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Wohnkonzept 2025: Bevölkerungswachstum durch neuen Wohnraum

21.08.2018 • Nadine Rochlitzer • Aufrufe: 571
21.08.2018
Nadine Rochlitzer
Aufrufe: 571

SPD, Grüne und FDP wollen sich im Rahmen des Wohnkonzeptes 2025 für die Ausschreibung neuer Baugebiete einsetzen. Ziel der neuen Baugebiete soll der Anstieg der Bevölkerungszahl und die Erfüllung der Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum sein.

Neubau Wunstorf

Errichtung eines Neubaus in Wunstorf (Symbolbild) | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (nr). Wenn es nach der Mehrheitsgruppe im Rat der Stadt Wunstorf aus SPD, Grünen und FDP geht, soll es zu einem Anstieg der Bevölkerungszahl kommen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen im Rahmen des Wohnkonzeptes 2025 neue Baugebiete ausgeschrieben werden. Das Konzept, welches derzeit mit der Verwaltung entwickelt wird, wurde bereits 2016 beantragt.

Mindestens 600 neue Wohneinheiten

Der Wunstorfer Wohnungsmarkt befindet sich im Wandel. Immer wieder entdecken die Wunstorfer neue Baustellen und neue Häuser. Viele neue Wohneinheiten, wie im Herzen der Barne direkt neben dem diakonisch-kirchlichen Zentrum oder an der Ecke Haster Straße/In den Ellern, entstehen. Dennoch ist die Nachfrage wesentlich höher als das Angebot an Wohnungen.

„Wir gehen davon aus, dass mindestens 600 neue Wohneinheiten entstehen sollen.“ – Kirsten Riedel, SPD

Zukünftige Bauvorhaben sollen sich nicht nur auf Geschosswohnungen beschränken, sondern auch Einfamilienhäuser und Reihenhäuser einschließen. Die Stadt selbst verfügt kaum über eigene Flächen. In den Ortschaften seien die Baulücken nahezu vollständig geschlossen, ein Wachstum sei nur noch durch Abriss bestehender Häuser oder durch Ausweisung neuer Baugebiete möglich. In den vergangenen Monaten hat die Verwaltung der Stadt Wunstorf in Zusammenarbeit mit den Ortsräten zahlreiche Flächen analysiert, die eventuell als Baugebiet in Betracht kommen. Riedel erklärt dazu: „Die Flächen müssen jetzt nach Priorität sortiert werden. Wir haben eine Liste mit Kriterien erstellt, die wir nun im Rat und mit der Verwaltung beraten wollen.“ Zurzeit  werde über die Kriterien, nach denen zukünftig Flächen im Wege von Entwicklungsmaßnahmen als  Baugrundstücke ausgewiesen werden sollen, diskutiert.

Der Preis muss stimmen

Auch auf angemessene Preise legt die Mehrheitsgruppe wert. Insbesondere für junge Familien ist der Kaufpreis ein wichtiger Entscheidungsfaktor beim Kauf eines Grundstücks. „Wir wissen, dass in den Ortschaften auf Grund der hohen Nachfrage auch 190 € und mehr pro Quadratmeter gezahlt werden. Man muss sich aber doch fragen, wer sich das am Ende wirklich leisten kann. Wir zielen auf Verkaufspreise von 160 € pro Quadratmeter, je nach Ortschaft und Lage. Über den Preis erreicht man auch eine gute Mischung in der Altersstruktur und dem sozialen Hintergrund“, erklärt Anne Dalig von den Grünen. Aufgabe der öffentlichen Hand sei es daher auch, auf die Preisentwicklung einzuwirken, soweit es ihr zumindest möglich ist. Dazu will die Mehrheitsgruppe die Regulierungsmöglichkeiten nutzen, die dem Rat gegeben sind, z. B. durch das Entscheidungsrecht über Bebauungspläne. „Das Baugebiet Wunstorf-Süd wurde z. B. durch den Entwicklungsträger IDB der Stadtsparkasse Wunstorf entwickelt, auf den die Stadt direkten Einfluss hat, da wir ja eine eigene Stadtsparkasse haben. Die IDB hat die Ankaufsverhandlungen geführt unter der Maßgabe, bezahlbare Grundstücke anzubieten“, erklärt Kirsten Riedel.

Weiterhin sollen auch staatliche Förderungen in noch stärkerem Maße genutzt werden, um die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum zu erfüllen. Der Rat tut, was er kann, aber Kirsten Riedel gibt auch zu bedenken: „Es wird sicher nicht jeder Preis bezahlt werden.“

Bedarf an sozialen und preiswerten Wohnungen wird sinken

Weiterhin wurde in einer umfangreichen Analyse der Bedarf an Sozialwohnungen ermittelt. Das Wohnraumversorgungskonzept (kurz: WRVK) der Stadt prognostiziert, dass der Bedarf an preiswerten Wohnungen bis 2030 quantitativ aus dem Wohnungsbestand gedeckt werden kann. Derzeit geht man von 2.700 bis 3.000 einkommensschwachen Haushalten in Wunstorf aus. Dies entspricht einem Anteil von 15 % der gesamten Haushalte.  Von den insgesamt 20.256 in Wunstorf bestehenden Wohnungen (Stand 2014) unterliegen 375 Wohnungen dem sozialen Wohnraum.

Langfristig, so prognostiziert das WRVK, wird der Bestand an sozialem Wohnraum bis 2045 auf 169 Wohnungen schrumpfen. Bereits im Jahr 2025 soll es nur noch 294 Sozialwohnungen und damit 81 Wohneinheiten weniger geben. Laut Informationsvorlage 6.2017/0172 der Stadt Wunstorf sind aktuell ca. 20 % des geförderten Wohnraums nicht mit Mietern belegt, welche die vorgeschriebene Nettoeinkommensgrenze von 1.166 Euro für einen Ein-Person-Haushalt einhalten.  Nach Freiwerden der Sozialwohnungen konnten in diesen Fällen keine neuen berechtigten Mieter genannt werden. Eine Abfrage bei den sozialen Diensten habe ergeben, dass aktuell nur 17 Haushalte auf der Suche nach sozialem Wohnraum sind. Eine Vermittlung in sozialen Wohnraum scheiterte jedoch an deutlichen Vermittlungshindernissen, wie Alkoholismus oder Schufa-Einträge. Einen Bedarf an zusätzlichen Sozialwohnungen sehe die Stadt Wunstorf daher nicht und setzt alles auf individuelle Lösungen, wie die Vermittlung an den Wunstorfer Bauverein. Die Schlussfolgerung der Stadtverwaltung ist im Rat der Stadt nicht unumstritten. Das Thema Schaffung von Sozialwohnungen durch private Bauträger sei für ihn noch nicht vom Tisch.

„Die Frage wird sein, ob man einen Bauträger findet, der Sozialwohnungen bauen will.“ – Kirsten Riedel, SPD

Fakt ist, dass private Bauherren eher keine Sozialwohnungen bauen. „Das Problem bei der Schaffung günstiger  Wohnungen generell sind die hohen Baukosten. Sozialwohnungen können nur durch öffentliche Förderung entstehen. Unsere Erfahrung ist eher, dass die Fördermittel von Investoren und Bauträgern nicht abgerufen werden. Hier sind Land und Bund gefragt.  Die Stadt Wunstorf kann sich nicht selbst als Bauherr betätigen, dazu sind wir zu klein“, erklärt Riedel.

Stadt und Rat setzt auf Triple-Down-Effekt

Die Mehrheitsgruppe im Rat sieht es insgesamt als positiv an, wenn Neubauwohnungen entstehen, da diejenigen, die dort einziehen, Wohnraum für Personen mit geringem Einkommen freimachen (Triple-Down-Effekt). Die anvisierten 600 neuen Wohneinheiten sollten zu einer Entlastung des Wohnungsmarkts führen. Die Stadt gehe davon aus, dass einkommensstärkere Personen, die bislang teilweise in günstigen Wohnungen leben, in Wohnungen in einem angemessenen Preissegment ziehen.

Wunstorf als attraktive Wohngegend

Die Zeiten, in denen Familien vermehrt nach Hannover gezogen sind, scheinen vorbei zu sein. Da es Hannover an bezahlbarem Wohnraum mangelt, wird das Umland wieder attraktiver. Von dieser Entwicklung profitiert auch das im sog. zweiten Speckgürtel von Hannover liegende Wunstorf. Wunstorf sei mit seiner Lage im Naturpark Steinhuder Meer und der hervorragenden Anbindung nach Hannover umso attraktiver. Ein Wachstum der Bevölkerung führt zum Erhalt der Wunstorfer Infrastruktur. „Nur mit dem Ziel auf einen Anstieg der Bevölkerungszahl werden wir die gute wirtschaftliche Situation der Stadt halten können. Gleichzeitig sichert ein Wachstum auch unsere Einrichtungen der Kindergärten, Grundschulen und weiterführenden Schulen“, erklärt Kurt Rehkopf, Fraktionsvorsitzender der FDP.

AfD kritisiert Stadtentwicklungskonzept 2009-2020

Unterdessen kritisiert die AfD das Wunstorfer Stadtentwicklungskonzept 2009-2020. „Dieses Konzept sah eine Entwicklung von Bauland in den Ortsteilen nicht mehr vor, gewollt war die Konzentration auf die Kernstadt“, erklärt Bernd Wischhöver. Bereits 2013 habe er die Kernaussage des Konzeptes bezweifelt. Er verweist auf Hagenburg, wo ständig Bauland erschlossen und auch ohne Schwierigkeit vermarktet wurde. Der Antrag Wischhövers auf Ausweisung weiteren Baulands in Steinhude sei durch die SPD-Ortsratsmitglieder mit Verweis auf das Stadtentwicklungskonzept abgelehnt wurden. „Heute läuft man der Entwicklung hinterher und bedauert in den Medien die verlorene Zeit“, so Wischhöver.

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Kommentare


  • Liane Widdel sagt:

    Bestimmt nicht . Gibt doch keinen bezahlbaren Wohnraum mehr für Normalverdiener

  • Ich befürchte es auch… Hab gestern schon gedacht, dass das so zentral sicher wieder nur für Spitzenverdiener ist…

  • Renate Goslar sagt:

    Die Bauplatzpreise sind schwer nachvollziehbar. Wie entstehen sie? Warum wird in Auhagen der qm Bauland zu 65 € je qm verkauft / bis vor kurzem noch für 55 € qm. Hier sollte man evtl. über die Vermarktungsege nachdenken!

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