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Wunstorfer Bauverein bereitet Mitglieder auf Energiekostensteigerung vor

19.09.2022 • Daniel Schneider • Aufrufe: 2390

7.000 Euro Mehrkosten für einen 4-Personen-Haushalt im kommenden Jahr? Der Gas-Preisschock kommt mit Verzögerung, aber er kommt: Daran ließen die Experten auf dem Energiesparforum des Wunstorfer Bauvereins keinen Zweifel, man sprach Klartext. Nur wie hoch genau die Belastungen ausfallen, das kann noch niemand genau beantworten – denn es hängt auch vom Verhalten jedes Einzelnen ab.

19.09.2022
Daniel Schneider
Aufrufe: 2390
Die Vorstände des Wunstorfer Bauvereins, Kathrin Tietz und Jost Kemmerich, informieren die Teilnehmer | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Wunstorfs große Wohnungsbaugenossenschaft hatte ihre Mitglieder in die Remise am Düendorfer Weg geladen – zum „Energiesparforum“. Dazu hatte man verschiedene Experten als Gäste aufgeboten: Henning Radant von den Wunstorfer Stadtwerken, Harald Woller von einer Neustädter Heizungsfirma, welche teilweise auch die Heizungsanlagen des Bauvereins wartet, Wunstorfs Klimaschutzmanagerin Franziska Dröge und Christian Otto, Geschäftsführer des Bundesverbands der Energie-Abnehmer (VEA), gaben Energiespartipps oder erläuterten die Hintergründe der Energiekrise.

Bauverein-Vorstand Jost Kemmerich gab einen Überblick über den Ist-Zustand: 66 Heizungsanlagen betreibt der Bauverein, davon 10 zentrale Wärmenetze, dazu kommen zwei Anlagen von den Stadtwerken. Von diesen 66 wurden 53 bereits modernisiert in den vergangenen Jahren, so dass hier fast 30% Energie pro Anlage eingespart werden könne. Langfristig will man zudem weg vom Energieträger Gas und beginnt derzeit mit einem Pilotprojekt Wärmepumpen. Unabhängig davon sind wie bereits angekündigt gemeinschaftliche Balkonkraftwerke bzw. Mieterstromanlagen geplant.

Langfristig weg vom Gas

Zentrale Aussage des Nachmittags war jedoch: Es kommt vor allem auf das Nutzerverhalten an, um kurzfristig weiter Energie sparen zu können. Denn bereits eine Senkung um 1 Grad führe zu 6 % weniger Energieverbrauch. „Das reicht nicht“, murmelte jemand unter den Zuschauern, denn aktuell interessieren vor allem die anstehenden Kostensteigerungen bei Gas und Strom. Und hier sieht es tatsächlich düster aus, rechnete Otto vor: Gas habe sich im Vergleich zum Vorjahr aktuell um 488 % verteuert, Strom um 243 %. „Die nächsten 2 Jahre müssen wir die Luft anhalten“, so die Einschätzung des Energieberaters: Die Mehrkosten im Jahr 2023 würden für einen modellhaften 4-Personen-Haushalt entsprechend für Strom bei knapp 600 Euro liegen, für Gas bei rund 7.000 Euro. Wer dann das Heizen um 2 Grad senke, und damit 12 Prozent Energie einspare, müsse immerhin nur noch 6.000 Euro mehr zahlen, so die Rechnung.

„Die nächsten 2 Jahre müssen wir die Luft anhalten“

Christian Otto, VEA

Und dabei helfen auch kleine Maßnahmen: Das konsequente Schließen von Hauseingangstüren oder Kellerfenstern, Stoß- und Querlüften statt gekippter Fenster, freigeräumte Heizkörper und abdichtende Türstopper hinter den Wohnungstüren, damit die kalte Treppenhausluft nicht hereindringt. „Ich habe zwei Wolldecken gekauft“, kam unterstützend ein Zwischenruf aus dem Publikum. Aber selbst mit sparsamstem Verhalten lassen sich die derzeitigen Marktpreise bei Energie nicht kompensieren, allenfalls abmildern. Andernfalls bekäme man an anderer Stelle Schwierigkeiten, mahnte Harald Woller: „Irgendwann kommt der Punkt, wo aus Sparen Schimmel wird.“ Zu kalt sollten Wohnungen daher auch nicht werden, „das Leben muss noch funktionieren“.

7 einfache Energiekostenspartipps vom Experten
✔ auf 2 Grad weniger Raumtemperatur heizen
✔ Türstopper vor die Türschwellen legen
✔ Lüften nicht mit gekippten Fenstern
✔ Heizkörper freiräumen und nicht zustellen
✔ Eingangstüren zum Treppenhaus nicht offen stehen lassen
✔ Kellerfenster schließen
✔ Strom-/Gasrechnung auf Abrechnungsfehler hin überprüfen

Heizkosten steigen „nur“ auf das 3,5-Fache

Eine gewisse Schonfrist besteht, da die Stadtwerke, bei denen der Bauverein das Gas bezieht, mit langfristig eingekauften Kontingenten vorgesorgt haben – Henning Radant erklärte das Tranchenmodell der Energieeinkäufe anschaulich als „Flickenteppich“. Zu Anfang des Jahres hatte man das Verbrauchsjahr 2022 bereits vollständig abgedeckt und auch schon die Hälfte für 2023 eingekauft. Die Preissteigerungen kommen daher schrittweise, man käme „mit einem blauen Auge davon“. Doch an der Dramatik der Preisentwicklung besteht dennoch kein Zweifel: Bei einer durchschnittlichen Größe einer Bauvereinwohnung von 69 Quadratmetern werden sich die Kosten von bisher 1,33 Euro pro Quadratmeter auf 4,65 Euro steigern, führte Kemmerich aus. In der Summe wären das statt bisher 93 Euro künftig dann 325,50 Euro. Im „Worst Case“ könnte es dazu kommen, dass die Betriebskosten die eigentliche Miete übersteigen.

Rund 40 Teilnehmer besuchten das Energiesparforum des Bauvereins | Foto: Daniel Schneider

Sollten Mieter infolge der Energiepreise in finanzielle Engpässe geraten, solle man nicht den Kopf in den Sand stecken, sagte Kemmerich: Stattdessen sollte man frühzeitig das offene Gespräch mit dem Bauverein suchen und sich um mögliche Unterstützungen kümmern: Der Kreis der Wohngeldberechtigten werde erweitert, die Stadt biete Beratungsmöglichkeiten und auch das Jobcenter/Sozialamt sei eine Anlaufstelle.

Einen kleinen Trost hatte Christian Otto im Gepäck: Die Energiepreise würden nach den kommenden schwierigen Jahren auch wieder sinken – wenn auch nicht wieder auf das Niveau wie vor dem Kriegsausbruch in Europa, so seine Prognose.

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Kommentare


  • Homberti sagt:

    Grüne Politik gegen die deutschen Steuerzahler! Danke dafür! Aber vielleicht kommen wir ja mit einem blauen Auge davon wenn es im nächsten Jahr zu Stromrationierungen kommt durch die Abschaltung der Kernkraftwerke! Dann wird die Stromrechnung nicht mehr so hoch! Und wenn der Gasdruck in den Leitungen einen gewissen Wert unterschreitet fallen die Sicherheitsventile! Hilft dann der Gasrechnung!

  • Wolfgang Stemme sagt:

    Das tut weh, autsch. Deshalb zogen wir aus, packten die Koffer und leben nun als Rentner im warmen Asien. Stromkosten im Monat 50 Euro, Gas 20 Euro. Im März kommen wir eventuell zurück und machen derweil Langurlaub dort, wo es warm und günstig ist. Miete entfällt, wir haben ein Eigenheim. Wünsche allen viel Mut, durch die Krise zu kommen.

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