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Amazon errichtet Güterbahnhof in Bokeloh

01.04.2019 • Redaktion • Aufrufe: 1887

Nicht nur ein Amazon-Paketzentrum für LKWs wird in Wunstorf entstehen – auch der Schienenverkehr wird künftig hier abgewickelt. Das Freibad Bokeloh muss dafür weichen.

01.04.2019
Redaktion
Aufrufe: 1887

Das Verteilzentrum in Luthe war nur der Anfang. Amazon will Pakete künftig auch mit der Bahn ausliefern – und sieht in Wunstorf ebenfalls den perfekten Standort für seinen neuen Güterbahnhof. Eine Folge davon: in der Kernstadt müssen neue Bahnübergänge gebaut werden.

Amazon-Güterzug

Die neuen Amazon-Güterzüge bringen bald Pakete nach Wunstorf | Visualisierung: Auepost

Wunstorf, den 1. April 2019 (red). Amazon expandiert weiter und hat sich Wunstorf als neuen universellen Logistikstandort auserkoren: Nicht nur die LKWs fahren bald von Luthe aus die Pakete durch die Region, auch Güterzüge sollen nun einen Teil der Paketlast übernehmen. Wunstorf wird Paketlieferungen aus allen europäischen Versandlagern über den Schienenweg empfangen. Dazu ist jedoch eine neue Bahnhofsanlage nötig, die in Bokeloh entstehen soll.

Auf den Gleisen der alten Steinhuder Meer-Bahn

Der zunehmende Stau auf Wunstorfs Straßen wird auf diesem Verkehrsweg zumindest teilweise umgangen und die Paketauslieferung nun auch umweltfreundlich auf die Schiene gebracht – letztlich genau das, was die Politik stets forderte. Amazon will dazu die noch bestehenden alten Gleisanlagen der Steinhuder Meer-Bahn nutzen, die derzeit noch gelegentlich von der OHE befahren werden. Das Rangierzentrum in Bokeloh wird hingegen komplett neu gebaut, Amazon geht von täglich bis zu 120 Güterzügen aus, die dann in Bokeloh abgefertigt werden.

Neue Bahnübergänge müssen gebaut werden

Unbeschrankter Bahnübergang

Bislang noch ohne Schranken: der Bahnübergang an der Sölterkreuzung | Foto: Daniel Schneider

Das würde allerdings nicht nur bedeuten, dass in Bokeloh ein riesiges Gleisfeld entsteht, sondern dass auch die bislang unbeschrankten Bahnübergänge an der Sölterkreuzung und über die B 441 am Ortsausgang Richtung Hagenburg nachträglich beschrankt und zu vollwertigen Bahnübergängen ausgebaut werden müssen. Schlimmer noch: Wegen der hohen Dichte an Güterzügen lohnt es sich nicht, die Schranken generell offen zu lassen. Daher ist davon auszugehen, dass zumindest die Anlage an der Sölterkreuzung von vornherein zu einem sogenannten Bedarfsbahnübergang ausgebaut wird: Autofahrer und Fußgänger müssten ihren Querungswunsch dann per Knopfdruck zunächst anmelden, erst danach würde das Stellwerk die Schranken öffnen. Amazon verspricht jedoch, dass in diesem Fall die Wartezeit auf jeden Fall unter 30 Minuten bleiben wird. Länger als eine halbe Stunde wird kein Verkehrsteilnehmer warten müssen, wenn er in die Nordstadt möchte. Bis die Nordumgehung gebaut ist – aktuell ist die Rede vom ersten Spatenstich 2021 – wird es daher leider am Medicum noch etwas stockender vorangehen.

Bahnhofs-Neubau in Bokeloh

Auch der Standort für den Bokeloher Güterbahnhof steht bereits fest: Als Bahnhofsgelände ist ein Areal im Nordwesten Bokelohs vorgesehen, direkt nördlich der dort verlaufenden Bahngleise. Die aktuell dort noch vorhandene Wiese reicht jedoch nicht aus, so dass Amazon Gelände von der Stadt zukaufen muss, da die Eigentümer der umliegenden Felder nicht verkaufen wollen. Wie die Auepost erfuhr, gab es dazu bereits in den letzten Monaten Geheimverhandlungen zwischen der Stadtverwaltung und dem Internetriesen, die kurz vor dem Abschluss stehen: Demnach wird demnächst ein Drittel des neuen Güterbahnhofs auf dem Gelände des jetzigen Freibads Bokeloh liegen – das dafür weichen muss. Ob die Freibad-Saison 2019 noch stattfinden kann oder der Abriss der Beckenanlagen früher erfolgt, ist momentan noch offen.

Hier kommt der neue Amazon-Güterbahnhof hin:
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Es ist also kein Zufall, dass gerade jetzt die Pläne für einen Außenbecken-Anbau beim zweiten städtischen Schwimmbad, dem Wunstorf Elements, wieder aus der Schublade geholt werden, um das wegfallende Freibad an anderer Stelle zu kompensieren. In Bokeloh würde jedoch sowieso niemand mehr freiwillig schwimmen wollen, wenn direkt nebenan die Güterzüge ein- und ausrollen. Denn Amazon hat sich Bokeloh nicht nur wegen der schon vorhandenen Schienenanlagen ausgesucht, sondern auch wegen des eingeschränkten Lärmschutzes: Amazon will seine Güterwaggons rund um die Uhr be- und entladen lassen, auch in der Nacht. Wegen des vor Ort noch geltenden Bergbaurechts ist das problemlos möglich, was sich der Internetkonzern zunutze macht.

Rangierbahnhof

So ähnlich dürfte es demnächst im Freibad Bokeloh aussehen | Visualisierung: Auepost

In der Verwaltung reagiert man unterdessen mit einer gewissen Häme: „Das haben die Luther und Kolenfelder nun davon, dass sie sich so gegen den LKW-Verkehr gesperrt haben … noch mehr Verkehr durch ihre Ortschaften“, sagte ein Rathausmitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden möchte. Denn der Verkehr über die Autobahnabfahrten wird nun künftig noch stockender verlaufen als ohnehin schon, wenn nun auch noch der Bokeloher Güterbahnhof von unzähligen Lastwagen und Paketautos angefahren wird.

In Bokeloh hingegen ist die Freude groß: „Kann ja nicht sein, dass immer nur die Luther profitieren – und das Freibad kann ruhig weg, ohne Frühschwimmen hat’s eh keinen Sinn“, sagten übereinstimmend gleich mehrere Anwohner, als sie auf die neuen Entwicklungen angesprochen wurden. Wirtschaftlich wirkt sich die baldige Amazon-Ansiedlung bereits jetzt aus: Der im Entstehen begriffene Dorfladen Bokeloh hat angekündigt, nicht nur im Herbst zu eröffnen, sondern dann gleich 4 weitere Zweigstellen aufzubauen.

„Wunstorf ist der ideale Standort für unsere 3-Wege-Strategie: Schiene, Straße und Wasser. Und wenn’s sein muss, fahren halt auch mal 40-Tonner durch die Fußgängerzone.“P. Reim-Versant, Amazon-Sprecher

Amazon denkt schon weiter

Auch Amazon findet nur lobende Worte für den Standort Bokeloh. Mit dem Paketversand auf Schiene und Straße ist die Sache aber noch längst nicht zu Ende, Amazon denkt langfristig und hat bereits die nächste Erweiterungsstufe im Blick: Denn da gibt es ja auch noch den Mittellandkanal, und wenn Pakete mit Bahn und LKW kommen, warum nicht auch auf Wasserstraßen? Ganz so weit ist man zwar noch nicht, aber in nächster Zukunft könnten die Amazon-Pakete dann auch mit Booten befördert werden. Ob der von Schließung bedrohte Hafen in Sachsenhagen dadurch auch einen Teil vom Amazon-Kuchen abbekommt oder Amazon die Hafenanlagen in Kolenfeld ausbaut, wird sich noch zeigen.

Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es Amazon gleich im größeren Stil angeht und Flugboote auf dem Steinhuder Meer landen lässt. „Flugtaxis“ und Drohnen zur Paketauslieferung, wie sie bisweilen im Gespräch sind, bleiben jedoch Zukunftsmusik, diese wird es in Wunstorf nicht geben – noch nicht.

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Kommentare


  • Ich hoffe, das ist ein April Scherz.

  • eine Idee wäre doch auch die alten unterirdischen Stollen für den Transport zu nutzen

  • Grit Decker sagt:

    Auch wenn mir beim Lesen der Überschrift des Artikels sofort das Tagesdatum klar war:
    toller Artikel! *Daumen ganz hoch*

    Bei Dem, was dem Online-Riesen Amazon in dessen Köpfen rumgeistert, ist der Inhalt des Artikels in großen Teilen gar nicht mal so abwegig.
    Doch das zu formuliert zu bekommen:
    Chapeau!!

  • Außerdem ist mir aus sicherster Quelle zu Ohren gekommen, das bis zu 47% des Güterverkehrs per Bahn auch wieder von der STMB durchgeführt werden.

  • David Oe sagt:

    da keine neuen Bahnübergänge mehr in Deutschland gebaut werden, war der Aprilscherz offenkundig.

    • Grit Decker sagt:

      Mit Verlaub:
      Das wird nicht ausschließlich mir nicht bekannt gewesen sein.
      Doch weil der gesamte sehr gut geschriebene Artikel vor Überspitzungen nur so trotzte, wird vermutlich nahezu Jedem der 1.April in den Kopf gekommen sein.

  • Marc Schaper sagt:

    Na sicher: Amazon baut einen eigenen Bahnhof – ausgerechnet in Bokeloh, dem Drehkreuz des Lebens :-D

  • Ilse Bokelmann sagt:

    Herrlicher Aprilscherz!!

  • Georg Braunroth ,C D U Butteramt sagt:

    Das ist kein Aprilscherz. Die Unterlagen liegen schon vor . Da die Fa. Amazon ja nur Stundenlöhne von unter 5,00 €uro zahlen kann , sollen die Mitarbeiter der Auslieferung, im integriertem Freibad Bokeloh, wenigstens kostenlos warm duschen können .Für den Vertrieb auf dem Wasser ( 3. Weg )wird der alte Kanalhafen in Idensen -rechts vom Jachthafen Idensen auch schon ausgebaut. Dabei muss das Butteramt den neuen Hafenbecken weichen ,und wird zu den neuen Hafenbereich umgebaut. Man hat sich dazu entschlossen, weil das Gebiet des Butteramtes sich im Regenwasserrückhaltebecken der Wunstorfer Nordaue befindet ,und es dort sowieso meist alles überschwemmt ist

    • Grit Decker sagt:

      Nette Fortsetzung des sehr gelungenen April-Scherz :)
      Schön, dass sich hier zeigen darf, dass nicht grundsätzlich alle Politiker*innen -egal welcher Fraktion- völlig humorlos sind.

      By the way:
      Amazon wäre im Übrigen durchaus in der Lage seinen Mitarbeitenden einen höheren u.v.a. fairen Stundenlohn als die genannten 5€ zu zahlen.
      Das ist die Krux, wenn über Subunternehmen, bei denen aus mir nicht ansatzweise erklärlichen Gründen gesetzliche Bestimmungen wie z.B. die zum Mindestlohn umgangen werden können, Arbeiter*innen beschäftigt und ausgenutzt werden >kein explizites Amaon-Vorgehen. *grrr knurr*

  • Mari sagt:

    Das Freibad in Bokeloh wird auch ohne Amazon nicht pünktlich zum Mai öffnen.Warum wurde immer noch nicht mit den geplanten Arbeiten begonnen???

  • Grit Decker sagt:

    „Das wissen nur die Götter“ – mein spontaner und -zugegeben- leicht sarkastischer Gedanke ;)

    Im Ernst: #Maris Frage werden sich viele stellen; zumindest diejenigen, die das Freibad in Bokeloh zum Saisonstart nutzen wollen.
    Auch wenn ich aufgrund der mich erheblich einschränkenden Handicaps leider nicht zu den Erwartungsvollen gehöre, so wünsche ich natürlich diesen Menschen, dass sich endlich (!!) v.a. in Bezug auf die geplanten und dringend notwendigen Arbeiten zeitnah -sehr zeitnah rasch etwas tun wird.

    • Georg Braunroth ,C D U Butteramt,"FördervereinFreibad Bokeloh e,V." sagt:

      Das wissen die leider auch nicht–ich habe sie alle befragt…
      Über die anfallenden Arbeiten im Freibad Bokeloh sind wir von Herrn Andreas Saars ,Chef der Wunstorfer Bäderbetriebe auch Wunstorf-Elements benannt , unterrichtet worden. Die Ausführungen der Arbeiten sind genehmigt und zugesagt. Da diese Arbeiten nicht unbedingt zu einer Schließung des oder Unterbrechung des Badebetriebes führen, sollte sich an der Öffnung zum 15- Mai nichts ändern.
      Die „Götter“ haben uns noch nichts anderes zugetragen, und ich denke Herr Saars wird es früh genug mitteilen, falls sich der Öffnungstermin ändert.

  • Georg Braunroth ,C D U Butteramt,"FördervereinFreibad Bokeloh e,V." sagt:

    Das muss Herr Saars wohl gelesen haben!!
    Einen Tag später bekamen wir ,ohne weitere Erklärung, einen Hinweis, sdas die Öffnung nun erst einen Monat später ,also zum 15-Juni 2019 erfolgen soll — „“Alles weitere aus der Pressemitteilung““
    Nun bleibt nur zu erhoffen, dass es keine weiteren Verzögerungen gibt — denn am 29.Juni findet der nächste „TRIATLON“ in Bokeloh statt.

    • Grit Decker sagt:

      Für die bereits „in den Startlöchern“ Stehenden bleibt zu wünschen, dass zumindest der beim Einen und Anderen Verärgerung auslösende verschobene Eröffnungstermin fix ist; „Revolte“ nämlich möchte vermutlich keiner der Verantwortlichen….

  • Georg Braunroth ,C D U Butteramt,"FördervereinFreibad Bokeloh e,V." sagt:

    Hallo Grit
    Anbei unsere Pressemitteilung zum Freibad Bokeloh .
    Falls die AUEPOST Pressemitteilungen verwendet ,könnt Ihr diese ja mit einbringen:

    Pressemitteilung 08.04.2019

    Förderverein begrüßt Instandsetzung des Bades

    Freibad Bokeloh soll bis Oktober öffnen

    „Die erneute Verzögerung bei der Saisoneröffnung ist natürlich sehr enttäuschend. Zum Ausgleich kann doch in diesem Jahr die Badesaison bis zum Ende der Herbstferien verlängert werden“, sagt Frank Kettner-Nikolaus, Vorsitzender des Fördervereins Freibad Bokeloh e.V., in einer Stellungnahme zur Nachricht der Bäderbetriebe Wunstorf, dass das Freibad Bokeloh in diesem Jahr voraussichtlich erst am 15. Juni öffnen soll.
    Er gehe davon aus, dass viele Menschen auch enttäuscht und erneut verärgert seien. Insbesondere beim aktuell bereits schönen Frühlingswetter wachse bereits die Vorfreude auf die Freibadesaison. Beheizte Freibäder an anderen Orten öffneten häufig schon Anfang Mai oder bei gutem Wetter wie im Vorjahr bereits Mitte April. „Da ist unsere Saison sowieso schon immer kürzer und jetzt auch nochmals um einen Monat“, bemerkt Kettner-Nikolaus. Es sei jedoch genau richtig, dass die Bäderbetriebe im Bad notwendige Instandsetzungsarbeiten vornehmen, um das Bad zukunftsfähig zu machen: „Unser Ziel ist der nachhaltige Erhalt des Bades über die nächsten Jahrzehnte hinaus. Dazu haben die Bäderbetriebe mit der Umsetzung des Instandsetzungskonzepts den richtigen Weg eingeschlagen“. Wenn es bei der Komplexität der Aufgaben zu kurzfristigen Verzögerungen komme, müsse man das leider akzeptieren, aber letztlich gehe es um die langfristige Perspektive. Zum Ausgleich für die verspätete Eröffnung solle die diesjährige Badesaison bis zum Ende der Herbstferien verlängert werden.

  • Grit Decker sagt:

    Hallo # Georg,
    ich erlaube mir anzuzweifeln, dass Ihre Mitteilung die ob der weiteren Verzögerung in der Eröffnung der Badesaison erbosten Gemüter besänftigen wird.
    Auch wenn ich selbst das Bad nicht nutzen kann (Handicaps), so habe ich dennoch Verständnis für den nicht ganz zu Unrecht entstandenen „Volkszorn“.

  • Mari sagt:

    Nur gemeinsam sind wir stark. Darum den Förderverein Freibad Bokeloh e. V. beitreten.

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