Wunstorf (fr). Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedet sich das Koch- und Service-Team der Tafel Wunstorf vom Mittagstisch am Freitag. Am 25. Oktober hatte die Tafel zum letzten Mal ihre Türen zum gemeinsamen Mittagessen geöffnet.
In den vergangenen zwei Jahren wurden aus den Lebensmitteln, die am Donnerstag nicht ausgegeben wurden, köstliche Gerichte gezaubert. Auch am letzten Tag war die Auswahl groß: Porreeeintopf, gefüllte Paprika, Hackbraten, Kartoffel- und Krautsalat, falscher Zwiebelkuchen und warmer Käsekuchen. Für eine freiwillige Spende konnte jeder Besucher nach Herzenslust zugreifen. Die Besucher des letzten Mittagstisches waren sich alle einig – ihnen wird das gemeinsame Essen in der Tafel künftig fehlen.
Ursula Seidl und Anna Luise Busch waren von Beginn an dabei. Jeden Freitag kamen beide gegen 9 Uhr ins Tafelhaus, um das Mittagessen zu kochen. Donnerstagabends hatte Hannelore Mintus, Kassenwartin der Tafel, je nachdem, was vorhanden war, ein Menü zusammengestellt. Fleisch hatte sie oft zusätzlich von den Spendengeldern der vorherigen Woche eingekauft.
„Wir bekommen immer weniger Lebensmittelspenden, da die Geschäfte besser kalkulieren. Teilweise fahren wir bis nach Bremen, um Lebensmittel aus einem Großlager abzuholen“, nennt Mintus einen Grund, warum der Mittagstisch eingestellt wird. Und der zweite Grund: Es hat sich kein zweites Koch-Team gefunden. Ehrenamtliche Helfer zum Gemüseschneiden und -putzen fanden sich immer. Aber jede Woche für 30 bis 40 Personen zu kochen, das hat sich außer den beiden Köchinnen niemand zugetraut.
Im ersten Jahr hatte der Mittagstisch noch einen Spendenüberschuss von 500 EUR. In diesem Jahr wurden die Spenden immer weniger. Ein Tischnachbar erklärt es mir: zu Anfang konnte er noch 5 EUR in die Spendendose geben. Jetzt sind es oft nur 1-2 EUR, die er geben kann.
Zurzeit versorgt die Tafel Wunstorf rund 700 Bedürftige mit Lebensmitteln. Nachdem im letzten Jahr die Zahl der Tafel-Kunden rückläufig war, steigt sie derzeit wieder an. Insbesondere viele Rentner kommen neu zur Tafel. Neukunden können sich jeden Mittwoch zwischen 9 Uhr und 12 Uhr registrieren lassen.
Nicht nur Betriebe spenden Lebensmittel. Auch Privatpersonen können zu den Tafel-Öffnungszeiten (Montag bis Donnerstag von 8 Uhr bis 12.30 Uhr, Freitag von 8 Uhr bis 14 Uhr) Spenden an der Neustädter Straße 2 vorbeibringen. Nach telefonischer Absprache unter 05031 700 22 22 werden Spenden auch abgeholt. Grundnahrungsmittel, Obst, Konserven, Babynahrung und auch Drogerieartikel sind immer Mangelware.
Transparenzhinweis: Die Verfasserin ist Mitglied des Tafel Wunstorf e.V.
Irgendwie schade, dass es dieses Angebot -nicht ausschließlich für die Kundinnen und Kunden, die die Lebensmittelausgaben der „Wunstorfer Tafel“ nutzen (müssen)- nun nicht mehr geben wird, weil aufgrund der Gegebenen nicht mehr geben kann.
Da bleibt eine Neuauflage zu wünschen.
So sehr wie es in vielerlei Hinsicht Sinn macht, dass die Supermärkte und die Discounter ihre Bestellungen an dem tatsächlichen Bedarf und der Nachfragen der Kundschaft ausrichten, so bleibt somit für die „Tafeln“ als ganz wichtiger Versorger der unerstützungsbedürftigen Menschen letzten Endes übrig.
Einen Idee zur Lösung des Dilemmas habe ich so ad hoc leider nicht.
*grübel denk-denk*…