Wunstorf (red). An die Geräusche von A400M-Maschinen ist man in Wunstorf und Umgebung gewöhnt, der Fliegerhorst Wunstorf ist Basis des militärischen Lufttransport der Bundeswehr. Am gestrigen Montag waren aber plötzlich andere Töne zu vernehmen: Am Himmel flogen auf einmal vier Eurofighter, landeten in Wunstorf und starteten später auch wieder vom Fliegerhorst.
Mancher vermutete bereits, dass es die Folge des Einsatzes einer Alarmrotte gewesen sein könnte, ein sogenannter Quick Reaction Alert, bei dem feindliche oder unbekannte Flugzeuge routinemäßig abgefangen werden. Einen solchen hatte es zuletzt über der Region im Mai 2023 gegeben. Der Einsatz von gleich vier Kampfjets wäre zumindest für Letzteres jedoch ungewöhnlich gewesen. Tatsächlich war es kein derartiger regulärer Einsatz. Es handelte sich beim Besuch der Eurofighter um den Teil einer Übung.
Die in Wunstorf gelandeten Maschinen gehören zum Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“, das im nordrhein-westfälischen Nörvenich stationiert ist, teilte Major Manfred Schriever vom LTG 62 mit. Die vier Maschinen seien im Rahmen einer Übung auf dem Fliegerhorst Wunstorf gelandet: Bereits seit Sonntag fliegt das Boelcke-Geschwader Alarmübungen. Hintergrund ist, zu prüfen, wie viele Maschinen kurzfristig einsatzbereit zu machen sind und ob die Alarmierungsketten wie vorgesehen funktionieren. Parallel dazu wurde auch der Sicherungsbetrieb des Fliegerhorstes geübt.
Daher wurden die Eurofighter nach Wunstorf verlegt, als einem von mehreren Militärflughäfen, die für die Übung genutzt wurden. Das LTG 62 wurde damit auch selbst zum Teil der Übung: Das sogenannte „Cross Servicing“ wurde bei dieser Gelegenheit erprobt – die Fähigkeit, am Fliegerhorst Wunstorf auch standortfremde Maschinen aufzunehmen und für den Weiterflug zu unterstützen.
Einen Überschallknall lösten die Maschinen über Wunstorf nicht aus – anders als am vergangenen Freitag bei Bremen: Dort waren nach Angabe der Luftwaffe während eines anderen Trainingsszenarios drei Eurofighter desselben Geschwaders in den Überschallflug gegangen und hatten dabei den entsprechenden am Boden wahrnehmbaren Überschallknall erzeugt.
Ein Überschallknall tritt auf, wenn Flugzeuge die Schallgrenze überwinden. Diese liegt bei etwa 1.230 km/h (Mach 1). Eurofighter-Piloten schalten dazu die Nachbrenner ein. Die Piloten selbst hören den Knall nicht, der am Boden als typischer Doppelknall wahrnehmbar wird. Auch tritt der Knall nicht nur einmalig auf, wenn die Schwelle zu Mach 1 erstmals überschritten wird, sondern entsteht permanent, wenn mit Überschallgeschwindigkeit geflogen wird. Der Überschallknall wandert sozusagen hinter dem Flugzeug her und bleibt nicht auf einen bestimmten Punkt beschränkt. Auch zivile Überschallflugzeuge wie z. B. die ehemalige Concorde erzeugten das Überschall-Donnern während des Fluges – deshalb wurde darauf geachtet, nur über unbewohntem Gebiet so schnell zu fliegen, etwa über dem offenen Meer.
Einen echten Alarmeinsatz hatte es zuletzt am 13. Februar gegeben. Nach Informationen des SWR hatte die Flugsicherung den Kontakt zu einer zivilen Maschine verloren, weswegen ein Eurofighter aufgestiegen war und im Südwesten, z. B. in der Region Mannheim, ebenfalls einen Überschallknall verursacht hatte.
Das Geräusch von landenden und starteten Eurofightern ist den Wunstorfern jedoch nicht völlig unvertraut: Zuletzt waren etwa bereits im Januar anlässlich der Kommandoübergabe beim LTG 62 mehrere Kampfjets auf dem Fliegerhorst gelandet – und hatten sogar eine Handvoll Planespotter den Weg nach Wunstorf finden lassen.
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