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Liebesgeflüster #5

10.03.2020 • Mirko Baschetti • Aufrufe: 309

Es scheint, als falle der Winter und damit Schlittschuhlaufen auf dem Steinhuder Meer aus.  Wo bleibt bloß diese wahnwitzige Kälte, die selbst unter allerdickste Pullover zu kriechen imstande ist? Wo bleibt der meterhohe Schnee, der Kindern schulfrei und Schneeballschlachten im Bürgerpark beschert?

10.03.2020
Mirko Baschetti
Aufrufe: 309

LiebesgeflüsterMeine Herzallerliebste,

es scheint, als falle der Winter und damit Schlittschuhlaufen auf dem Steinhuder Meer aus.  Wo bleibt bloß diese wahnwitzige Kälte, die selbst unter allerdickste Pullover zu kriechen imstande ist? Wo bleibt der meterhohe Schnee, der Kindern schulfrei und Schneeballschlachten im Bürgerpark beschert?

Aber noch sind die Tage kalt, die Bäume kahl und mein Drang nach Wärme ungebrochen. Als ich gestern neben dir aufwachte und deinen noch schlafenden Körper anblickte, der sich eng umschlungen um meinen wand, habe ich mich geradewegs verliebt – in diesen Augenblick und in dich. Als du dann die Augen aufschlugst und dich noch ein bisschen enger an mich presstest, stieg in mir ein so warmes Gefühl hochwärts, ein so tiefes Atmen abwärts und eine solche Liebe inwärts, dass mir vor lauter Rührung die Augen tränten. 

Doch gleichsam überkam mich ein so gewaltiger, tiefer Schrecken. Was, wenn dieses Glück zerbricht und ich aus dem Leben gerissen werde, weil ein unachtsamer, übermüdeter  LKW-Fahrer auf der A2 bei Wunstorf-Luthe ungebremst auf das Stauende und damit auf mich und diesen kleinen, sehr verletzlichen Körper aus Knochen und Fleisch auffährt? 

Was wird dann geschehen mit unseren gemeinsamen Träumen, den noch nicht eroberten Pfaden und ungelebten gemeinsamen Abenteuern? Welche Spuren werde ich hinterlassen? Wird mit mir auch meine Liebe zu dir begraben? Werde ich genug geliebt haben in diesem Leben? 

Dieses ist nämlich kostbarer geworden, seitdem ich dir wiederbegegnet bin, seitdem unsere Liebe neu entfacht wurde. Und so höre ich nicht auf, das Beste und Kostbarste in dir zu sehen, das es zu schützen gilt. Ich weiß, du bist stark, aber ich will so tun, als seist du ganz zerbrechlich. Ich will mich jeden Tag um dich bemühen und jeden Augenblick auskosten und wertschätzen, als wäre es der letzte. Denn Körper sind verletzlich und das Leben zeitlich begrenzt. Doch wenn ich alles investiere und auskoste, werde ich mir in dem Moment des Todes keinen Vorwurf machen können, denn ich werde gelebt und geliebt haben. Was ist wichtiger als dies?

Dein Liebster

P.S. Wenn schon das Meer nicht gefriert, um darauf Schlittschuh zu laufen, so lass uns einfach drumherumlaufen und schauen, ob in Hagenburg noch diese stoischen Galloway-Rinder grasen.

Dieser Liebesbrief erschien zuerst in Auepost #5 (Februar 2020)

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