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Parteiaustritt: Kerstin Obladen verlässt FDP

15.02.2023 • Redaktion • Aufrufe: 2368

Eine Politik-Newcomerin fühlt sich in der Politik zu sehr unter Druck gesetzt – und verlässt ihre Partei. Kerstin Obladen will künftig als Parteilose weiter in Stadt- und Ortsrat aktiv sein.

15.02.2023
Redaktion
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Kerstin Obladen (Archiv) | Foto: privat

Wunstorf (red). Sie war ein Neuling im Wunstorfer Politikbetrieb und fiel im Stadtrat häufig mit kritischem Nachhaken auf: Erst 2020 in die FDP eingetreten, hatte sich die Steinhuderin für die vergangene Kommunalwahl aufstellen lassen und war prompt mit den meisten Stimmen in den Stadtrat gewählt worden. Auch ein Mandat für den Ortsrat Steinhude hatte sie errungen und war direkt zur stellvertretenden Ortsbürgermeisterin Steinhudes geworden.

Von diesem Amt hatte sich Kerstin Obladen im vergangenen Sommer nach einem Dreivierteljahr bereits wieder zurückgezogen – wegen unterschiedlicher Auffassung über die Ratsarbeit und einer generellen Unzufriedenheit mit der politischen Kultur in der Stadt. Ihre Arbeit für die FDP in Orts- und Stadtrat hatte sie jedoch fortgeführt. Damit soll nun Schluss sein – Obladen hat am gestrigen Dienstag ein Schreiben an ihre Partei verschickt, mit dem sie den Austritt aus der FDP erklärt.

Rückhalt vermisst

Vor allem den zeitlichen Aufwand, den kommunale Ämter mit sich bringen, hat sie unterschätzt: Obladen, die neben ihrer Selbstständigkeit derzeit ein Studium absolviert, fühlte sich zu sehr unter Druck gesetzt, sich stärker in den Gremien einzubringen. Auch habe sich bei ihr das Gefühl eingeschlichen, bei vielen Themen ausgebremst zu werden, berichtet die Steinhuderin im Gespräch mit der Auepost. In der Ratsfraktion, die Obladen zusammen mit Klaus-Jürgen Maurer bildete, sei man eher darauf bedacht gewesen, andere Fraktionen und die Verwaltung „nicht zu provozieren“.

Andererseits sei ihr in den vergangenen Tagen erneut nahegelegt worden, sich stärker zu engagieren – trotz vorausgegangener Bitte, auf ihre Situation Rücksicht zu nehmen. Daraus zieht Obladen nun die Konsequenz und verlässt die Freidemokraten. Den empfundenen Druck nennt sie dabei als hauptsächlichen Grund für ihren Austritt.

„Richtig Stress“

Sie sei 2021 selbst überrascht gewesen, als sie plötzlich nicht nur das angestrebte Ortsratsmandat errungen hatte, sondern sich auch im Stadtrat wiederfand – mit einer solchen Unterstützung auf Wählerseite hatte sie nicht gerechnet, berichtet Obladen. Motivation für ihr Engagement sei zunächst nur gewesen, politische Veränderung in Steinhude zu erreichen.

Ein wenig sei sie „ins kalte Wasser geworfen worden“, sagt die Ratsfrau. Mit großen Hoffnungen und dem Willen, Veränderungen zu erreichen, war Obladen dann in die aktive Politik auch auf Stadtratsebene eingestiegen – gibt sich nun aber ernüchtert: „Man engagiert sich, erreicht aber keinerlei Änderungen.“ Als Beispiel nennt sie den sozialen Wohnungsbau, der im Wahlkampf noch eine wesentliche Rolle bei den Parteien gespielt hatte. Die Kommunalpolitik in Wunstorf sei von einheitlichem Abstimmungsverhalten der Fraktionen geprägt, Debatten fänden kaum statt, wiederholt Obladen ihre Kritik an der Ratsarbeit – und übernimmt damit auch eine Position der Grünen.

Keine Präferenz für Parteiübertritt

Als kritische Stimme bleibt sie der Wunstorfer Politik erhalten – ihre Mandate will sie weiter ausüben – künftig nun als Parteilose. Einen Übertritt zu einer anderen Partei habe sie ebenfalls überlegt, sich aber vorerst dagegen entschieden, so Obladen.

Die Wunstorfer FDP war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Update, 16.2.: FDP-Stadtverband fordert Obladen zur Rückgabe der Mandate auf.

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Kommentare


  • Dominik sagt:

    „…das Gefühl eingeschlichen, bei vielen Themen ausgebremst zu werden…“ Demokratie lebt von Mehrheiten. Das vermochte Frau Obladen nie zu erkennen. Wer ihre Beiträge in den Debatten verfolgt hat, weiß, mit welcher Unkenntnis und Verdrehung von Fakten sie versucht, andere in einem falschen Licht erscheinen zu lassen.

  • Elke Meyer sagt:

    Frau Obladen erklärt: „Motivation für ihr Engagement sei zunächst nur gewesen, politische Veränderung in Steinhude zu erreichen.“ Warum hat sie sich für ein Mandat im Stadtrat beworben? Peinlich. L

    • Kerstin Obladen sagt:

      Ich wurde auf Anraten der FDP auf die Liste gesetzt! Dass ich so viele Stimmen bekommen habe, hat mich selbst überrascht. Und wenn ich mit meinen vielen Anliegen nicht mal etwas „kleines“ durchsetzen kann bzw. auf taube Ohren stoße, werde ich den Weg allein gehen und mich für die Wähler/Bürger nach Absolvierung des Studiums einsetzen. Und nein, es geht hier nicht um meine persönliche Belange, sondern um die Belange Derjenigen, die auch Beachtung und Wertschätzung verdient haben!!!

      • Elke Meyer sagt:

        Ok, damit man es versteht: Die FDP hat Sie gegen Ihren Willen auf die Liste gesetzt?
        Haben Sie das Mandat nach der Wahl angenommen?

        Akzeptieren Sie Mehrheitsentscheidungen?
        Oder entscheiden Sie für sich, wer Beachtung und Wertschätzung verdient hat?

  • Birgit N. sagt:

    Ist derartige Präsenz einer Person so wichtig? Ich denke, in heutiger Zeit haben andere Probleme vorrangige Priorität. Ist diese Begebenheit wirklich von so großem öffentlichen Interesse?

    • Frank sagt:

      Naja, der Rat hat damit eine Fraktion weniger und es verschiebt sich die Zusammensetzung von Ausschüssen.
      Hat doch kommunalpolitisch eine Bedeutung, finden Sie nicht?

  • Wigant sagt:

    Das erinnert sicherlich alle Wunstorfer an den Fall der parteilosen Veronika Moser vor ca. 7 Jahren. Schade dass sich das wiederholt.

  • Andreas R. Niepel sagt:

    @Elke Meyer: damit Sie ein bisschen besser verstehen, wie Fr. Obladen auch in den Stadtrat kam:
    in den (Kommunal-)Parteien gibt es einen generellen Mangel an Menschen, die sich für ein Ehrenamt bewerben.
    Daher freut sich jede Partei, wenn ein Kandidat wenigstens für den Ortsrat zur Verfügung steht.
    Insbesondere Parteien mit wenig Mitgliedern neigen dann dazu, solche Interessenten in jedem Fall auf die Liste des Stadtrates zu setzen, um überhaupt Kandidaten anbieten zu können und auch über Nachrücker zu verfügen, wenn ein gewähltes Ratsmitglied aus irgendwelchen Gründen ausscheidet.
    Ich nehme mal an, dass Fr. Obladen eindringlich überredet wurde, für den Stadtrat zu kandidieren ;-)

    Wenn Frau Obladen den zeitlichen Aufwand für die Ratstätigkeit unterschätzt hat, dann kann dies ggf. auch an einer unzureichenden Information / Schulung durch den FDP-Stadtverband gelegen haben.

    Vielleicht war nicht klar dargelegt, welche Bedeutung ein Ortsratsmitlied einer (personell) kleinen Partei hat: bspw. Bauvorhaben werden in einer Beschlussvorlage mit sehr viel Text (Beschlussvorschlag der Verwaltung mit zugehöriger Begründung, Vorhabenbeschreibung, Bebauungsplan, Flächennutzungsplan, u.a.) und gezeichneten Plänen präsentiert; das kann schon mal über 100 Seiten DIN A4 sein; dazu kommen Recherchen in älteren Vorlagen usw.
    Als Ortsrat muss man i.d.R. genügend Kenntnis haben, um über das Vorhaben abstimmen und eine Grundrichtung vorgeben zu können.

    Dann geht das Thema in den Bauausschuss, wo Mitglieder der Parteien mit einer gewissen Routine fachlich eingehend beraten.

    Für FDP und AfD gilt in Wunstorf, dass eine Teilnahme in den Ausschüssen möglich ist, Rederecht besteht, aber nicht abgestimmt werden kann – und man erst bei der endgültigen Beschlussfassung im Stadtrat wieder stimmberechtigt ist. Deswegen ist es vorteilhaft, wenn ein im Ortsrat Betroffener auch im Stadtrat abstimmen kann.

    Als Ortsratsmitglied einer großen Partei kann man i.d.R. darauf vertrauen, dass stimmberechtigte, fachlich vielleicht besser aufgestellte, Parteimitglieder über ein Vorhaben entscheiden, wenn fachliches im Ausschuss besprochen wurde; daher kann ein Ortsrat einer großen Partei Arbeit und Verantwortung abgeben.

    Insofern kann die Arbeit des Ortsrates einer großen Partei weniger aufwändig sein als bei einer kleinen Partei, denn es gilt:
    große Partei = viel Arbeit verteilt auf viele Schultern
    kleine Partei = viel Arbeit verteilt auf wenige Schultern

    Vielleicht wurde dies Fr. Obladen vor ihrer Kandidatur nicht so deutlich gemacht.

    • Elke Meyer sagt:

      Dankeschön für die Erklärungen, Herr Niepel. Das ist mir schön bewusst.
      ich kann solche Beweggründe auch nachvollziehen.
      Was ich nicht mag, sind solche Erklärungen, die sich widersprechen.
      Mal geht es um fehlende ausgeübten Druck, dann aber um Verpflichtung gegenüber den Wählern wofür aber eigentlich die Zeit fehlt. Eigentlich habe man das Mandat nie gewollt, aber man mag es dann doch nicht niederlegen. Stattdessen lässt man das Mandat ein halbes Jahr ruhen und erklärt, keinerlei Entschädigungen in dieser Zeit zu erhalten. Nach kritischen Hinweisen wird dann erklärt, auf diese Entschädigungen verzichten zu wollen.

      Anstand sieht anders aus.

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