Wohltätigkeitsaktionen sind oft geschäftlich organisiert, finden auf Initiative von Vereinen, Parteien, Verbänden oder Firmen statt. Oft folgen diese dem Muster „tue Gutes – und rede darüber“. Das hilft nicht nur den Beschenkten – sondern gibt auch ein gutes Image in der Öffentlichkeit. Umso erstaunlicher ist, was sich gerade in Wunstorf abspielt: da überlegt sich jemand ganz privat, wie er anderen, die in der Adventszeit einsamer sind als andere, eine außergewöhnliche Freude machen kann, plant und organisiert die Aktion in Eigenregie – und sammelt schließlich mit Hilfe vieler helfender Hände Dutzende von Geschenken zusammen, um die Aktion durchführen zu können.
Aus dem Engagement eines Einzelnen und seiner Mitstreiter wird durch ein soziales Netzwerk etwas Größeres. Hier tun Wunstorfer etwas für Wunstorfer, einfach aus altruistischen Gründen – ohne institutionell-moralische Zwänge oder weitere Hintergedanken. Einziger Antrieb: Menschen ein Freudestrahlen auf das Gesicht zu zaubern.
Die Rede ist von Reinhard Seegers, seinen Admin-Kollegen und zahlreichen Mitgliedern aus der Facebook-Gruppe „Mein Wunstorf„. Seegers, der die seit vier Jahren bestehende Gruppe auch gründete, rief dazu auf, persönliche Geschenkepäckchen zu packen, um sie in der Weihnachtszeit den Bewohnern eines Altenheims zu überreichen – und stieß auf viel Resonanz.
Die Idee kam Seegers bereits im letzten Jahr, doch der Vorlauf war zu knapp bemessen, so dass die Aktion letztendlich nicht zustande kam. Dieses Jahr wurde mit den Vorbereitungen früher begonnen, nämlich Anfang Oktober – und es sieht bereits jetzt, einen knappen Monat vor dem anvisierten Termin, alles danach aus, als ob es ein voller Erfolg wird.
Zu seinen Motiven befragt, gibt sich Reinhard Seegers aber durchaus lokalpatriotisch: es ginge auch darum, zu beweisen, dass es die Menschen seien, die Wunstorf zu einer tollen Stadt machen würden, dass Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit hier nicht nur leere Worte blieben.
Als Richtwert waren pro Päckchen etwa 10 Euro genannt – und es sollten ganz individuell Dinge hineingetan werden, ob nun Selbstgebackenes, Schokolade oder auch Basteleien. Reinhard Seegers und seine Mithelfer stellten sich an zwei Terminen auf die Straße und nahmen die Geschenke persönlich entgegen. Einmal am 22. Oktober auf dem Marktkauf-Parkplatz und nun am vergangenen Samstag, den 19. November, auf einem Netto-Parkplatz in der Südstadt.
Beim ersten Termin kam ein knappes Dutzend Päckchen zusammen, beim zweiten Termin waren es schon 23 abgegebene Gaben. Mit viel Engagement zusammengestellt und kunstvoll gestaltet verpackt, stapelten sich die Pakete im Kofferraum. Auch einige Ladenbesitzer schlossen sich der Sammelaktion an und ermöglichen die Abgabe in ihren Geschäften.
Insgesamt sind auf diese Weise bis jetzt über 40 Päckchen zusammengekommen. Mindestens 60 werden benötigt – wer noch mitmachen will, kann das weiterhin tun. Päckchen nehmen u. a. der Bastelladen von Petra Sommer am Alten Markt, Coiffeur de Pavillon in der Nordstraße oder Reschke & Partner an der Oststadtschule entgegen und leiten sie dann entsprechend weiter.
Am 17. Dezember sollen die Pakete dann im Altenpflegeheim „Haus Johannes“ in der Barne den Bewohnern geschenkt werden. Kinder aus dem Kreise der Päckchenspender werden Wichtel spielen und die Präsente überreichen. Das Altenheim wurde ausgewählt, weil es das älteste in Wunstorf ist.
Die Aktion soll auch 2017 wieder stattfinden, dann werden es Menschen einer anderen Einrichtung sein, die beschenkt werden. Wenn die Aktion weiterhin so gut angenommen wird, könnte es sein, dass sich das Wunstorfer Wichteln zu einem festen Brauch entwickelt.
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