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Von Weihnachtsfeiern, Feuerwehrkaffee und Silvester im Exil

27.12.2019 • Daniel Schneider • Aufrufe: 341

Wunstorfs Bürgermeister Rolf-Axel Eberhardt im monatlichen Auepost-Interview

27.12.2019
Daniel Schneider
Aufrufe: 341

Rolf-Axel Eberhardt

Macht die Stadtverwaltung eine Weihnachtsfeier?
Ich gehe zur Weihnachtsfeier des Innendienstes. Außerdem laden meine Frau und ich die engsten Mitarbeiter zu einem Weihnachtsessen ein. Das bezahlt dann natürlich nicht die Stadt, sondern die Familie Eberhardt. Damit bedanke ich mich für die gute Zusammenarbeit im zurückliegenden Jahr. Bei der Weihnachtsfeier des Baubetriebshofs bin ich auch eingeladen. Dort lese ich immer eine Weihnachtsgeschichte vor.

Eine Bibelgeschichte?
Nein, eine humorvolle Weihnachtsgeschichte mit Anekdoten und besinnlichen Elementen.

Zu wie vielen Weihnachtsfeiern wird ein Bürgermeister eingeladen?
Es gibt einige Weihnachtsessen von den unterschiedlichen Gremien, denen ich angehöre, aber dort kann ich aus Zeitgründen nicht überall hingehen. Ich habe ja auch noch einen Job zu erledigen und kann nicht jeden Tag zu einer Feier. Selbst zu der offiziellen Weihnachtsfeier im Rathaus kann ich erst später kommen, weil ich vorher noch Termine habe. Nur zum Baubetriebshof gehe ich auf jeden Fall, weil ich dessen Arbeit sehr, sehr schätze. In der letzten Weihnachtswoche halte ich mir 3 Tage von Terminen frei und bemühe mich, jedem einzelnen MItarbeiter im Rathaus die Hand zu schütteln und frohe Weihnachten zu wünschen.

Sie gehen durch alle Zimmer?
Ja, ich verteile einen kleinen Weihnachtsmann und bedanke mich. Seit 1993 mache ich an Heiligabend außerdem einen Rundgang durch die Stadt und gehe zur Feuerwehr, zur Kläranlage, zum Baubetriebshof, zur Polizei, zu den Johannitern und zu Regiobus. Diese Tradition ist mir sehr wichtig und mich bei den Mitarbeitern zu bedanken, die an Heiligabend Dienst tun. Gegen zwölf Uhr bin ich bei der Feuerwehr, und dort ist es Brauch geworden, abschließend noch einen Kaffee zu trinken. Erst danach fahre ich zu meiner Familie.

Wie feiern Sie privat Weihnachten?
Wir sind ja dieses Jahr Großeltern geworden und werden das Weihnachtsfest mit unseren Kindern verbringen. Wir fahren dazu nach Münster, wo auch die weitere Familie dazukommt. Die Zeit zwischen den Jahren verbringen wir immer in unserem Haus auf Amrum. Wir kommen dann im neuen Jahr zurück, da das Rathaus in dieser Zeit ohnehin geschlossen ist.

Aber nicht, weil Sie auf Amrum sind?
Nein, aus Energiespargründen. Wir schließen ab dem 23. Dezember und öffnen erst wieder im Januar.

Wenn man den Bürgermeister auch an Silvester sehen will, muss man also nach Amrum fahren.
Ja (lacht), merkwürdigerweise treffe ich dort auch etliche Wunstorfer. Die sagen dann „Ach, jetzt sehe ich mal meinen Bürgermeister“. „Lass das Meister weg“, antworte ich immer, ich bin auch nur ein Bürger wie jeder andere.

Feiern Sie auch wie jeder andere?
Es wird gelesen, wir spielen Gesellschaftsspiele. Ein guter Freund wohnt in der Nähe, der kommt an Silvester vorbei zum Doppelkopf. Und wir machen schöne Wanderungen. Es ist alles sehr eingespielt, aber man freut sich immer wieder darauf.

Was geschieht, wenn in dieser Zeit etwas in Wunstorf passiert, was Ihre Anwesenheit erforderlich macht? Kommen Sie dann zurück oder übernimmt ein Stellvertreter?
Ich komme zurück, aber Herr Piellusch ist natürlich auch da. Über Handy bin ich stets erreichbar, gerade auch für Feuerwehr und Polizei. Ich fliege ja auch nicht weit weg und kann schnell wieder in der Stadt sein. Vieles kann man natürlich auch telefonisch regeln. Also keine Sorge, die Stadt wird auch in dieser Zeit gut geführt (schmunzelt).

Kam es schon einmal vor, dass Sie anreisen mussten aus dem Urlaub?
Anreisen noch nicht, aber es kommt häufig vor, dass ich angerufen werde für wichtige Entscheidungen. Nur einmal wäre ich fast abgeholt worden von Amrum, als der große Vion-Brand vor über 10 Jahre war. Das war brenzlig, weil die Gefahr bestand, dass dort etwas explodiert.

Wunstorfer Weihnachtsmarkt 2019

Eröffnen Sie den Wunstorfer Weihnachtsmarkt schon immer traditionell?
Das ist ja eine Veranstaltung der Werbegemeinschaft, und Herr Elsner hat damals großen Wert darauf gelegt, dass ich dabei bin.

Viele finden, dass die Buden dort sehr eng zusammenstehen. Hat das bestimmte Gründe?
Man will möglichst zentral sein und die Atmosphäre eines geschlossenen Weihnachtsmarktes haben. Das ginge nicht, wenn er sich über die gesamte Fußgängerzone streckt. Viele Geschäfte wollen aber auch nicht, dass in der Weihnachtszeit etwas vor ihrem Schaufenster steht. Deswegen machen wir es so, dass möglichst wenig Beeinträchtigungen entstehen.

Sollte der Weihnachtsmarkt größer sein?
Er ist genau richtig. Größe bedeutet nicht immer mehr Qualität, es muss auch eine gewisse Gemütlichkeit und Atmosphäre herrschen. Und dieser Weihnachtsmarkt strahlt eine wirklich schöne Atmosphäre aus.

Stimmt es, dass es zeitlich der größte Weihnachtsmarkt in der Region ist?
Ja, das hat damals die Werbegemeinschaft so eingeführt und hat den Vorteil, dass es sich für die Verkäufer lohnt. Vier Wochen am Stück sind attraktiv, das rechnet sich. Die Geschenke holt man ja nicht am letzten Weihnachtstag, und es soll die Menschen in der Innenstadt einladen, sich zum gemütlichen Glühwein zu treffen.

Wo befinden sich die Buden denn in der Nicht-Weihnachtszeit?
Die stehen beim Baubetriebshof und werden durch uns aufgebaut. Auch die Weihnachtsbeleuchtung wird von der Stadt aufgehängt. Das machen wir auch gerne, das ist unser Beitrag für die Werbegemeinschaft, damit die Innenstadt lebt. Das sind alles Dinge, die wir für sie machen. Mir als Christ ist es übrigens wichtig, dass wir nicht schon im November anfangen mit dieser ganzen Weihnachtsgeschichte, sondern erst zum ersten Advent, nach dem Volkstrauertag. Ich finde, dass man Weihnachten in dieser Zeit der Besinnlichkeit nicht schon vorgreift. Weihnachtsbeleuchtung bereits Mitte November in den Geschäften halte ich für unpassend, da würde ich mir etwas Zurückhaltung wünschen.

Schreiben Sie das Grußwort zum neuen Jahr selbst?
Nein. Es gibt einen Entwurf durch meinen Mitarbeiter, an dem ich aber einiges ändere. Die Weihnachtszeit ist so voller Termine, dass ich einfach nicht die Zeit habe, alles auszuformulieren.

Welche Ereignisse werden Ihnen aus diesem Jahr in Erinnerung bleiben?
Der Bebauungsplan am Fliegerhorst, die Einweihung der IGS, die Umstrukturierung der Steinhuder Meer Tourismus GmbH. Das sind große Themen, die uns das ganze Jahr begleitet haben. Diese Dinge haben zwar niemanden interessiert, aber viel Arbeit und Kraft erfordert. Die Umgehungsstraße war ein „Highlight“, und die neuen Baugebiete, die in Planung sind. Aber natürlich auch die personellen Veränderungen.

Wie wird es mit der Verkehrssituation rund um Amazon weitergehen?
Wir haben bereits im November einen Brief geschrieben, dass sich dort etwas ändern muss. Wenn sich dort nichts tut, werde ich persönlich ein Gespräch führen. Es kann nicht sein, dass die Wohnquartiere mit Sprintern vollgestellt werden, die darauf warten, zur Tankstelle zu fahren. So geht es jedenfalls nicht, und so war es auch nicht verabredet.

Gerade jetzt zur Weihnachtszeit werden dort viele Leiharbeiter gebraucht. Was halten Sie generell davon?
Ich finde die befristeten Verträge schlimm, so dass man nicht in die Zukunft planen kann. Das fehlt heute oft in der Gesellschaft. Befristete Verträge müssten gesetzlich eigentlich abgeschafft werden.

Bürgermeister-Weihnachtsrunde Johanniter

Besuch in der Johanniter-Rettungswache während der traditionellen Weihnachtsrunde

Stellt die Stadtverwaltung also nicht befristet ein?
Doch klar, aber manchmal geht es nicht anders. Wir haben z. B. viele junge Leute, die eine Familie gegründet haben und dann für 3 oder 5 Jahre auf Teilzeit gehen. Die andere halbe Stelle ist dann unbesetzt, so dass wir dann nicht unbefristet einstellen können. Manchmal gibt es auch Mischkonstrukte aus befristeten und unbefristeten Stunden. Wenn wir gute Leute haben, dann will ich die halten.

Ärgern Sie sich persönlich, wenn Sie Mitarbeiter an andere Städte verlieren, so wie Herrn Lehmann, den Baureferatsleiter?
Ja, davon bin ich auch überrascht worden. Ich hätte gedacht, dass er seine Zukunft in Wunstorf sieht. Aber die alte Heimatverbundenheit nach NRW war wohl stärker.

Was wünschen Sie sich für Weihnachten?
Sozialen Frieden in der Stadt. Das ist das Allerwichtigste. Ich bin froh, dass wir Vollbeschäftigung haben. Da kann man sich richtig freuen, dass die Menschen Brot und Arbeit haben.

Die Fragen stellte Daniel Schneider
Dieses Interview erschien zuerst in Auepost 12/2019.

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Kommentare


  • Gut die Frage nach den Abgängen platziert.

    Fragen Sie doch mal nach einer Statistik, wie viele noch gegangen sind u.a. im Bauamt gesamt.

    Zum Thema Weihnachten: Das ist es schön, dass sich ein Bürgermeister doch noch so viel Zeit nimmt! Schön.

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