Ende März war die Aufregung groß: Hat Steinhuder-Meer-Ranger Hendrik Holte Kitesurfer auf dem See absichtlich angefahren, als diese geschützte Bereiche befuhren und den vorgesehenen Wassersportbereich verließen? Diese Vorwürfe waren während eines Gerichtsverfahrens an die Öffentlichkeit gelangt, das stattgefunden hatte, weil ein Kitesurfer ein verhängtes Bußgeld nicht bezahlen wollte.
Politiker der Region nahmen sich daraufhin der Sache an: Politiker aus Neustadt und Wunstorf bemühten sich bei der Landesregierung um Klärung des kolportierten Vorfalls. So wollten etwa die Landtagsabgeordneten Sebastian Lechner und Martin Bäumer wissen, ob Wassersportler zum Zwecke der Personalienfeststellung tatsächlich angefahren werden und ob dies ggf. den Tatbestand des gefährlichen Eingriffs in den Schiffsverkehr erfüllen kann. Zudem stellten sie die Eignung des Rangers zum Führen von Motorbooten in Frage.
„Diejenigen, die sich nicht an die Regeln halten, müssen zur Rechenschaft gezogen werden (…) Dabei darf aber nicht riskiert werden, dass es zu Unfällen und Verletzungen der Kite-Surfer kommt.“Die CDU-Abgeordneten Lechner und Bäumer
Wir fragten bei der Region an, ob diese Vorwürfe zutreffen und ob das beschriebene Vorgehen zu den vorgegebenen Aufgaben des Rangers am Steinhuder Meer gehört. Neben dem Informieren von Besuchern des Naturparks gehöre zu Holtes Aufgaben, dafür zu sorgen, dass die Regeln eingehalten werden und Verstöße dagegen geahndet werden können – dazu habe Holte die Verstöße aufzunehmen, erklärte die Region gegenüber der Wunstorfer Auepost.
„Die Darstellung ist so nicht korrekt.“Region Hannover
Den erhobenen Vorwürfen widerspricht die Region deutlich: Der Naturpark-Ranger würde sich den Wassersportlern nähern, um sie auf Fehlverhalten aufmerksam zu machen und ggf. die Personalien aufzunehmen. Dabei sei oberstes Gebot, Menschenleben nicht zu gefährden. Um den Kontakt aufzunehmen, sei aber eine gewisse Nähe erforderlich. Dabei könne es bei Wind und Wellen durchaus geschehen, dass Boot und Surfbrett aufeinanderzutreiben und sich dabei berühren.
Auf die Frage, wie Fehlverhalten nach Maßgabe der Region konkret zu begegnen ist, gibt die Region ebenso eindeutig Auskunft: Der Ranger soll sich den regelverletzenden (Kite-)Surfern lediglich nähern, um die Personalien aufzunehmen. Ein Stoppen von Surfern, gar mit Hilfe des Ranger-Motorbootes, ist keine Anweisung der Behörde.
Die Region Hannover ging unterdessen in die Informationsoffensive: In einer Pressemitteilung vom gestrigen Mittwoch stellte sie sich noch einmal deutlich hinter ihren Beamten. Außerdem hat sie nun umfassende Informationen über den Aufgabenbereich des Rangers veröffentlicht.
Das offenbart jedoch das Dilemma der Situation am Steinhuder Meer: Eine effektive Kontrolle von Surfern durch Regionsbeamte ist dann nicht möglich, wenn sich die Wassersportler auf dem Steinhuder Meer unkooperativ zeigen.
Daher setzt sich die Region Hannover nun dafür ein, dass Surfer und Kitesurfer künftig nur noch mit Kennzeichen auf dem Steinhuder Meer unterwegs sein dürfen, wie es bereits bei den meisten größeren Booten der Fall ist. Eine Ahndung von Verstößen wäre dann auch ohne direkten Kontakt möglich. Bisher hatte das Land Niedersachsen eine Kennzeichnungspflicht für Surfer abgelehnt.
Eine Kennzeichnung soll dabei nur für die Surfer kommen, weiterhin kennzeichenfrei soll das Fahren mit Kleinbooten wie Kajaks etc. bleiben, wie die Region Hannover der Auepost weiter mitteilte. Denn diese seien wegen ihrer geringeren Geschwindigkeit leichter ansprechbar und würden auch seltener die Regeln übertreten.
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