt. Dazu tragen auch die öffentlichen Plätze, Parks und Grünflächen bei. Doch aktuell verschwinden immer mehr alte Gebäude und werden durch moderne Neubauten ersetzt. Auch sollen bestehende Grünflächen verkleinert und zur Bebauung freigegeben werden. Dies scheint langfristig die natürlich gewachsene Einzigartigkeit Wunstorfs zu bedrohen und den Stadtkern für immer zu verändern. Tut die Politik etwas dafür oder dagegen?

wunstorfwaehlt

Die Parteien geben sich in dieser Frage mehrheitlich progressiv. Der stetige Wandel ist nicht aufzuhalten, Neubebauung und Verdichtung werden in Wunstorf auch in Zukunft das Stadtbild weiter verändern. In Fragen des Denkmalschutzes gehen die Vorstellungen jedoch auseinander. Während die AfD etwa einen zu starken Denkmalschutz als kontraproduktiv ansieht und die FDP einen solchen ablehnt, wenn er Privatinteressen übermäßig tangiert, kann sich Die Linke striktere Vorgaben zum Schutz historischer Bauten durchaus vorstellen.

Frage und Antworten

Wir haben die Parteien konkret gefragt: „Am Alten Markt wurde gerade ein Fachwerkhaus abgerissen, im Bürgerpark und auf dem Jahnplatz soll gebaut werden. Welche Bemühungen unternehmen Sie, die historische Bausubstanz in Wunstorf sowie die naturnahen Oasen in Wunstorf – und damit auch den einmaligen Charakter von Wunstorfs Innenstadt – langfristig zu erhalten?“

logo-spdAntwort der SPD: Das Fachwerkhaus, das einem privaten Eigentümer gehört, stand lange leer und erfolglos zum Verkauf. Grundsätzlich berät die Stadt Bauwillige und Eigentümer mit dem Ziel, alte Bausubstanz zu erhalten. Zu unserem Bedauern ist das nicht immer möglich. Nun wird dort ein attraktives Gebäude entstehen, das das Stadtbild sicher aufwerten wird. Zur Zukunft des Jahnplatzes und des Freibadgeländes haben wir ein Bürgerbeteiligungsverfahren initiiert. Das Ergebnis war, dass eine moderate Bebauung bei gleichzeitigem Erhalt des Grüngürtels von den beteiligten Bürgern gewünscht wird. Politische Beschlüsse sind dazu noch nicht gefasst worden. Die Diskussion darüber ist noch nicht abgeschlossen. Die Schaffung von Naherholungsmöglichkeiten auch in diesem Bereich ist wichtig. So könnte das Freibadgelände, das ja zurzeit der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung steht, sich trotz moderater Bebauung durchaus einfügen in den Grüngürtel und öffentlich genutzt werden. Der Bürgerpark wird nicht bebaut, vielmehr ein auf privatem Grund liegendes ehemaliges Gewerbeareal, das an den Bürgerpark angrenzt. Wir haben einen Arbeitskreis zur Aufwertung des Bürgerparks ins Leben gerufen, weil wir der Meinung sind, dass dieser Park besser als bisher genutzt werden könnte. Eine Stadt verändert sich, weil sich auch die Bedürfnisse ihrer Bewohner verändern. Unser Ziel ist es, eine lebenswerte Stadt für alle Generationen zu erhalten und uns auch dem Wandel nicht zu verschließen, sondern ihn positiv zu gestalten.

Antwort von Stefan Sauer: Wir müssen Investoren finden für den Erhalt dieser Bausubstanz – dazu wäre die Einrichtung eines besonderen Fonds vonnöten, sowie Überlegungen, wie man mögliche Investoren für diesen Erhalt der jeweiligen Bausubstanz anzieht.

logo-afdAntwort der AfD: Der Grüngürtel mit den Jahn-Sportplatz entlang der alten Aue ist auf jeden Fall erhaltenswert. Teilflächen des alten Freibad-Geländes sollten aber zur Bebauung zur Verfügung stehen. Hinsichtlich der historischen Bausubstanz ist anzumerken, dass es dazu entsprechende Regelungen für betreffende schützenswerte Gebäude gibt. Eine Überregulierung ist hierbei nicht förderlich, da es erfahrungsgemäß dazu führt, dass Eigentümer Gebäude gegebenenfalls verfallen lassen. Hinsichtlich der äußeren Gestaltung verfügt Wunstorf über eine Gestaltungssatzung.

logo-cdu-offiziellAntwort der CDU: Die CDU setzt sich für den Erhalt historischer Bausubstanzen, wie z. B. die Fachwerkhäuser, ein. Zusagen an Investoren für Abriss und Neubau sind nicht unser Ziel. Denkmalschutz hat in der CDU eine hohe Priorität. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Bausubstanz leider nicht mehr zu erhalten ist. Bei Ersatzbauten wird die CDU darauf achten, dass sich die dann neue Bebauung in die Umgebung einfügt und der Ortscharakter nicht zerstört wird. Eine naturnahe Oase Wunstorfs ist der breite Grüngürtel um die Südaue. Wunstorfs grüne Lunge! Ein gutes Konzept zur Nachnutzung des Wunstorfer Freibadgeländes existiert noch nicht. Der Arbeitskreis hat gerade seine Beratungen aufgenommen und steht noch am Beginn. Die CDU ist für eine moderate Bebauung. Es ist darauf zu achten, den breiten Grüngürtel zu erhalten, der als Naherholungs- und Freizeitbereich genutzt werden kann. Eine schmale zweite Hausreihe auf dem ehemaligen Ascheplatz vor dem Freibad ist vorstellbar.

logo-linkeAntwort von Die Linke: Das ist ganz einfach: Der Stadtrat hat gemeinsam mit der Bauverwaltung die Möglichkeit, Baugebiete auszuweisen, Bauplanungen zu prüfen, Auflagen zu erlassen und zur Not Häuser unter Denkmalschutz zu stellen. Wir werden im neuen Rat dazu entsprechende Anträge stellen und versuchen, die zum Teil zu bunte Mischung zu verändern, das heiß, dass man, ohne Luxusbauten zu errichten, doch anspruchsvolle Häuser bauen kann.

logo-fdpAntwort der FDP: Der Charakter der Stadt soll erhalten bleiben. Das ist nicht nur bei der Flächennutzung, sondern auch im Rahmen der Erteilung von Baugenehmigungen zu berücksichtigen. Die Möglichkeiten des Denkmalschutzes sind dabei ebenso zu berücksichtigen. Die Grenze ist allerdings dort, wo das Eigentum Einzelner unangemessen beeinträchtigt wird und die freie Entscheidung über dessen Nutzung ohne weit schwerer wiegende Gründe eingeschränkt wird. Es hat Sinn, auch in die Zukunft unserer schönen Stadt zu blicken und Neuem gegenüber aufgeschlossen zu sein.

Die Grünen haben uns nicht auf diese Fragestellung geantwortet.

Alle weiteren Fragen, Antworten und Positionen: Hier in unserem Schwerpunkt zur Wunstorfer Kommunalwahl 2016!

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