Wunstorf (ds). Es könnte das vorletzte Mal sein, dass wir die Uhren umstellen: Nach der von der EU-Kommission durchgeführten Umfrage, bei der sich vor allem die Deutschen klar für ein Ende der halbjährlichen Zeitumstellung aussprachen, soll Europa im kommenden Jahr zu einer neuen Sommerzeit-Regelung finden – bzw. sich auf ihre Abschaffung verständigen. Im kommenden Frühjahr wird noch einmal auf Sommerzeit umgestellt, doch wie es danach weitergeht, steht momentan noch völlig in den Sternen.
Eine Mehrheit war in der EU-weiten Umfrage für eine dauerhafte Beibehaltung der Sommerzeit gewesen, wie es z. B. auch Russland schon einmal vorgemacht hatte. Denn die Zeitumstellung nervt viele, und ihr Sinn wird zunehmend in Frage gestellt. Dank Smartphones und Funkuhren geht die Zeitumstellung zwar heute fast unbemerkt und automatisch vonstatten, doch für den menschlichen Organismus bleibt es eine Belastung. Eine im Grunde überflüssige, denn das einstige Ziel, am Abend Energie zu sparen, wurde nicht erreicht. Zumindest konnte dies bis heute nicht nachgewiesen werden. Der ursprünglich geplante Effekt, in den Sommermonaten am Abend länger ohne künstliches Licht auszukommen, ist zwar eingetreten – dafür wird aber am frühen Morgen offenbar umso mehr Licht und Heizungsenergie benötigt.
Unterm Strich wird durch die Sommerzeit also nicht wesentlich Energie gespart, sondern womöglich sogar mehr Energie verbraucht. Die theoretisch gute Idee ist somit inzwischen zu einem immer wiederkehrenden Schildbürgerstreich verkommen, zu einem zivilisatorischen Ritual, das nur deswegen weiterhin halbjährlich begangen wird, weil man sich bislang nicht auf Änderungen verständigen konnte – und weil die Menschen die langen Sommerabende genießen. Mit dem Vorstoß der EU-Kommission und den klaren Worten von EU-Kommisionspräsident Juncker erscheint ein Ende der Zeitumstellung aber nun erstmals zumindest möglich.
Doch ob wirklich, wann genau und in welcher Form – das erscheint dennoch weiterhin wie eine fast unlösbare Aufgabe, auf die sich die EU-Mitgliedsstaaten verständigen müssten. Denn einen Flickenteppich aus unterschiedlichsten nationalen Zeitzonen mit oder ohne Sommerzeit will auch niemand. Würde man zur dauerhaften Normalzeit zurückkehren, bei der es beim höchsten Sonnenstand ungefähr auch 12 Uhr mittags ist, man aber in den Sommermonaten dann mehr künstliches Licht am Abend benötigt? Oder bleibt man bei den langen hellen Sommerabenden, für die man dann aber im Winter erst gegen halb 10 Uhr morgens Tageslicht hätte?
Die Möglichkeit ist also durchaus realistisch, dass am Ende doch alles so bleibt wie es ist – und die Zeitumstellung heute Nacht eben doch nicht der letztmalige Wechsel zurück von Sommer- auf Normalzeit geblieben ist.