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Austausch der „Olympiabänke“ wird zum Hauptthema in der Stadtratssitzung

23.02.2022 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1511

Der Austausch der Wunstorfer Olympiabänke ist beschlossene Sache: Am Mittwochabend stimmte auch der Stadtrat für die Investition in neue Sitzmöbel für die Fußgängerzone. Welches Nachfolgemodell kommt, das wird jedoch weiter diskutiert.

23.02.2022
Daniel Schneider
Aufrufe: 1511
Drahtgitterbank
Werden ausgetauscht: Die Olympiabänke der Fußgängerzone | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Obwohl die Unterlagen, über welche die Ratsfrauen und Ratsherren am Abend zu befinden hatten, zentimeterdick waren und viele Tagesordnungspunkte auf der Agenda standen, die die Entwicklung vor allem der Innenstadt in den nächsten Jahren bis Jahrzehnten entscheidend mitbeeinflussen werden, fiel die Sitzung vergleichsweise kurz aus: Nach 55 Minuten ging der Rat bereits wieder auseinander, ohne wesentliche Aussprachen getroffen zu haben. Die meisten Vorhaben, darunter die Umgestaltung des Bürgerparks, die Einstellung eines Citymanagers, die Projektierung eines lokalen Internetkaufhauses, der Bau einer Mountainbikeanlage oder auch die Neuanlage von Beetflächen wurden fast ausnahmslos einstimmig durchgewunken. Mit einer Ausnahme: Die Neumöblierung der Innenstadt beschäftigte die Vertreter im Rat fast 20 Minuten lang.

Unmodern, unbequem, unhaltbar

Martin Pavel (CDU) stellte den Tagesordnungspunkt im Rat vor, zu dem neben neuen Bänken und Mülleimern für die Fußgängerzone auch attraktive Spielgeräte und die Beleuchtung der Stadtkirche gehören. Der Austausch der Bänke sei sinnvoll, da sie nicht mehr dem Standard entsprächen, der heute angemessen ist, sagte Pavel. Ältere und Menschen mit Behinderungen hätten Probleme, darauf zu sitzen, außerdem fehle durch die stationäre Verankerung des aktuellen Bankmodelles im Boden die Flexibilität. Die Vorlage der Verwaltung sei schlüssig, da es der erste Schritt sei „unsere Innenstadt in die Zukunft zu führen“.

Die zuvor tagenden Gremien Finanzausschuss und Verwaltungsausschuss hatten sich der Anregung des Wunstorfer Ortsrates, die Entscheidung für ein bestimmtes Bankmodell vorerst noch auszuklammern, zuvor angeschlossen. Mit einer endgültigen Entscheidung für ein bestimmtes Sitzbankmuster wird daher gewartet, bis ein Vorschlag der Werbegemeinschaft ebenfalls vorliegt. Von der Werbegemeinschaft waren Christoph Rüther und Michael Schaer gekommen und hatten die Stadtratssitzung verfolgt, was sowohl von Bürgermeister Piellusch als auch SPD-Fraktionsvorsitzendem Martin Ehlerding (SPD) besonders hervorgehoben wurde.

Grüne uneins bei der Sitzbankfrage

Anne Dalig (Grüne) meldete sich zu Wort und ließ das Argument nicht gelten, dass die Jugendlichen von vornherein auf den Lehnen sitzen würden, weil die Sitzflächen an sich zu niedrig seien. „Das ist nichts Neues, das ist einfach so“, sagte Dalig. Das Auf-der-Lehne-Sitzen habe nichts damit zu tun, dass das Design schlecht sei.

Auch die neue Kuhbrunnen-Beleuchtung kam bei der Grünen-Politikerin nicht gut weg: Sie hoffe, dass bei der angedachten Beleuchtung der Stadtkirche nicht „ebenso einfallslos“ vorgegangen werde – die Beleuchtung erwecke den Eindruck von Fußballstadionbeleuchtungsmasten, das Licht sei kein angenehmes.

Das für den Austausch der Olympiabänke gedachte Geld hätte Dalig lieber als Investition in das Pflaster der Fußgängerzone gewusst. Das wiederum provozierte weitere Wortmeldungen: Thomas Silbermann (SPD) sagte, man solle die Bänke nicht gegen das Pflaster ausspielen. Es ginge nicht um bloßen Austausch, sondern auch Umgestaltung, es seien nun konstruktive Vorschläge gefragt, wie die künftigen Sitzgelegenheiten der Fußgängerzone ausfallen sollen. „Ablehnen ist immer ganz einfach“, so Silbermann. Er appellierte an alle, weitere Ideen einzureichen. Der Vorschlag der Verwaltung ginge jedoch in die richtige Richtung.

Konservative gegen Bänke-Konservierung

Martin Pavel ergänzte, dass es nicht darum gehe, sich an persönlichem Geschmack zu orientieren, sondern ganz objektiv nach sachlichen Kriterien zu entscheiden – in Anspielung auf den in diesem Fall nicht angewandten Konservatismus. Er sei sehr für den Austausch, denn die bestehenden Bänke würden nicht genutzt. Parteikollegin Christiane Schweer pflichtete bei und berichtete von den Steinhuder Bankmodellen. Im Ort habe man ebenfalls viel Zeit auf die Auswahl eines neuen Modells verwendet. Schweer lud Dalig nach Steinhude ein, dort einmal ein Eis zu essen und dann zu sehen, „wie bequem man auf Bänken sitzen kann“. Pflaster und Bänke gegeneinander aufzurechnen sei wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

Bänke Steinhude
Sitzbänke in Steinhude (Archiv) | Foto: Daniel Schneider

Martin Ehlerding stellte dann in seiner Wortmeldung allerdings doch persönliche Geschmacksfragen in den Mittelpunkt der Argumentation: „Wer nach 50 Jahren sein Wohnzimmer renoviert, der lässt doch auch nicht sein altes Sofa stehen“, so der Ratsherr. Auch kämen die alten Bänke nicht auf den Schrott, wie immer kolportiert werde – es handele sich daher um keine Verschwendung von Steuergeld.

„Wer nach 50 Jahren sein Wohnzimmer renoviert, der lässt doch auch nicht sein altes Sofa stehen“

Martin Ehlerding

Auch Bürgermeister Piellusch meldete sich schließlich noch persönlich zu Wort und nahm eine vermittelnde Haltung ein: Es ginge nicht darum, die alten Entscheidungen von einst für dieses grüne Bankmodell zu kritisieren, aber die Entscheidung für den Austausch sei richtig. Werbegemeinschaft und Stadt seien sich einig, dass man eine attraktive Innenstadt wolle. Die jetzige Entscheidung würde für die nächsten zwanzig bis dreißig Jahre wirken. Und: „Was für Steinhude gut ist, sollte vielleicht auch für Wunstorf gut sein“, ließ Piellusch eine eigene Präferenz für die Art der dortigen Tropenholzmodelle mit Stahleinfassungen durchscheinen.

„Was für Steinhude gut ist, sollte vielleicht auch für Wunstorf gut sein“

Carsten Piellusch

Bei der folgenden Abstimmung wurde die Verwaltungsvorlage schließlich mehrheitlich angenommen – bei 3 Gegenstimmen aus der Grünenfraktion und 3 Enthaltungen – zwei von der AfD, eine von der FDP. Der Austausch der Olympiabänke in der Fußgängerzone ist damit eingeleitet – über das konkrete Nachfolgemodell wird nun interfraktionell entschieden, der Verständigungsprozess läuft weiter.

Bürgerparkvorschläge und fehlende Schulwege

Zwei Wortmeldungen gab es zudem aus der Bürgerschaft während der Einwohnerfragestunde – allerdings nicht zum Thema Sitzbänke: Die Mutter einer Familie aus der Hindenburgstraße wollte in Erfahrung bringen, was mit dem Schulweg der Kinder im Einzugsbereich der Oststadtschule geschieht, wenn der Bahnübergang Luther Weg ab September 2023 während der Bauarbeiten einer Unterführung nicht mehr existent sei. Bürgermeister Carsten Piellusch teilte für die Verwaltung mit, dass eine alternative Überführung schwer vorstellbar wäre, die Frage nach den Schulwegen jedoch berechtigt sei. Aus Sicherheitsgründen müsse der Bahnübergang während des Baus der neuen Unterquerung, auch für Fußgänger und Radfahrer geschlossen werden. Aktuell können am Luther Weg noch alle Verkehrsteilnehmer queren, die Unterführung mit Rampenbauwerk soll später nur noch für Radfahrer und Fußgänger offenstehen. Das Thema würde spätestens in der zweiten Jahreshälfte auf die Agenda kommen, an Lösungen werde dann gearbeitet.

Bahnübergang in Wunstorf
Wird ab Ende 2023 durch eine Unterführung für Rad- und Fußgängerverkehr ersetzt: Bahnübergang Luther Weg (Archiv)| Foto: Daniel Schneider

Die zweite Wortmeldung kam von einer Anwohnerin des Bürgerparks, die anregte, bei der angedachten Schaffung von mehreren „Aufenthaltsinseln“ im Park diese auch mit Laternen und Licht zu versehen, da der Bürgerpark sehr dunkel sei. Außerdem sollten Poller an der Nordstraße aufgestellt werden, damit Lieferdienste nicht den Fußweg im Park mit dem Auto befahren.

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Kommentare


  • G. Taro sagt:

    Wem gehört die Innenstadt?
    Die Antwort auf diese Frage dürfte unterschiedlich ausfallen, je nachdem, wen man fragt. Die Werbegemeinschaft reklamiert für sich ein unbedingtes Gestaltungsrecht, SPD und CDU sind bemüht, ihre Parteiklientel zu befriedigen und ihren Wohnzimmergeschmack für allgemeingültig zu erklären. Und die politische Opposition verharrt in der Selbstfindungsphase.

    Was die Parteien als Chance begreifen wollen, mit Landesmitteln die Innenstadt zu „revitalisieren“, kann sich schnell zum Finanzdebakel entwickeln: Die Schaffung einer Stelle für das „Citymanagement“ mag zwar für 12 Monate gesichert sein, die Zeit danach, ein großes Fragezeichen. Das Personalkostenrisiko trägt jedenfalls die Stadt oder vielmehr der Bürger.

    Das „Pilotprojekt zur Nutzung leerer Geschäfte“ dient offenbar primär der Subventionierung eines CDU-Mitglieds, das schon seit Jahren vergeblich versucht, seine Immobilie durch Vermietung am Markt zu platzieren: Die Räumlichkeiten werden mit Steuergeldern ertüchtigt, der Mietzins sichert dem Vermieter auf ein Jahr einen gesicherten Ertrag. Der Erfolg für diese Art der Revitalisierung ist eher zweifelhaft.

    Die Schaffung eines „Internet-Marktplatzes“ mag nett gemeint sein, scheint aber nicht konsequent zu Ende gedacht. Mit 30 TEUR lässt sich im digitalen Bereich nicht viel bewegen. Die Folgekosten für die permanente Systemadministration sind nicht eingepreist und dürften, als dauerhafter Kostenfaktor, nicht unerheblich sein (bei kaum greifbarem öffentlichen Nutzen der Maßnahme). Auch hier: Wer die Kosten dann trägt, Fragezeichen.

    Und was die „Neumöblierung“, sprich den Ersatz der „Olympiabänke“ anbelangt, lässt sich erahnen, dass der Kostenrahmen kaum einzuhalten ist (die Verwendung von Teakholz ist wieder im Gespräch). Die Mahnung von Ulrike Hansing, die Kosten im Blick zu behalten und zu begrenzen, wurde von der SPD mit dem Hinweis, man wolle „offen“ planen und entscheiden, abgebügelt.
    Wem gehört die Innenstadt?

    • Dieter sagt:

      “ Die Mahnung von Ulrike Hansing, die Kosten im Blick zu behalten und zu begrenzen, wurde von der SPD mit dem Hinweis, man wolle „offen“ planen und entscheiden, abgebügelt.“

      Das einzige was diese Sozis wirklich können, ist, mit dem Geld anderer Leute um sich zu werfen.

      Wer wählt sowas?

  • Schowun sagt:

    „Wer nach 50 Jahren sein Wohnzimmer renoviert, der lässt doch auch nicht sein altes Sofa stehen“ ich schon.

  • Bernd-Michael Rosenbusch sagt:

    Warum etwas für viel Geld aufwerten, was sich bewährte hat. wer will sich da mal wieder profilieren. Hat die Stadt keine anderen Sorgen.

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