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Lifting für das Zentrum: Das haben die Banken vor

12.12.2022 • Achim Süß • Aufrufe: 2089

Die Volksbank setzt an der Sölter-Kreuzung starke Akzente – die Sparkasse Hannover will an der Langen Straße alles beim Alten lassen. Und die Hausbank der Stadt? Auch die Stadtsparkasse rüstet sich für die Zukunft. Seit mehr als einem Jahr wird über die Zentrale am Marktplatz intern beraten. Experten arbeiten zudem an Projektvarianten, doch der Vorstand ist mit Informationen dazu so großzügig wie die Banken in den vergangenen Jahren mit Guthabenzinsen.

12.12.2022
Achim Süß
Aufrufe: 2089
Bankenbauten in Wunstorf | Montage: Auepost

Wunstorf (as). Die Innenstadt wird geliftet. Wenn die erhofften Zuschüsse aus diversen Kassen fließen, gibt es nicht nur neue Sitzbänke und Abfallkörbe. Auswärtige Fachleute haben „Missstände“ im Zentrum und darum herum ausgemacht. Gebäudeteile, ja ganze Häuser geraten ins Blickfeld. An der Südstraße soll nicht nur der Teint verbessert werden, an der Nordstraße sind Transplantationen geplant. Da stellt sich die Frage: Was planen die Geldinstitute?

Eine knappe, klare Antwort gibt Sandhya Gupta, Kommunikationschefin der Sparkasse Hannover, zur Zukunft des Gebäudes in der Langen Straße: „Derzeit planen wir keine baulichen Veränderungen an unserem Standort.“ Mehr tut sich an anderer Stelle. Sparkassen und Banken sind traditionell an markanten Orten zu finden. Es galt als ausgemacht, dass sie das Kapital hatten und bereit waren, es zu investieren, um an den besten Plätzen präsent zu sein. Das gilt auch für Wunstorf. Marktplatz an der Stadtkirche und Lange Straße waren und sind 1a-Lagen, die Commerzbank-Filiale an der Südstraße und die längst aufgegebene Niederlassung der Dresdner Bank an der Ecke Georg- und Südstraße sind es weniger.

Die „Volksbank in Schaumburg und Nienburg“ baut neu

Trotz der besten Adresse gibt die Volksbank das alte Stammhaus auf. Ihr Gebäude in der Langen Straße war jahrzehntelang die Anlaufstelle für genossenschaftlich orientierte Bankkunden. Das blieb auch nach dem Zusammenschluss mit der Nienburger Volksbank so. Jetzt lautet nach einer weiteren Fusion der Name Volksbank in Schaumburg und Nienburg eG. Sichtbare Folge der Neuaufstellung: An der Sölter-Kreuzung wächst seit einem Jahr die neue Volksbank heran, ein 4.000-Quadratmeter-Komplex, in den das Unternehmen mehr als 14 Millionen Euro investiert.

Auf vier Geschossen sollen 2.400 Qudratmeter Nutzfläche mit Praxis- und Büroräumen entstehen – mit der 750-Quadratmeter-Geschäftsstelle der Volksbank im Erdgeschoss. Dort werden Service- und Beratungszonen geschaffen: ein Selbstbedienungsbereich mit den gewohnten Einrichtungen wie Geldautomaten und SB-Terminal sowie ein persönlich besetzter „Servicepoint“. Für Privat- und Firmenkunden werden Räume für vertrauliche Beratungsgespräche eingerichtet. Bank-Sprecher betonen, es werde eine „ausreichende Anzahl an Parkplätzen für Kunden und Mieter“ geben. Besonders wichtig seien bei der Planung energetische Aspekte gewesen. Im gesamten Gebäude wird ein „nachhaltiges Energiekonzept mit Wärmepumpe und Photovoltaik-Anlage“ umgesetzt.

Die Hannoveraner Jazz-Band „Die Marshmallows“ spielte zum Volksbank-Deckenfest | Foto: Dirk Dombrowski

Wunstorf taucht im Namen des Instituts nicht mehr auf, aber in den Verlautbarungen heißt es: „Wir wollen kundennah bleiben. Die jetzigen Ansprechpartner im Privatkunden- und Firmenkundengeschäft blieben in beiden Häusern erhalten … Die zukünftige Bank bleibt weiterhin regional verwurzelt, zukunftssicher, wirtschaftlich nachhaltig erfolgreich und selbstständig agierend.“

Nachnutzung in der Langen Straße noch unklar

„Wir investieren hier ganz bewusst in den Standort Wunstorf, um unsere Präsenz in der Region und die Region selbst zu stärken“, formulierte Markus Strahler, der Vorstand der Volksbank, die Politik des Instituts vor einigen Wochen beim Richtfest für den Neubau. Strahler lobte die Zusammenarbeit mit der Stadt Wunstorf, vor allem mit dem Bauamt. Die Diskussionen um die Details des Vorhabens seien immer sachlich und zielgerichtet verlaufen. Im Vordergrund habe die Unterstützung des Projekts gestanden. Strahler: „Wir werden hier gemeinsam einen positiven Beitrag für die Stadt Wunstorf leisten!“

Deckenfest für den Volksbank-Neubau: Ortsbürgermeister Thomas Silbermann, Kirsten Riedel, stellvertretende Bürgermeisterin und Vorsitzende des Bauausschusses, mit Volksbank-Chef Markus Strahler | Foto: Dirk Dombrowski

Die Pläne für die neue Volksbank sind immer wieder überarbeitet worden. Zunächst war ein ambitionierter Entwurf mit einem torähnlichen Gebäudeteil im Gespräch – quasi als Pendant zur nahen Kreuzung. Vor allem die Kosten ließen die Führung der Bank schließlich davon Abstand nehmen. Das ist in der Stadt und in der Kommunalpolitik nicht nur auf Verständnis gestoßen. Menschen, denen das Stadtbild am Herzen liegt, sehen eine Chance vertan, an einem der wichtigsten Verkehrsknoten im Zentrum einen echten städtebaulichen Akzent zu setzen. Noch unklar ist die Nachnutzung der heutigen Geschäftsstelle Lange Straße 16 bis 18. Zurzeit werden „mögliche Alternativen gesammelt und bewertet“.

Heutiges Stadtsparkassengebäude ist 42 Jahre alt

Stadtbild und Außenwirkung standen im Vordergrund, als Stadtsparkassenvorstand, Stadtverwaltung und Rat Ende der 70er Jahre den Neubau am Marktplatz vor der Stadtkirche auf den Weg brachten. Das vorherige Gebäude im schlichten Zweckbau-Stil, 1956 errichtet, bot zwar viele Fenster zur Innenstadt – aus einem sprach in den Siebzigern ein CDU-Kanzlerkandidat namens Helmut Kohl zu den Wunstorfern – für die Aufgaben der wachsenden Stadt Wunstorf war es aber viel zu klein. Weitsichtige Ratsmitglieder wie Peter Bertram (SPD) und Karl-Heinz Saak (CDU) setzten sich mit dem damaligen Stadtdirektor Dr. Rüdiger Michaelis dafür ein, an alter Stelle neu zu bauen. Dafür sprach auch, dass die Altstadtsanierung und in direkter Nachbarschaft eine komplette Umgestaltung begonnen hatte.

Der Neubau wurde zum 125-jährigen Bestehen der Sparkasse Ende 1980 in einer großen Feier eröffnet. Zu den Festrednern gehörte auch der Bielefelder Architekt Friedrich-Wilhelm Trappmann, dessen Bürogemeinschaft mit Professor Hanns Dustmann den Bau entworfen hatte. Trappmann verstand sich als Künstler und erklärte den Zuhörern, in Entwurf und Ausführung beschwöre die neue Hauptstelle am Platz vor der Stadtkirche den „Genius Loci“, den Geist des Ortes. Es sei ein freundliches, optimistisches Haus, so Trappmann weiter, und so solle mit ihm und in ihm umgegangen werden.

1980er-Jahre-Bau der Stadtsparkasse am Wunstorfer Marktplatz | Foto: Achim Süß

Ob Trappmanns Wunsch von 1980 weiter Beachtung findet, ist unklar. Fest steht: Mitarbeiter der Sparkasse, Kunden und einzelne Politiker sprechen hinter vorgehaltener Hand seit dem Sommer vergangenen Jahres über Umbau- oder Neubaupläne. Es heißt, das Gebäude sei in die Jahre gekommen – die Raumstruktur mit der großen Kassenhalle nicht mehr zeitgemäß, das Energiekonzept ein Sanierungsfall. Klar ist auch, dass viel Geld nötig sein wird.

Stadtsparkasse vor dem Abriss?

Welche Veränderungen nötig und möglich sind, haben hannoversche Bank-Experten nach den Vorgaben der Stadtsparkasse in den vergangenen Monaten untersucht. Nach Informationen der Auepost stellen sie Vor- und Nachteile von Abriss und Neubau denen von Sanierung und Umbau gegenüber. Anfang des neuen Jahres soll sich der Verwaltungsrat der Sparkasse mit den Details befassen. Das neunköpfige Gremium berät den Sparkassenvorstand und überwacht dessen Geschäftsführung wie ein Aufsichtsrat. Vorsitzender ist Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD). Fünf Mitglieder sind vom Rat der Stadt benannt worden, zwei weitere von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Sparkasse. Hinzu kommt neuerdings ein Repräsentant der Werbegemeinschaft Wunstorf.

Im Rat der Stadt gibt es mindestens in den beiden großen Fraktionen von SPD und CDU großes Interesse an einer Neugestaltung des repräsentativen Gebäudes. Dabei sind die Motive unterschiedlich: Zum einen wird die derzeit schlechte energetische Situation genannt, zum anderen die Möglichkeit, mit einem neuen Raumkonzept auch einen Bereich zu schaffen, der von der Stadt genutzt werden könnte.

Der Architekt Hanns Dustmann (1902–1979) war ein Spezialist für Banken und Bürogebäude. So entwarf er den Komplex der Norddeutschen Landesbank in Hannover und Ende der 60er Jahre den Neubau des berühmten Café Kranzler in Berlin mit aufsitzender Rotunde und Markise. Für das Bonner Tulpenfeld entwarf er ein Gebäudeensemble, ebenso das RWE-Hochhaus in Essen. Dustmann hatte in Hannover studiert und wurde im Bauhaus Mitarbeiter von Walter Gropius. Er engagierte sich früh für die NSDAP und wurde 1939 zum „Reichsarchitekten der Hitlerjugend“ ernannt.

Der Rat und seine Gremien sind an den Sondierungen bisher nicht beteiligt und auch nicht offiziell informiert worden. Auch führende Kommunalpolitikerinnen und -politiker zucken mit den Schultern, wenn es um Konkretes geht. Sparkassen-Vorstand Frank Wiebking zeigt in mehreren Gesprächen mit der Redaktion kein Verständnis für das Interesse am Thema und für die Nachfragen seit Herbst 2021. Zur Sache lehnt er jede Auskunft ab. Kein Dementi, keine Bestätigung. Immerhin erklärt er, jede gute, verantwortungsbewusste Geschäftsführung sei gehalten, sich Gedanken darüber zu machen, wie das Unternehmen in die Zukunft geführt und gut aufgestellt werden könne. Auf die aktuelle Recherche der Auepost zur jüngsten Sitzung des Verwaltungsrats und zur Expertise der Berater lässt der Vorstand sein Sekretariat lediglich schriftlich erklären: „Aktuell gibt es keine Informationen, die wir an die Presse kommunizieren können.“

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Kommentare


  • Birgit N. sagt:

    Kaum denkbar, dass Wunstorf in Sachen Hochfinanzarchitektur ein zweites Franfurt am Main oder die Wallstreet in NY wird, aber es scheint, dass große Planungen in Sachen öffentliche Informationsabgabe oder diskrete Geheihalterei Tür und Tor öffnen sollen – bloß für was?

    Die letzten Ereignisse in den Ortsteilen Wunstorfs zeigen nicht gerade das, was auch unter einer großartigen Architektur nicht bröckeln sollte: Kundenfreundlichkeit und vor allem die Präsenz von Kundenbetreuern für Leute, die auch mal Fragen zu stellen wagen, wenn sie mal nicht weiterwissen.

    Schier undenkbar für die Banken heute im Zeitalter der online-Kundenberatung, pardon, Bank per Computer. Aber so frevelhaft wollen wir ja nicht denken, es gibt nun mal geschlossene „Kundenschalter“ in Steinhude an ja nur ein paar Tagen, dann muss man eben ins Zentrum, ist eben um die Ecke. Der Bus fährt auch. Und die telefonische Weiterleitung bringt die Fragenden ganz ohne Auto dann in den anderen Ortsteil, macht ja nichts, Bankkundenberater persönlich individuell für jeden Kunden gibt es ohnehin kaum noch.

    Aber wir sehen doch den Zeiten der imposanten, monströsen Architekturwandelung entgegen, was ist da schon Kundenfreundlichkeit und an fünf Tagen geöffnete Filialen. Mag die neue Architektur gleich einer Skyline Manhattans unter dem abendlichen Mond ihr großartiges Gesicht zeigen – hoffentlich für alle zum Nutzen.

  • Lydia Bertani sagt:

    Ständig liest man von drohender Pleite von Volksbanken & Sparkassen.
    Enorm viele Filialen wurden bereits geschlossen. Es wird offen über Bargeldabschaffung gesprochen.
    In Wunstorf errichtet man einen Neubau. Soso!

  • Birgit N. sagt:

    So gilt: In den umliegenden Ortsteilen von Wunstorf wie Steinhude, Grossenheidorn und Kleinheidorn, wo die Kundenbetreuung in Steinhude auf ein Minimum, in Grossenheidorn auf tristis finis ebenso wie in Kleinheidorn durch die Schließung der Sparkasse die Bürger veranlasst sind zu fahren, fehlt es an dem, was eine Bank AUCH ausmacht: An Kundennähe. Glorifizierte Glanzbauten anstatt Kundennähe auf kleineren Orten, nee.

    Apropos Volksbank: Durch die beschlossene Fusion dürfen die Kunden sogar mit einer neuen Kontonummer bestückt werden, Aufwand bei Mitteilungen bzgl. SEPA und Daueraufträgen natürlich inbegriffen. Aber glänzene Fassaden zum Nulltarif in Sachen Kundenbetreuung.

    Im Übrigen gab es schon zu früheren Zeiten sogenannte kleine Zimmer, in denen geheime Bankabläufe mit Kunden und Beratern abgehalten wurden. Und einen Servicepoint – WOW! Früher gab es auch mal kleine Unterhaltungen, einen Weltspartag, wo man mit Sparschwein und guter Laune in die Kreditanstalt ging! Und Kundenbetreuung der anderen Art.

    Aber die gibt es in der nachgebildeten Skyline der Hochfinanzbauten ja bald bestimmt.

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