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Asbest – Wunstorfs gefährliches Erbe

04.11.2018 • Daniel Schneider • Aufrufe: 5313

Immer wieder taucht in Wunstorf Asbest auf. Denn in Zementform wurde er nicht nur wie überall sonst als Baumaterial genutzt, sondern in der Stadt stand einst auch eine der größten Asbestzementfabriken des Landes. Sie hinterlässt bis heute ihre Spuren. Damit stellt sich besonders für Wunstorf die Frage: Welche Gefahren gehen von Asbest eigentlich aus?

04.11.2018
Daniel Schneider
Aufrufe: 5313
Asbesthalde Luthe im Jahr 2016 | Foto: Daniel Schneider

Der Stoff hat nach plausiblen Schätzungen weltweit schon Hunderttausende Menschen getötet, wäre damit als gefährlicher anzusehen als etwa jede radioaktive Substanz: Dennoch wird seine Existenz im alltäglichen Bewusstsein gerne verdrängt. Das ist kein Wunder: Wie Radioaktivität ist die Gefahr nicht sichtbar, und die Folgen zeigen sich erst nach Jahrzehnten. Die Rede ist von Asbestfasern.

Wunstorf ist in diesem Sinne nicht irgendeine Stadt. In Luthe, das 1974 nach Wunstorf eingemeindet wurde, stand früher das Fulgurit-Werk – eines der großen deutschen Asbestzementwerke. Von hier aus wurde Asbestzement in die halbe Welt geliefert – und zuvor natürlich hergestellt. Asbestzement galt im letzten Jahrhundert als das ideale Werkmaterial: Billig, leicht zu verarbeiten, vielfältig verwendbar, feuerfest und säurebeständig, leichter und haltbarer als jeder konventionelle Baustoff. In den 1970er Jahren hatte der Asbestbauboom in Deutschland seinen Höchststand erreicht.

Wunstorf und der Asbest: Sondermüll im Stadtgebiet

Das Fulgurit-Werk war darin eine feste Größe. Wurde irgendwo ein Gebäude errichtet, dann war die Chance groß, dass Wandplatten, Fensterbänke, Rohre oder Bedachungen aus Luthe kamen. In derselben Liga spielte nur der Konkurrent Eternit. Millionen Quadratmeter von Asbestzementplatten verließen jährlich das Werk und machten Luthe zu einem reichen Ort. Mit dem endgültigen Ende des Werks 2003 verlor Wunstorf einen seiner einst großen Arbeitgeber.

Fulgurit-Werke Luthe
Ein riesiger Komplex: Das Fulgurit-Werk im Jahr 1968. Im Hintergrund die ersten Häuser von Luthe, in der Bildmitte links wächst die Asbesthalde. | Bildquelle: Stadtarchiv Wunstorf

Zur Blütezeit der Firma Anfang der 1970er Jahre arbeiteten allein am Hauptsitz in Luthe 1.300 Menschen, weitere Werke standen in ganz Deutschland.

Knapp 25 Jahre nach dem Herstellungsverbot für Asbestzement im Jahre 1991 sind die Hinterlassenschaften der einstigen Asbestproduktion jedoch weiter hochaktuell, nicht nur an Stelle der verbauten Produkte, sondern auch in Wunstorf, am ehemaligen Produktionsstandort. Am sichtbarsten ist die Asbesthalde, auf der die Abfallprodukte der Produktion wie Asbestschlämme oder -scherben aufgetürmt wurden. Auch Asbeststaub wurde nach Aussagen von Zeitzeugen dort einst entsorgt.

Die Gefährlichkeit

Die Gefährlichkeit von Asbest war Fachleuten schon seit den 1920er Jahren bekannt, doch die Gefahr wurde in den folgenden Jahrzehnten kontinuierlich unterschätzt oder verharmlost. In Deutschland brach die Diskussion über ein Verbot erst Anfang der 1980er Jahre richtig aus. 1981, als sich die öffentliche Meinung infolge neuer Studien zu drehen begann, schaltete Fulgurit noch große Anzeigen in den Zeitungen: „Krebsangst ist unbegründet!“, war dort zu lesen, oder: „Umweltbelastung und Gesundheitsgefährdung wurden hochgespielt, ja, sogar Verzichtsforderungen wurden laut. Das ist ungeheuerlich, das kann von Fulgurit nicht hingenommen werden“.

Warnschilder auf dem Gelände während der Asbesthaldensanierung | Foto: Daniel Schneider

Mehr als 10 weitere Jahre sollte es noch dauern, bis es schließlich zu einem Verbot von Asbest kam.

„Schluß mit der unverantwortlichen Kampagne gegen den bewährten Werkstoff Asbestzement“

Aufforderung aus einer Anzeige von Fulgurit in der Hannoverschen Allgemeinen/Leine-Zeitung 1981

Theoretisch reicht eine einzige eingeatmete Asbestfaser, um später irgendwann an Krebs zu erkranken, es gibt keinen Grenzwert, nach dem die Aufnahme von Asbestfasern absolut unbedenklich wäre. Und die Latenzzeit ist gewaltig: erst ca. 30 Jahre nach dem Asbest-Kontakt bricht eine Krebserkrankung aus. Das macht Asbest so tückisch und die Maßnahmen bei Asbestfunden heute so aufwändig: Möglichst keine Faser soll mehr in die Umwelt gelangen. In der Realität sieht das anders aus. Viele Häuser sind mit Asbest belastet und geben durch Alterungsprozesse oder Beschädigung der Materialien Asbestfasern in die Raumluft ab. Etwa jedes fünfte Haus in Deutschland enthält asbesthaltiges Baumaterial. Und auch die Außenluft wird kontinuierlich weiter von Asbest unter freiem Himmel kontaminiert. Statistisch gesehen sind jedoch Intensität und Dauer die bestimmenden Faktoren: Wer kontinuierlich viele Asbestfasern einatmet, hat das höchste Risiko, wer vorübergehend wenige einatmet, ein geringeres Risiko, später einmal zu erkranken.

Gefährliche Asbestfasern: Unter anderem wegen seiner ausgezeichneten Hitzebeständigkeit wurde Asbest im letzten Jahrhundert als Bestandteil in vielen Baumaterialien verwendet. Obwohl die Gefährlichkeit des Stoffes schon lange bekannt ist (von Erkrankungen wusste man schon um 1900, als krebserregend gilt Asbest seit 1970), wurde Asbest in Deutschland erst 1993 komplett verboten, in der EU ist die Verwendung und Herstellung seit 2005 nicht mehr erlaubt. Die besondere Gefährlichkeit entsteht durch kleinste Fasern, die sich auch aus verarbeitetem Asbest lösen und als Staub in die Luft gelangen. Wenn diese Fasern eine bestimmte Form und Größe haben, setzen sie sich in der Lunge fest und lösen schwere Lungenerkrankungen und Tumore aus.

Feste Asbestplatten (stark gebundener Asbest) geben erst bei Verwitterung geringe Mengen an Fasern ab, schwach gebundener Asbest wie in Spritzasbest oder Asbest in weichen Materialien ist die große Gefahr. Gefährlich werden aber auch die festen Asbestbaustoffe, wenn sie mechanisch beschädigt werden. Von stark gebundenem Asbest, also etwa unbeschädigten Asbestzementplatten, geht somit kurzfristig keine Gefahr aus. Hier sind die Fasern fest mit dem Zement verbunden und können sich nicht ohne Weiteres lösen. Anders sieht es aus, wenn das Material beschädigt, angebohrt, zersägt oder zerbrochen wird. Mit dem Staub werden dann auch viele Asbestfasern freigesetzt. Das A und O ist daher die Vermeidung von Asbeststaub.

Asbeststaub in Wunstorf?

Die während des Fertigungsprozesses von Asbestzementprodukten anfallenden Abfälle wie Asbestzementschlamm und Bruchstücke waren damals als Halde aufgeschichtet worden. Am Ende war es ein kleiner Berg an der Bahnstrecke. Diese Halde zählt inzwischen zu einer Art Ewigkeitskosten der Region Hannover. Früher war man noch davon ausgegangen, dass die „wilde Deponie“ auf jeden Fall irgendwann auf eine gesicherte Sondermülldeponie verlegt werden muss, sie nicht in der Nähe von Wohngebiet bleiben kann.

Die Asbesthalde Luthe während der Umschichtungsarbeiten | Foto: Daniel Schneider

Nachdem ein Abtransport, obwohl von Politik und Verwaltung damals gewünscht, am Widerstand von Deponie-Anwohnern und Umweltaktivisten in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern scheiterte, hatte man jedoch keine andere Wahl mehr, als die Asbesthalde vor Ort zu stabilisieren, praktisch eine kleine Sonder-Sondermülldeponie am Stadtrand einzurichten. Den Verbleib der Halde in Wunstorf hatten sich auch viele Luther gewünscht, waren gegen Abbaggern und den Abtransport. Eine Hauptforderung war, dass die Halde einfach in Ruhe gelassen wird. Die Angst, dass die todbringenden Fasern erst recht in der Umgebung verteilt werden könnten, war groß.

Nach der Umschichtung wurde die Halde wieder begrünt, Schafe dienen nun zeitweise als natürlicher Rasenmäher | Foto: Daniel Schneider

Die bis dahin nur provisorisch gesicherte Halde wurde so für ihren bis auf Weiteres dauerhaften Verbleib an Ort und Stelle „zukunftsfest“ gemacht – was letztlich bedeutete, das Wachsen von Bäumen und das Durchsickern von Wasser im Bereich der Halde zu verhindern. Asbeststaub kann hier nun nicht mehr in die Umwelt entweichen, die Oberfläche ist mit Kunststoffbahnen versiegelt und begrünt. In den Jahren vor der Sanierung war es theoretisch möglich, als Wurzeln von wild wachsenden Pflanzen und Bäumen die Oberfläche stellenweise aufbrachen. Und auch während der Sanierungsarbeiten kam es nachgewiesen zweimal zu stark erhöhten Asbestfaserkonzentrationen in der Umgebungsluft. Doch nun geht von der sanierten Halde erst einmal keine Asbestgefahr mehr aus.

Asbesthaufen
Asbestfunde bei Straßenbauarbeiten | Foto: privat

Dringender scheint aktuell dagegen die Frage, wie hoch die Asbestbelastung außerhalb der gesicherten Asbesthalde ist, wie Asbest-Funde bei Bauarbeiten an der Adolf-Oesterheld-Straße zeigen. Denn auch im Umkreis des einstigen unmittelbaren Firmengeländes muss man offenbar von einer latenten Asbestbelastung ausgehen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass in früheren Zeiten Bruchmaterial aus der Asbestzementproduktion auch weitergenutzt wurde, statt es auf der firmeneigenen Halde abzulagern – etwa zur Ausbesserung von Wirtschaftswegen, als Befestigungsmaterial an Feldrändern oder in privaten Gärten. Es wird kolportiert, dass es geradezu einen kleinen „Werksverkauf“ von asbesthaltigem Bruchmaterial gab. Das Material galt schließlich bis in die 1970er Jahre als ganz normaler, unverdächtiger und praktischer Baustoff. Es existierten keine Verwendungsverbote, Reste wurden wie übriger Bauschutt behandelt. Im Straßenbau wurde wie selbstverständlich Asphaltdecken Asbest beigemischt.

Teilweise könnten die Asbestbruchstücke aber auch versehentlich vom Betriebsgelände in die unmittelbare Umgebung gelangt sein. Ein Filmteam des NDR dokumentierte 2011 diverse Überreste auf einem an der Asbesthalde angrenzenden Feld, die dort durch Umpflügen allmählich buchstäblich zu Staub zerfielen – und ließ eine Probe analysieren. Das Laborergebnis bestätigte die Funde unter anderem als Blauasbestzement.

Bruchkante Asbestzement
Durch Bruchkanten bei Asbestzement können viele Fasern austreten | Foto: Daniel Schneider

Einen Hinweis auf eine mögliche Kontamination der Umgebung geben dabei womöglich ausgerechnet die Messungen, die bei der Asbesthaldensanierung zum Schutz der Bevölkerung durchgeführt wurden: Denn als eine der Messungen im Umkreis der Halde im Oktober 2016 erhöhte Werte feststellte, waren die Arbeiten zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen, die erhöhten Werte konnten nicht von der Halde selbst stammen. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass die Umwelt rund um das ehemalige Fulgurit-Werk auch heute noch stärker asbestbelastet ist und sich weiterer Asbest im Boden verbirgt.

Die Asbestbelastung

In der normalen Luft sind in unserem Breitengraden im Mittel bis zu 100 Asbestfasern pro Kubikmeter Luft enthalten, in Städten tendenziell mehr als auf dem Lande (zum Vergleich: bis zu 1.000 Fasern werden für Innenräume als Grenzwert genannt). Das klingt viel, ist es aber nicht: Die Fasern sind winzigst klein: eine Asbestfaser ist kleiner als 3 Mikrometer (= ein millionstel Meter). Anschaulicher wird es, wenn man es auf den Kubikzentimeter Luft herunterrechnet: 0,0001 Asbestfasern sind im Freien dort enthalten.

Asbestfaserbelastung Atemluft
Asbestfaserbelastungen der Atemluft in Fasern pro Kubikmeter | Graphik: Auepost

Wer in der Asbestzementproduktion arbeitete, wie sie auch in Luthe stattfand, der hatte mit ganz anderen Werten zu tun: Man nimmt heute an, dass Arbeiter bei der industriellen Asbestzementproduktion z. B. Mitte der 1980er Jahre mit 1,5 Millionen Fasern pro Kubikmeter Luft belastet waren. Statt mit 0,0001 also mit anderthalb Fasern pro Kubikzentimeter – sodass Fasern auf jeden Fall in großen Mengen eingeatmet wurden. Das ist der Wert, mit dem die Berufsgenossenschaften kalkulieren.

Asbestose, Lungen- und Bauchfellkrebs waren und sind die möglichen Folgen. Der Brustfell- bzw. Rippenfellkrebs (das Mesotheliom) ist dabei besonders gefürchtet: es ist eine der aggressivsten Tumorarten überhaupt, die meist auch noch spät diagnostiziert wird. Daran Erkrankte überleben die Diagnose meist nur wenige Monate. Die Krebserkrankung tritt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts vor allem im Nordwesten Deutschlands auf, wo Werften sind oder waren (auch im Schiffsbau war Asbest allgegenwärtig) – und vereinzelt in Regionen um ehemalige Produktionsstätten von Asbestprodukten, wie Luthe eine war.

Asbestfaserbelastung Asbestzementproduktion
Faserbelastungswerte im Verhältnis | Graphik: Auepost

Auch in Luthe und Umgebung wurden Menschen krank, litten und leiden weiter an den typischen Asbest-Krankheiten – und das, obwohl gerade die Arbeitsschutzbedingungen im Fulgurit-Werk als progressiv galten und sogar schon in den 1940er Jahren Staubschutzanlagen installiert wurden, um die „Staublungenkrankheit“ Asbestose zu besiegen. An Mesotheliome dachte da noch niemand, diese wurden erst 1977 als Berufskrankheit anerkannt.

Industrielle Asbestzementherstellung zählt trotz aller möglicher Vorsichtsmaßnahmen mit zu den höchsten Risikofaktoren für die Einatmung von Asbeststaub. Die höchste Belastung entstand beim Schleifen von Platten, zehnmal weniger hoch war die Belastung beim Zusägen, Fräsen oder Bohren. In den frühen 1990er Jahren stieg die Zahl der Mesotheliomfälle dramatisch an, ebenso die durch Asbest induzierten Lungenkrebsfälle. Erst in den letzten Jahren geht die Zahl der Neuerkrankungen wieder leicht zurück, bleibt aber hoch. Das passt zur Entwicklung der Asbestproduktion: Seinen Höhepunkt hatte der Asbestverbrauch in Deutschland um das Jahr 1980 herum erreicht – vor knapp 35 Jahren, der durchschnittlichen Inkubationszeit der Erkrankung.

Asbesthaltige Fensterbank
Fensterbank aus Asbestzement, wie sie auch in vielen Wunstorfer Wohnungen noch verbaut ist | Foto: Daniel Schneider

Allein an anerkannten Asbest-Berufskrankheiten sterben in Deutschland derzeit jedes Jahr fast 1.500 Menschen. An Mesotheliomen sterben davon mehr Menschen als an allen anderen Todesursachen zusammen. Es ist eine der seltensten Krebsarten, und doch die häufigste Todesursache bei Berufskrankheiten. Noch gar nicht berücksichtigt sind dabei die Verstorbenen, die als Angehörige kontaminiert wurden oder deren Erkrankung nicht als Berufskrankheit anerkannt wurde, obwohl sie während der Arbeit mit Asbest in Kontakt kamen.

Asbest im Alltag

Die von der Luther Asbesthalde fürs Grundwasser ausgehende Gefahr ist vorerst gebannt, und Asbeststaub kann auf der begrünten Halde auch nicht austreten. Sollte es dort staubig werden, dann ist es höchstens der (asbestfreie) Boden, der über den Kunststoffplanen aufgebracht ist. Asbestzementscherben auf Feldern stellen im Wesentlichen keine größere Gefahr dar als z. B. verwitterte Asbestdächer, die nicht als dringlich behandelt werden. Anders kann das aussehen, wenn der Asbestzement tatsächlich beim Bestellen der Felder weiter beschädigt wird: Dann können Fasern in hoher Zahl freigesetzt werden. Gleiches gilt für bei Straßenarbeiten auftauchende Asbestzementreste.

Big Pacs Asbesttransport
Bei Sanierungsarbeiten anfallender Asbest wird in sogenannten Big Bags gesammelt und abtransportiert | Foto: Daniel Schneider

Hier sind vor allem die Arbeiter konkret gefährdet, wenn sie das Material weiter zerbrechen. Wer an verwitterten oder zerbrochenen Asbestscherben nur vorbeifährt oder -geht, wird nicht sofort mit Asbestfasern kontaminiert. Aber man kann nicht wissen, ob dort nicht vielleicht auch Asbeststaub zu Tage tritt oder ob asbesthaltiges Material frisch beschädigt wurde. Dann wird es unmittelbar gefährlich: Vorhandener oder entstehender Staub aus Asbestzement darf keinesfalls eingeatmet werden, denn dieser kann Millionen von Asbestfasern enthalten. Wenn beschädigtes Material weiter offen Witterungseinflüssen ausgesetzt wird, lösen sich zudem nach und nach Fasern.

Auch die Alltagsgefahr bleibt: Wer unwissentlich an asbesthaltigem Material in Haus oder Wohnung hantiert und es beschädigt, zum Beispiel Asbestplatten anbohrt, setzt sich dem potenziell tödlichen Staub aus.

Augen zu und durch

Die von Asbestprodukten ausgehende Gefahr wurde jahrzehntelang unterschätzt, verschwiegen oder heruntergespielt. Aber auch heute wird noch gerne relativiert und verharmlost, das Risiko anscheinend verdrängt, nach dem Motto „Was nicht sein darf, kann nicht sein“ – aus welchen Gründen auch immer. Man spricht in der Stadt nicht über diese Vergangenheit. Aber wer Anfang der 1980er Jahre Asbestfasern einatmete, kann erst jetzt davon erkranken.

Karikatur Asbest

Es ist menschlich, dass eine solche lauernde Gefahr lieber beiseitegeschoben wird. Doch sie ist real: Die Fulgurit-Werke hinterließen Wunstorf eine Sondermülldeponie – und offenbar noch die ein oder andere Asbestzementfundstelle obendrein. Der Asbest wird Wunstorf noch jahrzehntelang begleiten, vielleicht sogar Jahrhunderte. Denn Asbest baut sich nicht von selbst ab, seine Beständigkeit war ja gerade der Grund, weshalb er genutzt wurde. Ob man irgendwann ohne mulmiges Gefühl auf den Feldwegen unterwegs sein kann, Asbest in ferner Zukunft wird neutralisieren können oder auch die Asbesthalde auf ewig bestehen muss, bleibt derzeit ungewiss.

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Kommentare


  • Mike Aha sagt:

    Und bei den Bauarbeiten an der Adolf-Oesterheld-Straße hat es, trotz wissentlichen Funden von Asbest, gestaubt ohne Ende. Die Stadt darauf angesprochen wurde alles nur heruntergespielt und nicht geglaubt. Auch wurde keiner der umliegenden Firmen vor möglichen Gefahren gewarnt. Somit durften alle Mitarbeiter der umliegenden Firmen munter, den evtl. mit Asbest kontaminierten, Baustaub einatmen. ☹️

  • Frank Ie Dee sagt:

    Und nun, bleibt die Baustelle ewig oder was…

  • Andy Stricker sagt:

    Es ist einfach nur traurig und selbst der heutige Umgang in der derzeitigen Bauboomphase zeigt, dass jeder sich so gut es geht selbst schützen muss. Ich habe nicht einen öffentlichen Aufruf gehört, wie z.B.:
    Werte Familien die ihr da derzeit mit niedrigen Zinsen die Häuser saniert, gebt Acht, es lauert Gefahr für Euch und Eure Kinder, Nachbarn, etc…
    Selbst die Handwerker stören sich kein Stück am Asbest. Wenn man sie um Vorsicht bittet, wird man eher noch blöd angeschaut, nach dem Motto „Was willst du Privatmann mir nun sagen…“

    Bitter für all die lieben Menschen.

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