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Wird Wunstorf zur Rentnerstadt?

02.09.2016 • Daniel Schneider • Aufrufe: 305
02.09.2016
Daniel Schneider
Aufrufe: 305

Am 11. September ist Kommunalwahl. Auch in Wunstorf werden Regionsversammlung, die Ortsräte und ein neuer Stadtrat gewählt. 6 Parteien und ein Einzelkandidat wollen ins Wunstorfer Rathaus einziehen. Wir haben den Parteien ein knappes Dutzend Fragen zu Themen gestellt, die die Wunstorfer besonders interessieren. Wir veröffentlichen täglich bis zur Wahl jeweils eine der Fragen samt Antworten – und geben einen Überblick, wer welche Positionen vertritt.

Markanter Pflegedienst in Wunstorf | Foto: Horst Koschinsky

Markanter Pflegedienst in Wunstorf | Foto: Horst Koschinsky

Die Menschen werden immer älter, einer größer werdenden Gruppe von Rentnern und Pensionären stehen auch in Wunstorf immer weniger junge Leute gegenüber. Die langfristige Folge: Die Bevölkerung schrumpft. Mancher sieht in Wunstorf schon eine „Stadt der Altenheime“, doch die Bevölkerungsentwicklung ist keine regionale Angelegenheit. Dennoch spürt man die eintretenden Auswirkungen vor Ort. Auch wenn die Einwohnerzahlen noch relativ stabil sind, droht auch Wunstorf langfristig ein Bevölkerungsrückgang. Werden die kleineren Ortsteile sogar irgendwann verlassen sein? Wie wollen die Parteien darauf reagieren?

wunstorfwaehlt

CDU, FDP und SPD sehen die Situation nicht so dramatisch und setzen vor allem auf Wunstorfs gute Infrastruktur, mit wohnortnahen Arbeitsplätzen, attraktivem Nahverkehr, guten Schulen und neuem Bauland. Die Linkspartei schätzt die Lage kritischer ein und sieht Versäumnisse der Politik in der Vergangenheit. Einzelkandidat Sauer sieht dagegen gerade in Neubaugebieten keine Lösung, sondern eher ein neues Problem in der Zukunft. Einig sind sich alle, dass das Freizeitangebot sowie die Kinderbetreuung einen großen Anteil daran haben, ob gerade junge Familien Wunstorf als Wohnort wählen werden.

Frage und Antworten

Wir haben die Parteien gefragt: „Wie reagieren Sie auf die demographische Entwicklung in Wunstorf?“

logo-cdu-offiziellAntwort der CDU: Die Wahl des Wohnortes hängt von vielen Faktoren ab. Die Infrastruktur spielt für die Entscheidung eine große Rolle. Besonders auch die sozialen Versorgungsstrukturen wie die Kinderbetreuung und Schulausbildung sowie attraktive Freizeitangebote für Jung und Alt sind wichtige Voraussetzungen. Einkaufsmöglichkeiten sowie eine sinnvolle Stadtentwicklung stehen ebenfalls im Fokus. In all diesen Bereichen wird die CDU sich mit ihren Ideen einbringen und Wunstorf mit seinen schönen Ortsteilen voranbringen. Wunstorf muss noch attraktiver werden, damit unsere Einwohner bleiben und neue Einwohner sich in Wunstorf niederlassen können. Dazu gehört auch die Ausweisung von Bauland. Es ist nicht ausreichend, wenn in Wunstorfs Mitte Investoren hochpreisige Wohnungen anbieten. Wir brauchen auch ein Angebot in unseren Ortsteilen. Dafür steht die CDU und dafür setzen wir uns ein.

logo-linkeAntwort von Die Linke: Die Bevölkerungszahlen in Wunstorf sind die einzig rückläufigen in der gesamten Region Hannover. Das ist erschreckend. Scheinbar ist der Zustand erst jetzt entdeckt worden, da die alten Parteien den Wohnungsbau erst jetzt im Wahlkampf propagieren. Aber die Ausweitung und Ausweisung von Baugebieten ist nur die eine Seite. Die andere sind solche Entscheidungen wie die Stilllegung des Freibades Wunstorf ohne Alternative, die Schließung von Schulen in Ortsteilen wie Steinhude, die Flächennutzung für Logistik und Straßenbau. Wunstorf ist eine Wohnstadt mit einem einmaligen Angebot an Freizeitattraktionen und Wohnqualität für junge Familien. Dazu muss man aber auch einen Einsatz erbringen, um die Wohnsituation einer Rentnerstadt zu vermeiden. Im Moment sieht es nicht so aus.

logo-fdpAntwort der FDP: Das Sinken der Einwohnerzahl ist zum Glück in Wunstorf nicht in dem erwarteten Maß eingetreten. Dies muss weiter so bleiben. Wir wollen der sinkenden Einwohnerzahl mit guten Betreuungseinrichtungen für Kinder- und Jugendliche und Senioren, guter Wohnungsverfügbarkeit und besten Voraussetzungen für wohnortnahe Arbeitsplätze schaffen. So müsste der öffentliche Nahverkehr zum Beispiel sowohl für die jungen Menschen als auch insbesondere für die älteren Bewohner gerade in die Ortschaften sichergestellt werden. Linien in die Gemeinden wie Steinhude oder Großenheidorn zu beschränken, wie jetzt zu verzeichnen, ist das falsche Signal. Unterstützt werden sollten aber auch Car-Sharing-Modelle, die elektromobil ausgestattet bei Senioren für kurze Fahrten oder bei jungen Menschen mit geringeren finanziellen Mitteln eine Hilfe sein könnten.

logo-spdAntwort der SPD: Der demographische Wandel ist einer der größten Herausforderungen der Zukunft. Das gilt nicht nur für Wunstorf. Er wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus. Jeder kann es in seinem direkten Lebensumfeld beobachten – im Beruf, in der Nachbarschaft und natürlich auch in der Familie. Unsere Gesellschaft wird älter und bunter. Die Kommunalpolitik hat die Aufgabe, die soziale Infrastruktur in unserer Stadt an diese Entwicklungen bedarfsgerecht anzupassen. Unser Ziel als Sozialdemokraten ist dabei klar: Wir wollen eine hohe Lebensqualität für ältere Menschen. Ebenso muss unsere Stadt aber auch attraktiv für Jüngere, ganz besonders für junge Familien und Kinder sein. Das betrifft unsere Schulen und Betreuungseinrichtungen ebenso wie ein gutes und breites Angebot an wohnortnahen Arbeitsplätzen oder gute Integrationsangebote. Nur ein gutes Umfeld kann junge Menschen dazu motivieren, ihr Zuhause in unserer Stadt zu suchen und zu finden. Viele Maßnahmen haben wir in diesem Sinn in den letzten Jahren angestoßen. Der Krippen- und Kitaausbau und die Schaffung von Hortplätzen war in den letzten Jahren ein zentrales Anliegen unserer Politik. Wir haben es an vielen Stellen in Wunstorf durch Bebauungsplanänderungen ermöglicht, in Wohngebieten zusätzliche Bauplätze zu schaffen. Um wohnortnahe Arbeitsplätze zu schaffen, haben wir die Entwicklung des Gewerbegebiets Wunstorf-Süd vorangetrieben, das zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort mit Straßen-, Schienen – und Kanalanbindung werden soll. Wir haben einen Integrationsbeirat eingerichtet und den Umbau und die Sanierung der IGS vorangetrieben. Und nicht zuletzt: Wir konnten mit Blick auf künftige Generationen seit 2006 über 10 Millionen Euro Schulden abbauen bei gleichzeitig hohen jährlichen Investitionen von mehr als 10 Millionen Euro. Die Gestaltung der demographischen Entwicklung war und ist mit allen ihren Facetten ein wichtiger Bestandteil unserer Politik. Das zeigt sich auch darin, dass wir bereits vor Jahren das erste Gutachten zur Bevölkerungsentwicklung in Auftrag gegeben haben, das regelmäßig aktualisiert wird.

Antwort von Stefan Sauer: Auf der einen Seite müssen wir Anstrengungen unternehmen, dass Wunstorf als Lebensraum auch für Ältere und Alte lebenswert bleibt – bezogen auf Einkaufsmöglichkeiten, Sicherheit im Straßenverkehr, Erhalt sozialer Kontakte. Wir brauchen aber auch eine Perspektive für die Generation mittleren Alters und die Kinder und die Jugend. Das betrifft die Förderung von Kindergärten und Schulen sowie Freizeiteinrichtungen und soziale und kulturelle Angebote. Immer neue Baugebiete, die den Zuzug von Familien mit Kindern fördern sollen, als Maßnahme gegen den demographischen Trend des zunehmenden Durchschnittsalters halte ich weder für umweltpolitisch vertretbar, weil wir bald keine Landschaft für Natur und Erholung mehr haben, noch ist dies nachhaltig gedacht, denn wir schaffen damit in zwanzig Jahren ganze Viertel von Einfamilienhäusern – ohne Kinder, weil diese dann inzwischen ausgezogen sind.

Die AfD sowie die Grünen haben uns auf diese Fragestellung nicht geantwortet.

Alle weiteren Fragen, Antworten und Positionen: Hier in unserem Schwerpunkt zur Wunstorfer Kommunalwahl 2016!

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