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Barneplatz soll zum „Shared Space“ werden

10.11.2019 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1120
10.11.2019
Daniel Schneider
Aufrufe: 1120

Der in die Jahre gekommene Barneplatz soll wieder zum echten Quartiermittelpunkt werden – mit hoher Aufenthaltsqualität und mehr Bäumen. Am Sonnabend wurden die Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt.

Vorstellung der Platzgestaltung

Vorstellung der Platzgestaltungspläne | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Die Resonanz war am Sonnabend deutlich größer als bei der ersten Infoveranstaltung vor drei Jahren, als die Verwaltung ihre Pläne erstmals konkreter vorstellte. Denn jetzt liegen die Konzepte vor, mit deren Erstellung verschiedene Planungsbüros beauftragt worden waren: Für die Verkehrsführung, die Parkplatzbereiche und den Neubau des Platzes selbst wurden verschiedene Lösungen erarbeitet, die nun zur Diskussion gestellt wurden. Genau 50 Teilnehmer waren im Barneschulzentrum erschienen, als die Veranstaltung begann.

Radikalumbau

Der Barneplatz, wie man ihn derzeit noch kennt, ist damit demnächst Geschichte. Er soll weitreichend umgebaut und an die heutigen Ansprüche angepasst werden. Offenheit und Zugänglichkeit sind die entscheidenden Stichwörter. Die damals übliche verwinkelte Bauweise mit vielen Ecken und Nischen wird dafür aufgebrochen. In den 60er Jahren hatte man noch auf eine strikte Trennung von Auto- und Fußgängerverkehr geachtet. Diese Vorstellung von öffentlichem Raum ist jedoch nicht mehr zeitgemäß. Die aktuellen Planungsentwürfe sehen das Gegenteil vor: Autos und Fußgänger sollen sich die Barnestraße künftig teilen. Der Zebrastreifen wird damit entfallen können – denn die Fußgänger queren die Barnestraße ohnehin nicht nur an dieser Stelle, sondern an vielen weiteren Punkten, wie bei Verkehrsbeobachtungen festgestellt wurde. Schüler würden sogar oft über die Verkehrsinsel laufen.

INFO: Verkehrsaufkommen am Barneplatz
Bei einer Verkehrszählung im Vorfeld wurde festgestellt, dass täglich 4.000 Fahrzeuge am Barneplatz auf der Barnestraße unterwegs sind. Dazu kommen tagsüber etwa 1.100 Fahrradfahrer.

Verkehrsinsel entfällt

Die Verkehrsinsel soll bei dieser Gelegenheit gleich mit entfernt werden, da sie in den Augen der Experten eher Risikos schafft als hilfreich zu sein. Vor allem für Ortsfremde sei die Verkehrssituation sehr unübersichtlich, beim Linksabbiegen vom Hasenpfahl in die Barnestraße muss man etwa gleich zweimal auf den bevorrechtigten Gegenverkehr achten.

Stattdessen könnte eine klassische Einmündung gebaut werden – oder ein Minikreisverkehr. Die Vorschläge wurden im Anschluss an die Vorstellung der Pläne lebhaft diskutiert. Dem in Aussicht stehenden Kreisel wurde von Anwohnern sogleich die Praxistauglichkeit abgesprochen: Wenn der Verkehr, der sich aktuell am Hasenpfahl staut, künftig auch noch durch einen Kreisel schieben müsste, wäre das Chaos perfekt. Doch auch die Einmündungsoption enthält einen Wermutstropfen: Der große Baum in der Mitte würde auf jeden Fall entfallen.

Verkehrsführungsentwürfe

Die beiden vorgeschlagenen neuen Verkehrsführungen | Foto: Daniel Schneider

Zwei Entwürfe

Auch für den Barneplatz selbst existieren nun zwei Entwürfe, die sich vor allem in der Ausgestaltung der Brunnenanlage unterscheiden. Bei beiden Varianten soll das Pflaster „rollatorfreundlich“ werden, die alten Waschbetonplatten werden weichen. Architektonisch will man das alte Muster wiederaufgreifen – die dunklen Bodenstreifen, die sich strahlenförmig von der Geschäftszeile ausgehend in Richtung Barnestraße zeigen, sollen sichtbar bleiben. Die Laternen, die in den 90er Jahren modernisiert wurden, sollen weg und durch die inzwischen typischen Wunstorf-Leuchten ersetzt werden, wie man sie auch in der Altstadt findet, schlagen die Planer vor.

INFO: Barneplatz
1962 begann die Errichtung des neuen Stadtteils Barne mit dem Barneplatz als dessen Mittelpunkt. 1965 wurde der Komplex mit der markanten, bis heute prägenden Ladenzeile gebaut. Der Barneplatz war als Einkaufszentrum konzipiert, mit Supermarkt, Apotheke, Banken, Reinigung und Gastronomie. Der Barnemarkt mit Blumen-, Wurst- oder Gemüseständen findet dienstags und sonnabends statt.

Die größte Veränderung wird aber der Übergang vom Barneplatz zur Barnestraße sein. Vielmehr soll eine bauliche Trennung dort eigentlich gar nicht mehr vorkommen: Barneplatz und Barnestraße sollen miteinander verschmelzen. Erhöhte Gehwege, wie sie heute noch vorhanden sind, wird es dann nicht mehr geben, die Fahrbahn wird eine Ebene mit dem Platz bilden – und nur noch farblich etwas abgesetzt sein. Der Barneplatz wird sich damit z. B. bis zum Jugendtreff vergrößern. Fußgänger und Straßenverkehr sollen an dieser Stelle in einer gemeinsamen „Begegnungszone“ unterwegs sein. Da es „Shared Space“ in dieser Form in der deutschen Straßenverkehrsordnung aber eigentlich nicht gibt, dürfte der Abschnitt als sogenannter „verkehrsberuhigter Geschäftsbereich“ eingeordnet und als Tempo-20-Zone ausgewiesen werden.

Keine Parkplätze mehr an der Barnestraße

Die Betoneinfassungen entfallen komplett, und mit ihnen auch die jetzigen Parkbuchten an der Barnstraße. Dort soll es gar keine Parkplätze mehr geben, kompensiert wird der Wegfall – denn eigentlich hatten sich die Anwohner mehr Parkplätze statt weniger gewünscht – womöglich mit einer Umstrukturierung der Zufahrtsstraße auf der Rückseite der Ladenzeilen, wo bereits heute oft wild geparkt wird. Allerdings spielen die beauftragten Planungsbüros mit dem Gedanken, eine neue Bushaltestelle direkt am Barneplatz einzurichten, etwa auf Höhe des Friseurladens. Nur die Einfassung rund um das mongolische Restaurant wird erhalten bleiben, da hier die bestehenden abgegrenzten Parkplätze zugesichert sind.

Entwurf 1

Entwurf 1 zur Neugestaltung des Platzes | Foto: Daniel Schneider

Entwurf 2

Entwurf 2 zur Neugestaltung des Platzes | Foto: Daniel Schneider

Neue Bäume werden die Barnestraße säumen, dafür entfallen einige alte Baumbestände auf dem Platz selbst, werden aber auch hier wieder durch Neuanpflanzungen ersetzt. Unterm Strich wird es nach dem Umbau daher mehr Bäume geben als zuvor, der Charakter des Platzes wird sich allein deshalb schon ändern: Wo man heute im Sommer in der prallen Sonne rund um den Brunnen steht, wird man künftig auf Bänken unter schattigen Bäumen Platz nehmen können.

Es gebe noch verblüffend viel Infrastruktur auf dem Barneplatz, stellte Landschaftsarchitektin Christine Früh fest. Diese Lebendigkeit sollte mit dem Umbau erhalten und manifestiert werden, der Barneplatz wieder ein Platz zum Wohlfühlen werden. Veranstaltungen auf dem Platz sollen weiter möglich sein, für die Gastronomie sind Außenbereiche reserviert, die jedoch nicht mehr wie bisher räumlich abgetrennt werden sollen. Tische und Stühle sollen künftig frei auf dem Platz stehen. Auch Fahrräder sollen nicht mehr vor den Geschäften stehen, sondern am Rande der Barnestraße abgestellt werden.

Kompromiss beim Brunnen

Stadtplaner Peter Pfadenhauer erinnerte daran, dass bei der letzten Bürgerbeteiligung vor drei Jahren die Meinungen zum Brunnen weit auseinandergegangen waren. Einige wollten das Wasserspiel unbedingt erhalten, andere es auf jeden Fall loswerden. Der alte Brunnen soll daher weg, aber eine neue Wasserstelle ist eingeplant, die jedoch kleiner ausfallen dürfte. Einig waren sich die Planenden, dass der jetzige Brunnen genau inmitten einer der Hauptströme von Fußgängern läge – der nun gewissermaßen freigeräumt werden wird. Der neue Brunnen wird etwas weiter westlich entstehen, und damit auch deutlich zentraler: der aktuelle Brunnen wirkt derzeit eher ein wenig an den Rand geschoben. Im Gegenzug ist nun noch ein Kinderspielplatz eingeplant, der aber bewusst an den Rand gebaut wird, damit sich Ältere nicht gestört fühlen, die in der Platzmitte Ruhe suchen. Die Planer denken dabei an „Kommunikationsinseln“ für alle Altersgruppen auf dem Barneplatz.

Verträge unterzeichnet

Dass sich die Realisierung nun erneut um Jahre verzögert hat, hängt mit der etwas komplizierten Eigentümerstruktur am Barneplatz zusammen. Eigentlich hätte der Umbau nach letztem Stand schon 2018 beginnen sollen. Doch nur die Hälfte des Platzes ist im Besitz der Stadt – der Rest gehört den jeweiligen Eigentümern der Ladenzeile, nämlich die Bereiche unmittelbar vor den Geschäften.

„Ich gehe davon aus, dass wir keine offenen Flanken mehr haben“Peter Pfadenhauer

Die Stadt hatte daher viele Gespräche zu den Modalitäten des Umbaus zu führen: Denn auf Privatgelände darf die Stadt nicht investieren, und die Eigentümer hatten kein Interesse, Teile ihrer Grundstücke zu veräußern. Als Kompromiss beteiligen sich die Eigentümer nun an den Umbaumaßnahmen, die Stadt übernimmt die Ausführung und die Verkehrssicherungspflicht. Vor 6 Wochen sei der letzte nötige Vertrag mit einem der Eigentümer unterzeichnet worden, berichtete Stadtplaner Peter Pfadenhauer. Nun stünde dem Umbau nichts mehr im Wege.

Die Umgestaltung ist in insgesamt vier Bauabschnitte unterteilt, die nacheinander angegangen werden. Begonnen wird mit der Neugestaltung des alten Platzes, dieser soll spätestens 2021 umgebaut sein. Anschließend wird die Barnestraße integriert, erst danach das Verkehrsdreieck beseitigt und neue Parkplätze auf der Rückseite angelegt.

Auftakt zur Bürgerbeteiligung

Barneplatz-Bürgerbeteiligung

Foto: Daniel Schneider

Diskussion der Verkehrsführung

Barneplatz-Bürgerbeteiligung

Foto: Daniel Schneider

Parkplätze sind nur noch am östlichen Rand vorgesehen

Barneplatz-Bürgerbeteiligung

Foto: Daniel Schneider

Auf dem Weg zu den Projekträumen

Barneplatz-Bürgerbeteiligung

Foto: Daniel Schneider

Anmerkungen werden aufgegriffen

Barneplatz-Bürgerbeteiligung

Foto: Daniel Schneider

Erläuterung der Verkehrsführung

Barneplatz-Bürgerbeteiligung

Foto: Daniel Schneider

Erläuterung der Platzgestaltungspläne

Barneplatz-Bürgerbeteiligung

Foto: Daniel Schneider

So stellen sich die Architekten den künftigen Barneplatz vor

Visualisierung

Foto: Daniel Schneider

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Kommentare


  • Ral Wil sagt:

    klingt ja klasse. Und alles, was weiter in die Narbe muss Richtung Schule und Schwimmbad etc. soll da durch ? Desweiteren scheint nach dem Ampelwahn jetzt der Kreiselwahn in Wunstorf ausgebrochen. Allerdings gäbe es so viele geeignetere Orte, an denen ein Kreisel wichtig wäre. Nun ja, die Verkehrsplanung war ja in Wunstorf schon immer speziell.

  • Grit Decker sagt:

    Das hört sich ja alles vielversprechend an.

    Erfahrungsgemäß wird sich die Umgestaltung jedoch zumindest von den zeitlichen Terminierungen her eher nicht umsetzen lassen.
    Auch wenn ich davon ausgehen möchte, dass aus der Umgestaltung des Barneplatzes keine „never end the story“ werden wird, wie so einige andere geplante und beschlossene (>Nordumgehung) Maßnahmen, so möchte ich (noch) nicht über die Brücke gehen wollen.

  • S.Martin sagt:

    Das der Zebrastreifen entfallen soll halten wir für verkehrt und nicht durchdacht! Sehr viele Schüler , ältere Leute, Familien mit Kleinkindern queren diesen Zebrastreifen. Gerade da man das stark überhöhte Tempo der Stadtbusse und der Autos beobachtet. Das sollte man in Betracht ziehen und doch dort wieder einen Zebrastreifen integriert.

  • Basti g. sagt:

    Noch weniger Parkplätze? Wer bitteschön plant so was ? Kein Wunder das bald alles online kommt echt schade um nette Geschäfte wie die Apotheke aber wenn es so weiter geht ist die auch bald wech

  • Katharina Rathey sagt:

    Wo parken dann die Kunden von den Geschäften und die Patienten von den Ärzten?
    Alle auf dem Hasenpfahl!! Dann kommen wir gar nicht mehr aus den Ausfahrten raus, was jetzt schon eine Katastrophe ist. Geschweige denn, der zunehmende Lärm, der täglich auf dieser Straße zunimmt Hier kann man nur den Kopf schütteln, wenn die Parkplatzbuchten auch noch wegfallen. Für Kinder und ältere Menschen eine reine Katastrophe, die die Straße überqueren müssen.

  • Olaf Engel sagt:

    Ich war auch anwesend, als einziger Vertreter im Rollstuhl.
    Anregungen meiner seits, würden aufgenommen und sollen Beachtung bei der Umsetzung finden.
    Es stimmt nicht ganz was im Artikel steht, dass die Zebrastreifen wegfallen würden. Da wir uns in 3 Gruppen aufgeteilt hatten, kam es auch zu unterschiedlichen Positionen.
    Letztendlich wurde eine Mehrheit für die Variante mit dem Kreisverkehr ermittelt. Diese sieht Zebrastreifen vor.
    Die Parkplatzsituation wird lediglich verlagert und es entstehen sogar mehr Parkplätze.
    Wichtig ist hier auch eine Kurzzeitparkmöglichkeit für die Kunden der Apotheke. Besonders in Notfällen.
    Einer der Punkte die ich als wichtig empfand war, ob Fahrradfahren auf dem Platz durch einen auf dem Boden gekennzeichneten Weg erlaubt sein soll. In Bezug auf meine Erfahrungen mit rücksichtslosen Radfahrern, wäre ich eher dafür das Tagsüber Radfahren auf dem Platz nicht erlaubt sein sollte. Schließlich spielen hier dann auch Kinder und ältere Menschen sind hier unterwegs. Da der Platz nicht all zu groß ist, sollten die paar Meter zu Fuß möglich sein.
    Ein weiterer Punkt war für mich, in Vertretung für Rollstuhlfahrer und Rollatornutzer, der Bodenbelag. Hier wird man sehr darauf eingehen. Auch an Übergängen wird so gebaut werden wie am Alten Markt. Der wird hier als Vorbild herangezogen.
    Persönlich nahm ich ein positiven Eindruck mit.
    Den Bürger hier einzubinden ist sehr gut. Es fielen auch weitere Ideen, die auf „Papiertafeln“(Flipcharts) festgehalten wurden.
    Kommentatoren hier die am mekern sind, hätten ja die Möglichkeit gehabt anwesend zu sein.
    Aber ich hoffe mit meinem „kleinen“ Bericht ein paar Unstimmigkeiten aus dem Weg geräumt zu haben.
    Mit besten Grüßen ihr Olaf Engel

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