Wunstorf (ds). Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes verdienen weibliche Berufstätige 21 % weniger als männliche. Rechnet man das auf das Jahr um, verdienen Frauen erst ab heute Geld, während Männer schon ab dem 1. Januar bezahlt werden. Um auf dasselbe Jahresgehalt wie Männer zu kommen, müssen sie sogar knapp dreieinhalb Monate mehr arbeiten: der tatsächliche und nicht nur der symbolische Equal Pay Day fiele dann auf einem Tag Mitte April. Ironischerweise markiert der heutige Tag damit also in Wirklichkeit den „Unequal Pay Day“.
„Das Motto lautet: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Nur 100 % sind gerecht!“
Doch das sind Rechenspielereien, die am grundsätzlichen Thema vorbeigehen: Frauen verdienen im Verhältnis weniger als Männer – und selbst wenn man Faktoren, die sich nicht direkt vergleichen lassen, herausrechnet, bleiben immer noch 6-7 Prozent Unterschied bei der Bezahlung von Männern und Frauen: ein Chefarzt verdient statistisch mehr als eine Chefärztin – bei gleicher Arbeitszeit, gleicher Leistung, gleicher Erfahrung und gleicher Qualifikation. Fast alle anderen europäischen Länder sind da deutlich weiter bei der geschlechtergerechten Bezahlung.
Als vor einigen Jahren als Reaktion auf diese Ungerechtigkeit der „Equal Pay Day“ auch in Deutschland begangen wurde, hatte die SPD gleich mitgemacht – und auf dem Wunstorfer Marktplatz Info-Einkaufstaschen verteilt. In den Folgejahren passierte nichts, doch nun wollte man wieder einmal den Fokus auf das Thema lenken, es fehlte nur die Idee zur Umsetzung. Bei Kaffee und Keksen hatten einige der SPD-Frauen dann den Einfall, den „Gender Pay Gap“ doch tatsächlich einfach mal anhand von Keksen zu symbolisieren. Gesagt – getan, und so trotzten Gerda Mirkovic, Marion Dreyer und Heike Leitner heute dem schmuddeligen Wetter und brachten am Bahnhof ab 15 Uhr die Infos unter die Leute. An den Flyern waren in Teefiltern Kekse befestigt – Frauen bekamen einen ganzen Keks, Männer als Ausgleich für die sonst bessere Bezahlung einen um eine Ecke kleineren.
Die meisten Passantinnen und Passanten wollten vom Equal Pay Day jedoch nichts wissen – oder sich keine Kekse schenken lassen. 200 Exemplare waren eingetütet worden, nur ein knappes Drittel davon konnte innerhalb einer Stunde verteilt werden. Viele wehrten von vornherein ab, ließen sich erst recht nicht auf ein Gespräch ein. Wenn es aber zu einem kleinen Gespräch kam, dann wurde sehr ausführlich diskutiert. Allerdings nicht immer so, wie man vermuten würde. Eine ältere Dame sagte etwa, dass sie schließlich auch jahrelang für weniger Lohn gearbeitet hätte – und dass die heutigen arbeitenden Frauen das deshalb ruhig auch tun könnten.
Diejenigen, die einen Keks annahmen, reagierten jedoch überwiegend zustimmend auf die Aktion. Und für die Kinder einer Familie – Mädchen und Junge – wurde natürlich eine Ausnahme gemacht: Beide Kinder erhielten einen vollständigen Keks. Doch auch hier tobte bereits der Kampf der Geschlechter: Es kam fast zu Tränen, weil beide Kinder ihren Keks zuerst auspacken wollten.
tolle Aktion! Seit 100 Jahren haben wir das Wahlrecht, seit (ich glaube) 1974 dürfen wir ohne einen Ehemann einen Arbeitsvertrag unterschreiben. Jetzt wird es mal Zeit für den nächsten Schritt!
Echt toll Gerda mircovik so welche Aktionen müsste es öfters geben
Solche sicherlich gut gemeinten Aktionen mögen auf die bestehenden Problematiken zwar hinweisen, den dringend notwendigen Umdenkungsprozess bei allen (!) -nicht nur bei Politikern- und infolge derer die echte wirkliche Gleichstellung von Frauen auch im Erwerbsleben bestimmt nicht! Dafür braucht es erheblich mehr.
Leider.
Schöne Action Gerda Mirkovic. Toll gemacht.