Wunstorf (red). Die Maibaumaufstellung auch in der Kernstadt hat Tradition … doch dieses Jahr war etwas neu: es wurde noch traditioneller. Denn statt den Maibaum mithilfe eines Krans in die Senkrechte zu bringen, war nun Muskelkraft gefragt: Die stärksten Männer der Werbegemeinschaft (die das Maibaumaufstellen veranstaltet) und die Mitarbeiter der Dachdeckerfirma Presuhn (die das Maibaumaufstellen realisiert), zogen und schoben gemeinsam am Maibaum, bis er seinen höchsten Punkt erreicht hatte und verankert werden konnte.
Wegen Sicherheitsbedenken hatte die Stadt bislang auf die Aufstellung per Kran bestanden – doch die konnten nun offenbar ausgeräumt werden. Schon lange hatten sich viele eine ursprünglicher wirkende Maibaumaufstellung gewünscht, das Hochziehen mit einem am Kran befestigten Seil erschien zu technokratisch, dem Brauch nicht angemessen. „Es wäre toll, wenn es mit Manneskraft geschehen würde“, hatte es sogar aus den Reihen der Dachdecker geheißen – und nun konnte der Wunsch erfüllt werden. Denn im Hintergrund wurde sich für eine traditionellere Form starkgemacht – und fiel beim Vorstand der Werbegemeinschaft auf fruchtbaren Boden. Somit war der Gefahrenbereich in diesem Jahr zwar erstmals mit Flatterband abgesperrt – doch die Aufstellung konnte ohne Kran bewerkstelligt werden.
Auch die Idee, aus dem Maibaumaufstellen einen Wettbewerb zu machen, spukte herum, dass jedes Jahr eine andere Firma oder Organisation den Maibaum aufstellt und diese untereinander um die beste Zeit wetteifern. Doch diese Idee wird nicht nur aus organisatorischen Gründen wohl nicht umgesetzt werden: Spätestens, wenn die Schreiberlinge der Auepost an der Reihe wären, würde der Maibaum wohl in der Horizontalen bleiben.
Das Maibaumaufstellen klappte wie aus dem Bilderbuch, obwohl zuvor nicht geprobt werden konnte. Was heute also tatsächlich passieren würde, wusste niemand, doch alles ging gut: Nachdem der Tanzkreis Wunstorf die Veranstaltung mit Volkstänzen eröffnet hatte, wurde gemeinsam gezogen, gestützt und geschoben – bis der 350 Kilogramm schwere Maibaum schließlich stand. Anschließend gab es Freibier vom Fass von der Werbegemeinschaft. Die Gefahr, dass die Männer den Maibaum nicht in die Höhe bekommen hätten, bestand nicht, erfuhr die Auepost aus Expertenkreisen: Zunächst hätten die Kräfte nur auf das Scharnier in der Bodenverankerung gewirkt, der kritische Punkt würde erst bei einem größeren Winkel erreicht – es seien aber ausreichend Personen im Einsatz gewesen.
Früher hätten die Ortschaften auch noch mit harten Bandagen um die Maibäume gekämpft, wusste Ortsbürgermeister Silbermann, der die Zuschauer und Maibaumaufsteller willkommen hieß, zu berichten: Doch der „Brauch im Brauch“, den Nachbardörfern den Maibaum abzusägen, ist zumindest in Wunstorf ein Relikt längst vergangener Zeiten, niemand muss hier die Maibäume bewachen. Denn der Kernstadt-Maibaum ist auch der Maibaum aller Wunstorfer: Alle Wappen der Ortsteile sind darauf versammelt, neben den Insignien der Partnerstädte.
Gewetteifert wird untereinander nur noch über das Erscheinungsbild des Maibaums und die Zahl der Teilnehmer – und beides konnte sich in der Kernstadt sehen lassen: Denn noch eine Neuerung gab es: der Baum wurde dieses Jahr in den Farben der Stadt – blau und gelb – gestrichen und strahlt nun in den Farben Wunstorfs auf dem Marktplatz. Der Applaus der Passanten und Gäste war den Akteuren sicher.
Die Idee das jede Firma mal den Baum aufstellen sollte ist eine prima idee !
Peter Frieße und Peter Aldag