Rund um Auen, Kanäle und Steinhuder Meer radelt es sich offenbar nicht schlecht – das jedenfalls sagen die Teilnehmer der Umfrage, deren Ergebnisse der Allgemeine deutsche Fahrrad-Club (ADFC) am vergangenen Freitag im Bundesverkehrsministerium veröffentlicht hat.
In der letzten Erhebung von 2014 war Wunstorf nicht dabei gewesen, weil sich zu wenige Wunstorfer an der Umfrage beteiligt hatten. Mindestens 50 Wunstorfer Radfahrer hätten die vorangegangene Umfrage ausfüllen müssen, um als Stadt berücksichtigt zu werden. Die Aufrufe in den Medien trugen nun offenbar Früchte, denn dieses Mal kam für die 2016er-Befragung eine ausreichend große Datenbasis zustande: 109 Wunstorfer machten mit. Bewertet wurde dabei, was die Stadt für ihre Radfahrer tut, wie sicher man sich bei Radfahren fühlt oder wie bequem man mit dem Rad in Wunstorf unterwegs sein kann.
Wunstorf erreichte eine Gesamtbewertung der Note 3,46 in der Bewertungsklasse „Städte bis 50.000 Einwohner“ – und liegt damit deutlich im oberen Bereich der hier insgesamt 364 bewerteten deutschen Kleinstädte. Auf vier Jahre gesehen hat sich das Fahrradklima in Wunstorf allerdings verschlechtert: 2012 war Wunstorf noch auf Platz 15 (von 252 ausgewerteten Städten) gekommen. Unter den niedersächsischen Kleinstädten erreicht Wunstorf allerdings sogar Platz 7 (von 37 Städten). Besser schneiden nur Emlichheim, Bad Bentheim, Rotenburg, Horneburg, Vechta und Burgdorf ab.
Von den Städten in der Region Hannover wird Wunstorf damit knapp von Burgdorf (Platz 91) geschlagen. Burgwedel landet hingegen auf Platz 136, Springe auf Platz 203, Lehrte auf Platz 214 – und Neustadt gar erst auf Platz 274. In Schaumburger Landen kommt Bückeburg noch auf Platz 107 und Stadthagen auf Platz 308. Am allerwohlsten fühlen sich kleinstädtische Fahrradfahrer in Reken (Nordrhein-Westfalen) – die Stadt kommt mit der Note 1,86 auf den ersten Platz.
Garbsen spielt in der nächsthöheren Liga der Städte über 50.000 Einwohner – und erreicht hier einen mit Wunstorf vergleichbaren Platz (Rang 29 von 98 Städten mit einer Bewertung von 3,60). Langenhagen landet auf Platz 55.
Hannover schnitt in seiner Klasse leicht schlechter als Wunstorf ab: es erreichte Note 3,55, sicherte sich damit aber den 5. Platz, knapp hinter Bremen (Platz 4). Auf Platz 1 steht wie in den Vorjahren Münster, wo die Eindrücke der Einwohner fast eine glatte 3 ergeben.
Nachholbedarf sehen die Wunstorfer Radfahrerinnen und Radfahrer jedoch bei mehreren Punkten. Die Falschparker auf Radwegen sollten strenger kontrolliert werden. Eine glatte Vier gibt es für die Ampelschaltungen in Wunstorf, die wenig radfahrerfreundlich ausfallen. Ein deutliches Minus zeigt sich auch bei den Abstellanlagen, von denen es mehr geben sollte. Ebenfalls nur ausreichend schneidet Wunstorf bei der Breite von Radwegen und dem gemeinsamen Fahren mit dem motorisierten Verkehr ab. Konflikte mit Autos scheint es häufig zu geben. Auch ein öffentliches Fahrradverleihsystem würde sich mancher Wunstorfer wünschen. Nicht zuletzt die Fahrraddiebstähle haben Wunstorf jedoch die Bilanz in Sachen Fahrradklima verhagelt.
Als gut wurde hingegen das Radverkehrsnetz als solches bewertet, dass viele Wunstorfer Fahrrad fahren und die gute Erreichbarkeit der Innenstadt per Rad. Auch mit der Beschilderung für Radfahrer sind die Wunstorfer zufrieden, und dass man schnell vorankommt.
Fahrradfahren in Wunstorf ist laut Eigenbewertung der Wunstorfer also ganz in Ordnung, man fühlt sich von seiner Stadt beim Radfahren unterstützt – bewegt sich, in Noten gesprochen, jedoch bei einer Drei minus. Wunstorfer Radfahrer wollen, darauf lassen die Umfrageergebnisse schließen, öfter und stressfreier auf der Straße fahren, Autos und Fußgängern nicht in die Quere kommen und, wenn es sein muss, breitere Radwege nutzen. Luft nach oben scheint es somit durchaus noch zu geben. Das zeigen nicht zuletzt die besseren Platzierungen von 93 Kleinstädten, in denen sich Fahrradfahrer noch wohler fühlen.
Alle detaillierten Ergebnisse des Fahrradklimatests gibt es beim ADFC zum Ansehen oder Herunterladen.
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