Wunstorf (fr). Dass jede und jeder dort einkaufen gehen kann, das hat sich noch nicht überall herumgesprochen. Dabei steht der „Kleiderladen“ der Diakonie Hannover-Land allen Kunden offen. Menschen mit wenig Geld stöbern hier nach günstiger Mode, aber nicht nur soziale, auch ökologische Gründe führen Besucher in das Geschäft in der Mittelstraße. So nutzen auch immer mehr jüngere Kunden die soziale Einkaufsmöglichkeit. Die Motivation dabei: Nachhaltigkeit. Gebrauchte Kleidung verbraucht keine neuen Ressourcen oder Energie und schont somit die Umwelt. Der Anteil der Käufer, die sich bewusst nachhaltig kleiden wollen, beträgt im Kleiderladen inzwischen rund 30 Prozent.
„Bei uns kann jeder einkaufen“, sagt die Leiterin Sabine Klusmann-Wiehe. Die Hannoveranerin ist seit 2020 verantwortlich für den Laden. Zusammen mit ihr arbeiten 25 Ehrenamtliche sowie sechs über das Jobcenter geförderte Mitarbeitende im Geschäft – an sechs Tagen in der Woche. Die Auswahl ist groß: Jacken, Hosen, Blusen, Pullover, Hemden und Schuhe für Männer, Frauen und Kinder. Aber auch Hüte und Sportbekleidung befinden sich im Angebot. Es sieht aus wie ein ganz normaler Laden, der Unterschied ist lediglich: alles, was dort angeboten wird, wurde bereits getragen.
Zu den Öffnungszeiten kann Kleidung nicht nur gekauft, sondern auch abgegeben werden. Wichtig ist bei Letzterem, dass die Kleidung zur Jahreszeit passt – aktuell ist also Winterkleidung gesucht. Alles muss frisch gewaschen und gebügelt sein, damit es sofort auf die Kleiderständer gehängt werden kann.
Die Preise sind sehr moderat, die meisten Kleidungsstücke werden für 4 Euro angeboten. Nur für Premiumkleidung, meist Jacken, zahlen Kunden um die 20 Euro. Da das Lager sehr klein ist, gibt es zum Saisonwechsel stets einen Schluss- und Ausverkauf. Die nicht verkaufte Saisonware wird dann zu nochmals reduzierten Preisen angeboten. Alles, was danach nicht verkauft ist, holen die Johanniter ab.
Die Einnahmen müssen Miete, Versicherung, Energie und Personalkosten decken. Das hat in den letzten Jahren auch immer gut geklappt. Allerdings bereiten die steigenden Energiepreise Klusmann-Wiehe Sorgen. Das Ladengeschäft, in dem ehemals Kastendieck verkaufte, ist nicht gedämmt. So hat die Stadt vorsorglich 10.000 Euro zur Verfügung gestellt, damit alles weiterläuft.
Als Konkurrenz für die Wunstorfer Bekleidungsgeschäfte sieht sich der Kleiderladen nicht – einige Händler bringen sogar regelmäßig selbst Kleidungsstücke vorbei. Damit ist er fester Bestandteil der Innenstadt – selbst Stadtkater „Tiger“ kommt regelmäßig zu Besuch.
Dieser Bericht entstand im Rahmen eines Besuchs der „Wunstorfer Macher“ im Kleiderladen.
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