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Treffsicherheit sah man nur in Reihen des Publikums

29.10.2018 • Redaktion • Aufrufe: 327
29.10.2018
Redaktion
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Hannover (mj). Das heutige Wetter hatte alles vorbereitet, was es zu einem gelungenen Heimspiel braucht. Etwas kälter, aber dafür strahlender Sonnenschein wie beim letzten und ersten Heimerfolg dieser Saison gegen den Vfb Stuttgart. Was das Wetter versprach, konnte das Spiel selbst aber leider nicht halten.

Miguels KabinenpredigtZu den Highlights der ersten Hälfte gehörten aus Hannoveraner Sicht die obligatorische Bratwurst, ein dazu individuell passendes Kaltgetränk und eine Spielszene aus den ersten fünf Minuten: Linksverteidiger Albornoz fasste sich ein Herz und drosch den Ball aus guten 20 Metern leider zu hoch über das Tor. Das Highlight dieser Szene folgte jedoch erst im Anschluss. Ein Fan aus dem Hintertor-Block, der den über das Fangnetz hinausfliegenden Ball auffing, versuchte ihn über zehn bis 15 Reihen hinweg zum wartenden Balljungen zu werfen. Der schlecht dosierte Wurf landete mit Schwung auf dem Hinterkopf einer jungen Dame, was von mindestens fünf Stadionblöcken mit einer Mischung aus Mitleid und Belustigung quittiert wurde.

Keine Aktion der Hannoveraner Mannschaft auf dem Platz vermochte es in dieser ersten Hälfte, den Rängen eine größere Reaktion zu entlocken. Lediglich die Reihen der Ultras im Nordrang schienen nach wie vor glückselig – von ihrem selbst auferlegten Stimmungsboykott befreit – durch ihre Fangesänge eine gewisse Lautstärke ins Stadion zu bringen. Zudem begleiteten sie die Mannschaft mal wieder mit einer schön anzusehenden, aber für Fans, die nicht in der Ultra-Szene organisiert sind, nur schwer verständlichen Choreografie (Thematik: Stockholm Hannover).

Pfiffe in der Halbzeit

Kurz nach dem oben beschriebenen Kopftreffer durch „unbekannt“, schlug Waldemar Anton nach einer Ecke ein Luftloch, sodass Rani Khedira auf Seiten der Augsburger nach nur acht Spielminuten zum 0:1 traf. Augsburg stand defensiv äußerst sicher und führte ein paar wenige Angriffe auch gefährlich vor das Tor der 96er – wobei sich Augsburg zu keinem Zeitpunkt im Spiel dauerhaft gefährlich zeigen konnte. Hannover hingegen versuchte etwas mehr nach vorne zu kreieren, fand jedoch selten den Weg in den 16er der Gäste. Zu häufige Fehler im Passspiel ließen die Bemühungen der 96er meist im Sande verlaufen. Einziger Lichtblick in den ersten 45 Minuten war die relativ stabile Dreierkette der 96er, in der sich dieses Mal nicht unbedingt Waldemar Anton, dafür aber Josip Elez (ein paar ansehnliche Dribblings in der Offensive) und vor allem Kevin Wimmer (nach mehrwöchiger Abordnung auf die Bank mit starken Defensivaktionen) zeigen konnten.

Wolken über Hannover-96-Stadion

Dunkle Wolken ziehen über der Arena auf | Foto: Miguel J. Sanchez

Mit Abpfiff der ersten Hälfte war nun etwas zu hören, was seit der noch jungen Ära Breitenreiter nur selten zu vernehmen war: Pfiffe. Nicht von allen, aber von einigen Fans. Ob Pfiffe verdient sind? In einer Halbzeitpause wohl eher nicht – zumindest für den eigenen Verein. Nachvollziehbar aufgrund der verschlafenen ersten Minuten und der darauffolgenden Ideenlosigkeit aber schon.

Videobeweis und taktische Finesse

Eingeläutet durch eine zunächst ansehnlich inszenierte, durch Bengalos jedoch ruinierte Choreografie (Bild einer Augsburger Puppe der Puppenkiste) der Gästefans, deren Anzahl auf lediglich zwei gut gefüllte Reisebusse zu schätzen war, begann eine spannendere zweite Spielhälfte. Diese war – wieder einmal seit dem Wechsel von Stendel zu Breitenreiter auf der Trainerbank – durch und durch von Taktik geprägt. Durch die Hereinnahme vom Freistoß- und Dribblingspezialisten Florent Muslija für Primin Schwegler verschob sich das taktische Gebilde auf dem Platz von einem 3-5-2- zu einem 3-1-4-2-System. Man spürte sofort den offensiven Druck, der damit auf Seiten der 96er in Gang gesetzt werden konnte. Vor allem der in der ersten Hälfte noch abgemeldete Bebou konnte nun häufiger zeigen, wozu er offensiv in der Lage ist.

Eine viertel Stunde lang sah man sich dem Ausgleich näher, als dass Augsburg die Führung hätte ausbauen können. Aus irgendwelchen Gründen konnte die heutige Stimmung auf den Rängen aber auch dadurch noch nicht hervorgelockt werden – natürlich nach wie vor mit Ausnahme der Ultras. Doch mitten in dieser Hannoveraner Drangphase stand plötzlich die Hand von Genki Haraguchi im eigenen Strafraum ein paar Zentimeter zu weit von seinem Körper ab, der Ball sprang daran, Schiedsrichter Kampka trabte zum Monitor des Videoassistenten und zeigte anschließend die mittlerweile berühmte Geste des Videorahmens und mit ausgestrecktem Finger auf den Elfmeterpunkt. Gleich mehrere 96er, angeführt vom Torwart Michael Esser, versuchten den Referee noch wild gestikulierend umzustimmen, da Haraguchis Hand nicht mit Absicht zum Ball ging, aber der Isländer Alfred Finnbogason verwandelte den anstehenden Elfmeter sicher. Nun stand der nächste Kniff des Trainerteams an: durch die Einwechslung des Publikumslieblings Hendrik Weydandt ging nicht nur ein kurzer Hoffnungsruck durch das Stadion, sondern Breitenreiter stellte auch erneut um. Das 3-1-4-2 wurde nun zu einem maximal offensiven 4-3-3 mit drei Zentrumsstürmern. Wood, der heute viel lief, dem aber wenig Zählbares gelang, Füllkrug, der von Horst Heldt zwar regelmäßig in die Nationalelf gelobt wird, dem aber auch heute wieder die Technik in der Ballannahme und -verarbeitung fehlte, und der eben erwähnte Weydandt. Haraguchi, der bis zu diesem Zeitpunkt den Grund seiner Aufstellung von Beginn an nahezu schuldig geblieben war, drehte auf einmal auf dem rechten Flügel auf, zeigte Dribblings, die fast schon an seinen Ex-96-Landsmann Hiroshi Kiyotake erinnerten, und flankte ansehnlich in den
gegnerischen 16er.

Glücklosigkeit oder sicherer Abstiegskandidat?

Hannover erspielte sich zwar nun einige Torchancen, von denen Ihlas Bebou eine sehenswert zum 1:2 nutzen konnte, das nötige Glück im Abschluss blieb den Mannen von Hannover 96 jedoch verwehrt. Auch in dieser Phase des Spiels waren die vorherigen Ungenauigkeiten in den vorderen Mannschaftsteilen präsent. Vor allem der junge Florent Muslija agierte glücklos in dieser schwierigen Phase. Wer einen Blick zur Seitenlinie warf, meinte André Breitenreiter in Mimik und Gestik ablesen zu können, dass ihn die Flüchtigkeitsfehler des erst 20-Jährigen in dieser wichtigen Spielphase zwar ärgerten, er als erfahrener Trainer aber sehr gut einordnen kann, dass ihm diese zugestanden werden müssen. Auch der Kapitän Waldemar Anton schimpfte in einer Szene nach einem Ballverlust in der Offensive wild gestikulierend mit dem jungen Muslija, der den entsprechenden Weg zurück nicht mitgegangen war.

HDI-Arena Hannover 96

Heimspielstätte von Hannover 96 – die HDI Arena | Foto: privat

Bei Abpfiff spürte man im Stadion, dass der kämpferische Einsatz der Mannschaft im Publikum wahrgenommen, das spielerische Potential des Spiels jedoch als mindestens mangelhaft quittiert wurde. Hobby-Meistertrainer im fortgeschrittenen Alter sahen von ihrem Sitzkissen aus bereits in den Schlussminuten den Abstieg am Ende der Saison als gesichert. Von der schlechten Form des Abstiegsjahres unter Thomas Schaaf ist diese Mannschaft aber noch weit entfernt. Spielerisch, aber vor allem kämpferisch ist die Mannschaft einige Stufen höher einzuordnen, als das damalige Team um Almeida und Co. Dennoch muss das heutige Team von André Breitenreiter in den kommenden Partien auch das Glück mal wieder auf seine Seite ziehen, um eigentlich ausgeglichene Partien wie die heutige gegen Augsburg nicht gegen sich, sondern für sich entscheiden zu können.

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