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Urlauber schmuggeln immer mehr Tiere mit

09.08.2019 • Daniel Schneider • Aufrufe: 2694
09.08.2019
Daniel Schneider
Aufrufe: 2694

Immer mehr Urlauber bringen Tiere aus dem Urlaub mit nach Hause – und schleppen damit u. U. Tollwut ein. Die Amtstierärzte der Region warnen vor falsch verstandener Tierliebe.

Hundechipkontrolle

Auch am Flughafen Hannover werden Tiere kontrolliert | Foto: Region Hannover

Hannover (red). Hunde, Katzen, Papageien: Immer wieder bringen Urlauber Tiere aus den Ferien im Flieger mit nach Deutschland. Die Folgen können teuer werden – und gefährlich. „Tollwut ist das größte Problem“, sagt Dr. Anna Mellin, Amtstierärztin der Region Hannover. Sie rät daher allen, die planen, ein Tier mitzubringen oder mit ihm zu reisen, sich vorher von einem Amtstierarzt eingehend beraten zu lassen. Und das am besten schon mindestens ein halbes Jahr vorher. Der Appell ist nicht aus der Luft gegriffen: „Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres hatten wir mehr Tiere, die wir am Flughafen in Quarantäne unterbringen mussten, als im gesamten vergangenen Jahr“, berichtet Dr. Mellin.

Lebende Urlaubsmitbringsel werden schnell teuer

Die wenigsten Tiere aus dem Ausland sind zum Beispiel ausreichend gegen Tollwut geimpft. Und die Impfung selbst schützt erst nach drei Wochen vor Tollwut. „Bis dahin allerdings kann sich der Hund oder die Katze anstecken oder eine Tollwutinfektion an andere Tiere und Menschen weitergeben. Daher müssen wir die Tiere, deren Impfstatus unbekannt oder nicht ausreichend ist, in Quarantäne stecken. Zum Schutz für Tiere, aber auch für Menschen“, so die Tierärztin. Und so landen die mitgebrachten vierbeinigen Freunde bei der Ankunft am Flughafen in Langenhagen in der Quarantänestation. Bis zu 2.500 Euro kann ein viermonatiger Aufenthalt dort kosten. Und der Platz ist begrenzt.

INFO: Tollwut
Tollwut hat den Ruf, eine schlimme Tierseuche zu sein, doch was viele nicht mehr im Blick haben: Auch für den Menschen verläuft die Virusinfektion fast ausnahmslos tödlich, wenn nicht rechtzeitig geimpft wird. Denn es gibt bis heute keine wirksame Therapie, wenn die Krankheit erst einmal ausgebrochen ist. Schutz bietet nur eine Impfung, die im Notfall auch nachträglich, nach einem Biss oder Kratzer durch ein infiziertes Tier, gegeben werden kann. Das muss jedoch so schnell wie möglich geschehen, noch bevor das Virus das Gehirn erreicht. Zeigen sich die neurologisch verursachten Tollwutsymptome, ist es für Impfungen zu spät. Tückisch ist, dass infizierte Tiere nicht immer den bekannten Schaum vor dem Maul haben und Aggressivität zeigen. Die Viruserkrankung kann sich auch durch ein apathisches, scheues Verhalten äußern – und schon eine Woche vor Ausbruch dieser Symptome ist eine Ansteckung möglich. Die Inkubationszeit liegt typischerweise zwischen 3 und 8 Wochen.

Welpen stellen besondere Gefahr dar

Wenn ein Tier aus einem nicht-gelisteten Drittland – also von außerhalb der EU – einreisen möchte, reicht auch der blaue Heimtierausweis mit der Bestätigung der Tollwutimpfung nicht aus. „Dann muss die Wirksamkeit dieser Impfung durch eine zusätzliche Blutuntersuchung nachgewiesen werden“, erläutert Dr. Mellin. Je nach Einreiseland – beispielsweise Türkei oder Marokko – kann sich zudem eine Sicherheitsspanne von drei Monaten ergeben, die gewährleisten soll, dass keine unerkannt infizierten Hunde und Katzen als wirksam geimpft eingestuft werden.

Welpe in Quarantäne

Welpe in Quarantäne | Foto: Region Hannover

Besondere Vorsicht ist bei jungen Tieren geboten: „Welpen können durch die Vorlaufzeiten für Impfungen häufig erst ab einem Alter von mindestens sieben Monaten legal eingeführt werden“, sagt die Tierärztin. Die Ein- und Ausreise von Vögeln ist über den Flughafen in Langenhagen generell nicht gestattet.

Ohne Chip geht gar nichts

Jedes Tier, das auf Reisen geht, muss einen Chip tragen. Seit Beginn dieser Reisesaison überprüft der Zoll am Langenhagener Flughafen mit einem Mikrochiplesegerät die ordnungsgemäße Kennzeichnung von Hunden und Katzen – zusätzlich zum Blick in den Ausweis des Tieres. Deshalb sollte unbedingt vor Antritt der Reise der Mikrochip des Tieres durch einen Tierarzt bzw. eine Tierärztin oder einen Amtstierarzt bzw. Amtstierärztin einmal ausgelesen werden, rät Dr. Mellin.

Reisende, die über den Flughafen Hannover-Langenhagen mit ihrem Tier reisen möchten, können sich zu Fragen der Einreise nach Deutschland telefonisch beim Fachdienst Verbraucherschutz und Veterinärwesen der Region Hannover unter der Telefonnummer (0511) 616-22095 beraten lassen oder Anfragen per E-Mail senden an: GKS@region-hannover.de.

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Kommentare


  • Grit Decker sagt:

    Zwei Tage habe ich benötigt, um mich dafür zu entscheiden, hier meinen „Senf abzugeben“, weil es mir schlicht nicht möglich ist, hier eine eindeutige Position zu beziehen.

    Erstmal ein herzliches Dankeschön, dass „unsere“ Online-Zeirung erneut zu einem ziemlich brisanten Thema auf wohltuend sachlichen Weise Informationen liefert, die im Detail vermutlich den wenigsten Lesenden -auch mir nicht- bekannt sind/waren.

    Vom reinen Verstand aus gesehen, dürfte aufgrund der hier genannten Fakten jedem klar sein, dass es unter Umständen lebensgefährlich für ALLE Lebewesen ist, ein Tier ohne Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften mit ins Land zu bringen.
    Aus guten Gründen gehören Impfungen wie die gegen die bis dato nahezu immer tödlich verlaufende Tollwut dazu.

    Nun bin auch ich ein Mensch, dem das Herz blutet, wenn ich lese und höre, was unseren tierischen Freunden angetan wird.
    Allein, wenn ich an die Tötungsmaschenerie in so vielen Ländern denke, kriege ich das nackte Grausen.

    So kann ich es durchaus nachempfinden, dass so mancher Mensch auf Recht und Gesetz pfeift, um ein Tier aus dieser unsäglichen Situation zu befreien.
    Mit Sicherheit wird den meisten dieser zutiefst mitfühlenden Menschen klar sein, dass sie letzten Endes der geschundenen Kreatur nicht wirklich einen Gefallen erweisen.

    Für mich allzu verständlich, diesem Tier eher eine lange Zeit in Quarantäne zumuten zu wollen, als es weiterhin in der Gefahr zu belassen, jeden Tag umgebracht zu werden.
    Ich weiß nicht, ob da so eine Art „Tunnelblick“ auftritt.

    Dass da Verstand und das Mitgefühl für die gequälten Tiere mächtig „im Clinch liegen“, wird -so hoffe ich- jedem von uns deutlich sein.
    Auch, dass aus diesem Konflikt heraus, nicht immer wirklich aus- und abgewogene Entscheidungen getroffen werden (können).

    Ich möchte da nicht in einer Situation stecken, die mir eine Entscheidung abverlangt, die „Hopp oder Topp“ bedeuten kann.

    In der Konsequenz heißt das natürlich, dass ich mir nicht anmaßen werde, über die Entscheidung eines anderen, egal wie die ausfällt, geschweige denn über diesen Menschen selbst „den Stab zu brechen“.

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