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Ortsrat Wunstorf: Stolpersteine sind nicht genug

23.06.2022 • Achim Süß • Aufrufe: 1113

Die Erinnerung an jüdische Wunstorfer, ihr Leben und ihr Schicksal sollen stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden – über die Verlegung sogenannter Stolpersteine hinaus. Das hat der Ortsrat Wunstorf am Dienstagabend einstimmig beschlossen. Der Antrag der Grünen, derartige Gedenktafeln anzubringen, wurde auf Vorschlag von Ortsbürgermeister Thomas Silbermann (SPD) mit einer Initiative von CDU und FDP zusammengeführt. Darin wird die Beteiligung von Schulen an der Erinnerungsarbeit gefordert. Federführend soll ein Arbeitskreis unter Leitung von Andreas Varnholt sein.

23.06.2022
Achim Süß
Aufrufe: 1113
Gedenken an deportierte Schüler auf den Stufen des Hölty-Gymasiums (Archiv) | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (as). In einer sachlichen, ruhigen Debatte behandelte der Ortsrat in der Mensa der Gesamtschule den Antrag von Bündnis 90/Die Grünen – bereits im April vorgelegt. Der Gedenkstein an der Abtei reiche nicht, sagte Anne Dalig bei der Erläuterung der Initiative. Die Vorsitzende der grünen Stadtratsfraktion hat Rederecht im Ortsrat und verlangte, das Thema Judenverfolgung wachzuhalten. Gerade jetzt in einer Zeit von Rassismus und Judenfeindlichkeit sei es nötig, aktiv zu werden. Auch „still und heimlich Steine vor die Tür zu legen“, so Dalig, genüge nicht. Es müsse ein Weg gefunden werden, vor allem Jugendliche zu sensibilisieren.

Arbeitskreis soll Konzept entwerfen

Auch Sören Thoms, der Sprecher der SPD im Ortsrat, hält das „Mahnmal allein“ an der Abtei nicht für angemessen. Er forderte ein Gesamtkonzept, bei dem die Beteiligung von Schulen im Mittelpunkt stehe. Stolpersteine allein sind auch nach Ansicht von Thoms‘ Fraktionskollegin Kirsten Riedel nicht angemessen. Aber es sei richtig, Zeichen zu setzen. In der Stadt gebe es viele Punkte, die sich für Erinnerung und Mahnung eignen würden. Auch Riedel will die Arbeit in Schulen und mit Jugendlichen in den Vordergrund stellen.

Schulhöfe seien die Orte, „auf denen auch heute Ausgrenzungen stattfinden können“, heißt es in einem Antrag, den CDU und FDP in der Sitzung präsentierten. Darin heißt es unter anderem, einen „bloßen Antrag zur Genehmigung für das Verlegen von Stolpersteinen“ betrachte die Gruppe „als zu isoliert“. Eine breit angelegte Initiative sei angesichts von weltweiter Ausgrenzung, Flucht oder Diskriminierung angebracht. FDP-Sprecher Klaus-Jürgen Maurer, der den Antrag im wesentlichen entworfen hat, hält den Arbeitskreis Erinnerungskultur für ein Gremium, das einen wertvollen Beitrag leisten könne, „eine breitere Erarbeitung im Vorfeld der Verlegung von Stolpersteinen zu leisten.

Zusammenführung der Initiativen

Der Antrag der Gruppe sieht unter anderem vor, Arbeitskreis und Schulleitungen einzubeziehen. Das Thema soll zudem im Schulausschuss und im Jugendparlament und über die Ortschaft Wunstorf hinaus behandelt werden. CDU und FDP „begrüßen“ laut Antragstext die Initiative für Stolpersteine und schlagen vor, dass die Verlegung im Verwaltungsausschuss vorbereitet wird.

Ortsbürgermeister Silbermann erläuterte auf Nachfrage aus dem Ortsrat die Entstehung des Arbeitskreises Erinnerungskultur, der aus dem Gremium hervorgegangen ist, das auch auf Initiative von Heiner Wittrock den 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz in mehreren Veranstaltungen thematisiert hat. Nach einer Corona-bedingten Pause setze der Kreis „sehr engagiert“ seine Arbeit mit neuen Schwerpunkten und in veränderter Zusammensetzung fort, sagte Silbermann. Er nahm den Vorschlag von Dalig auf, beide Initiativen zusammenzufassen und erläuterte, Kontakte des Arbeitskreises, in dem er auch mitwirkt, zu Hölty-Gymnasium und IGS gebe es bereits. Seinem Vorschlag, dieser Gruppe die weitere Koordinierung der Erinnerungsarbeit zu übertragen, folgte der Ortsrat ohne weitere Aussprache einstimmig. Über die Anträge der Grünen und der CDU/FDP-Gruppe wurde nicht abgestimmt. Silbermann nannte es „supertoll, dass wohlwollend diskutiert“ worden sei.

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Kommentare


  • Lydia Bertani sagt:

    Das finde ich sehr löblich, dass dem Bürger mehr Hintergrundwissen vermittelt werden sollte.
    Wichtig ist zu wissen, dass Israel eine Idee ist, die spätestens ab 1897 durch die „Zionistische Weltorganisation“ angestrebt wurde.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Zionistische_Weltorganisation
    1917 hat man über einen Propaganda-Deal, der die USA mit in den ersten Weltkrieg zog, im Gegenzug über die Balfour-Deklaration den aus dem Osmanischen Rech herausgebrochenen Landstrich Palästina dem Völkerrecht widersprechend zugesprochen bekommen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Balfour-Deklaration
    Da sich der Traum aber eher schleppend bis kaum verwirklichte, hier den gewünschten Satt zu errichten, schlicht, weil kein Mensch den Drang verspürte, in die Wüste zu ziehen, benötigte es mehr Nachdruck, den man über das Ha’avara-Abkommen 1933 installierte.
    https://tinyurl.com/5n9xyz72
    Wenn ich mich im Bekanntenkreis umhöre, herrscht vielfach das Schulwissen, dass Isreal eine Folge des zweiten Weltkrieges sei. Mit dem kompletten Wissen ist es eher anders herum.

  • Ulrich Schmoll sagt:

    Es ist interessant zu beobachten, welche Reaktionen das Thema Stolpersteine in Wunstorf (also Beteiligung an dem internationalen Kunstprojekt Gunter Demnigs) hervorruft. Sobald die konkrete Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung von konreten Menschen in die eigene Nähe, auf das Straßenland der eigenen Stadt, rückt, ist die Abwehr groß und treibt seltsame Blüten. Wie hier im vorangegangenen Kommentar.
    Schulwissen sei, dass Israel eine Folge des Zweiten Weltkriegs ist. Es sei aber (eher) andersherum. Also wie? Am Zweiten Weltkrieg ist Israel schuld? Schulwissen: Der Staat Israel wurde 1948 gegründet, und das hängt unzweifelhaft mit den deutschen Verbrechen zusammen. Deutsche Jüdinnen und Juden flohen aus schierer Not ins heutige Israel. In den Jahren nach Ende des Zweiten Weltkriegs sahen viele Juden Europas als „displaced persons“ im Staat Israel ihre Zukunft.
    Bei der Erzählung, der Zweite Weltkrieg sei Folge von Israel (als Chiffre für „die Juden“?) sollten wir hellhörig werden. Hitler hat am 30. Januar 1939 in einer Rede vor dem Reichstag ausgeführt, dass die vom internationalen Finanzjudentum angezettelte Kriegspläne zur „Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“ führen würden. Diese Prophezeihung hat er wahr gemacht.
    Kürzlich sah ich in einer Ausstellung in Meran die Broschüre des faschistischen Politikers und Judenhassers Giovanni Preziosi (1881—1945) mit dem Titel „Come il giudaismo ha preparato le guerra“ (Wie das Judentum den Krieg vorbereitet hat). Aufgewärmt und als Versteckspiel schmeckt das nicht besser!

    • Lydia Bertani sagt:

      2. Versuch einer Antwort:
      1917 (Balfour Declaration) haben Sie übersehen? Daher ist 1948 eben nicht die direkte Folge, sondern der 2. WK der notwendige Katalysator….wie heutzutage der Ukraine-Krieg, um die NWO durchzupeitschen…

      • Marc H. sagt:

        So ein Blödsinn – wie stellen sie sich das vor? Hat der Putin von allen anderen Ländern den Auftrag bekommen die Ukraine anzugreifen und die tun jetzt alle nur so, ob sie das verurteilen??.
        Jaja, die Verschwörungstheorie von der NWO – NEW WORLD ORDER – macht vielleicht auch deswegen die Band „New Order“ nach langen Jahren wieder Musik zusammen? Man weiß es nicht. Aber so sehr sich Leute wie Sie die NWO und eine neu Diktatur in Deutschland auch herbeisehnen – Teil der NWO-Verschwörungstheorie ist auch ein starke Dezimierung der Weltbevölkerung – wenn sie den Ukraine-Konflikt jetzt als Katalysator um die NWO durzupeitschen, dann muss auch ein Atomwaffeneinsatz von Putin mit drin sein um die Dezimierung der Weltbevölkerung, die ja Teil der NWO-Theorie ist zu erreichen – was das für Deutschland bedeutet brauche ich Ihnen wohl nicht zu erklären – sie werden die NWO nicht mehr erleben. Ob man da nun so dran glauben und das alles herbeisehnen sollte wage ich zu bezweifeln – aber es sind ja auch ihre Träume und Wunsche und nicht unsere.

  • Lydia Bertani sagt:

    Ich wollte eigentlich Herrn Schmoll antworten; leider hat man wohl ein „schwarzes Loch“ aktiviert? Beitrag ist futsch….

  • Ulrich Schmoll sagt:

    Hier ist der Platz für Kommentare zum obigen Artikel über die Behandlung des Themas STOLPERSTEINE FÜR WUNSTORF. Über Balfour Declaration und NWO und Habeck kann man vielleicht woanders räsonieren. Hier finde ich das müßig.

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