Wunstorfer Auepost

Susanne Schmidt

31.01.2021 • Aufrufe: 1419

5 Fragen an das Leben von Susanne Schmidt, 56 Jahre, Mitinhaberin eines Pflegedienstes, lebhaft.

Susanne Schmidt

Susanne Schmidt, 56 Jahre, Mitinhaberin eines Pflegedienstes, lebhaft

Was beschäftigt dich derzeit am meisten?

Corona beschäftigt mich natürlich derzeit am meisten. Im Privaten haben wir Angst davor, krank zu werden, oder dass es einen Liebsten trifft. Aber auch im Pflegedienst überlegen wir jeden Tag: Reichen die Schutzmaßnahmen, die wir ergreifen, um uns und unsere Patienten zu schützen? Teambesprechungen finden nun sehr abgespeckt statt und nicht im großen Rahmen. Erste-Hilfe-Kurse mussten wir verschieben, haben aber jetzt auch Online-Seminare für uns entdeckt. Wir sind sehr vorsichtig im Umgang mit unseren hochbetagten und erkrankten Patienten, die ja eine Risikogruppe für die Covid-19-Erkrankung darstellen.
Außerdem beschäftigt mich im Hinblick auf das Unternehmen der Fachkräfte- und Pflegekräftemangel. Es ist äußerst schwierig, Pflegekräfte zu bekommen. Wir haben mittlerweile 25 Mitarbeitende und betreuen täglich etwa 100 Patienten. Wir könnten noch weiter wachsen, doch wir finden nicht genug Personal. Leider ist es in unserem Land immer noch nicht möglich, die Pflege angemessen zu bezahlen. Obwohl es für uns wichtig ist, ein familienfreundliches, gesundheitsförderliches Arbeitsumfeld und Arbeitszeiten anzubieten, um auch Raum für Familie, Freizeit, und Erholung zu bieten, ist es nicht leicht, Pflegekräfte zu finden.

Susanne Schmidt

Was war das Wichtigste, das du in deinem Leben gelernt hast?

Ich bin ein emotionaler und lebhafter Mensch, aber ich habe mittlerweile gelernt, gelassener zu sein und nicht mehr alles so wichtig zu nehmen. In anstrengenden Zeiten mit hohem Arbeitsanfall sage ich mir dann: „Das ist jetzt eine Phase, aber es wird besser.“ Dann überlege ich, was ist jetzt wichtig und was nicht, und der Rest bleibt einfach liegen. Es gibt immer Auf und Abs, und das Leben ist nicht planbar. Außerdem habe ich gelernt, dass ich mich auf meine beste Freundin, Ina Prinzhorn, die mit mir den Pflegedienst betreibt, immer verlassen kann.

Was gibt dir Kraft in Krisen?

Meine Familie gibt mir Kraft und ganz viel Liebe. Mein Lebenspartner, mit dem ich schon lange zusammen, aber nicht verheiratet bin, unterstützt mich. Und meine 10-jährige Tochter ist das größte Geschenk für mich. Wenn es schwierig wird, kann ich bei ihnen auftanken. Sport ist auch ein wichtiger Aspekt in meinem Leben, denn ich brauche ihn als Ausgleich, wenn der Stresslevel hoch ist. Ich gehe ins Fitnessstudio und laufe draußen gerne, zum Beispiel am Luther See und in der angrenzenden Feldmark. Das ist idyllisch, ruhig, schön – und besonders bei schönem Wetter. Kürzlich habe ich begonnen, Saxophon zu spielen, davon hatte ich schon immer geträumt, und das ist einfach mal etwas nur für mich und macht viel Spaß. Ich gehe einmal wöchentlich in die Musikschule.

Was sollen Menschen nach deinem Tod über dich sagen?

Es wäre ja schön, wenn man einen kleinen Fußabdruck hinterlässt, der hierbleibt. Für mich ist das meine Tochter, denn etwas von mir bleibt hier. Der kleine Kreis von Menschen, die mir wichtig sind, Familie, Freunde und Mitarbeiter, behalten mich hoffentlich als fröhlich, freundlich und zugewandt in Erinnerung. Letztlich gibt es wesentlich bedeutendere Leute als mich. Und insofern ist es mir nicht so wichtig, was andere Menschen über mich denken und sagen. Und wenn ich nicht mehr da bin, dann wird es andere geben, die mich genauso gut oder besser ersetzen können.

Was tust du, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen?

Ich fange mal mit meiner kleinen Welt an: ich möchte dazu beitragen, dass es meiner Familie und meinen Mitarbeitenden gut geht. Ich möchte, dass wir achtsam miteinander umgehen und uns miteinander aufgehoben fühlen. Außerdem achten wir in unserer Familie darauf, weniger Plastikmüll zu erzeugen, nicht zu viele Lebensmittel, z. B. Brot wegzuwerfen. Wir bemühen uns außerdem, regionaler einzukaufen, wir wollen weniger Fleisch essen, und wenn, dann lieber einmal etwas mehr Geld dafür ausgeben. Wasser kaufen wir jetzt in Glasflaschen. In Bezug auf Mobilität überlegen wir, auf Elektrofahrzeuge umzusteigen. Für den Pflegedienst mit den kurzen Fahrtstrecken würde sich das womöglich anbieten, aber das Tanken stellt derzeit noch ein Problem dar. Aber am besten fände ich es, wenn es dann irgendwann einmal Solar- oder Wasserstofffahrzeuge geben würde.

Zuerst erschienen in Auepost #13/November 2020

31.01.2021 • Aufrufe: 1419
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