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Die ersten Wunstorfer Stolpersteine werden verlegt

12.11.2024 • Redaktion • 2 Min.Kommentare: 4

Die „Stolpersteine“ kommen: Am Donnerstag werden messingbedeckte Pflastersteine in der Wunstorfer Fußgängerzone verlegt. Anschließend wird es eine Gedenkstunde geben.

12.11.2024
Redaktion
2 Min.
Noch ist es nur rotes Pflaster – am Donnerstag werden hier auch die ersten Stolpersteine zu sehen sein | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (red). Nach vielen Jahren des Ringens um die Verlegung von „Stolpersteinen“ auf Wunstorfer Straßen, nach langem Abwägen des Für und Wider und auch heftiger Kritik ist es nun so weit: An diesem Donnerstag, den 14. November, werden die ersten Stolpersteine offiziell in Wunstorf im Boden verankert.

86 Jahre zuvor, bei den Novemberpogromen 1938, hatte die systematische Unterdrückung und Vertreibung in Deutschland ihren Anfang genommen. Auch in Wunstorf gipfelten die Geschehnisse in Deportation und Ermordung von Mitbürgern, einige Juden nahmen sich das Leben.

An das Schicksal der jüdischen Wunstorfer Familien werden die Stolpersteine erinnern, ihre Namen wieder zum sichtbaren Teil des Alltags werden. 19 Stolpersteine werden nun am Donnerstagvormittag an verschiedenen Stellen in der Fußgängerzone verlegt – vor den Häusern, in denen damals die jüdischen Familien gelebt hatten.

Ihre Namen werden sichtbar

Um 11.15 Uhr lädt der Arbeitskreis Erinnerungskultur dann gemeinsam mit dem Forum Stadtkirche alle interessierten Bürger zu einer Gedenkstunde ein: Direkt vor der Stadtsparkasse in der Langen Straße 2 wird man sich versammeln, an deren Stelle einst ebenfalls jüdische Wunstorfer wohnten. Bei schlechter Witterung wird die Gedenkstunde in der benachbarten Stadtkirche abgehalten.

Die Positionen für die Verlegung der Stolpersteine sind bereits markiert | Foto: Daniel Schneider

Gemeinsam mit Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD), der für den Rat und die Verwaltung der Stadt sprechen wird, dem die Stolpersteine verlegenden Künstler Gunter Demnig, den ebenfalls eingeladenen Mitgliedern des Wunstorfer Stadt- und Ortsrates sowie den zahlreichen Spendern und den heutigen Eigentümerfamilien der betroffenen Häuser in der Südstraße und Langen Straße wird einem würdigen Rahmen zum Abschluss der Verlegung der ersten Stolpersteine entgegengesehen.

Stolpersteine sind 10 mal 10 Zentimeter große Metalltafeln, die im Boden verlegt werden – vor Gebäuden, in denen Menschen gelebt haben, die zwischen 1933 und 1945 verfolgt, deportiert, vertrieben, ermordet oder in den Selbstmord getrieben worden sind. Die Gedenksteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. In Berlin geboren, lebt der 75-Jährige jetzt in Hessen. Er verlegt die Erinnerungsplatten meist selbst. Seit 1996 hat er mittlerweile rund 75.000 Stolpersteine in fast 1.300 deutschen Städten positioniert, außerdem in weiteren 24 europäischen Staaten.

Es wird der zweite Besuch von Gunter Demnig in Wunstorf sein: Bereits im Juni waren auf dem Gelände der Psychiatrie Wunstorf „Stolperschwellen“ verlegt worden, die an von dort Deportierte erinnern. In die Schlagzeilen waren Stolpersteine zuletzt in Seelze geraten: Dort waren die Erinnerungsobjekte aus dem Boden gerissen und teils entwendet worden.

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Kommentare


  • Grit D. sagt:

    Dass die Stolpersteine zum Gedenken an unsere jüdischen Mitbürger (OHKE Genderstern!) nicht ausschließlich Zustimmung erfahren werden, ist wohl jedem (also auch mir) klar.

    Ich begrüße diese Art der so wichtigen Erinnerung an die Opfer des Nazi-Terrors.
    Meiner Meinung nach bekommt „Nie wieder ist
    jetzt! ein für jeden sichtbares Gesicht.

    Ob mit den Stolpersteinen und deren Sinn die ewig Gestrigen erreicht werden können, würde ich mir sehr wünschen, wage ich jedoch stark zu bezweifeln.

  • Wunni sagt:

    In München wurde 2015 im Stadtrat beschlossen, dass auf öffentlichem Grund keine Stolpersteine verlegt werden. Das war das Ergebnis eines Streits mit der jüdischen Gemeinde dort, vertreten duch Charlotte Knobloch, der Chefin der Münchener Gemeinde und Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Bis dahin vorhandene Stolpersteine wurden vom öffentlichen Grund wieder abgebaut. Viele Juden sehen es wohl wie Fr. Knobloch, die mal dazu sagte, sie empfindet sie als entwürdigend, unter anderem weil Nazis auf ihnen rumtrampeln und Hunde auf sie pinkeln könnten. Später schimpfte sie im Hinblick auf die Stolpersteine über die „Gedenktäter“, die solche Steine verlegen wollten.

    • Anonym sagt:

      Ganz genau so sehe ich das auch. Wunstorf hat mit dem Mahnmal vor der Abtei bereits ein würdiges Denkmal für die jüdischen Opfer. Die Stolpersteine sind einfach entwürdigend und es gibt zahlreiche Juden und Jüdinnen, welche vehement dagegen sind. Aber deutsche Gutmenschen lassen sich davon natürlich nicht beirren und erklären am Ende noch denjenigen, welche direkt davon betroffen sind, dass sie falsch liegen. Am deutschen Wesen soll die Welt genesen – egal ob Klimahysterie, Kriegsgeilheit oder Stolpersteine.
      Diese deutsche Krankheit scheint chronisch zu sein.

    • Alexander Voigt sagt:

      Ach ja,…

      Die Münchner Ausnahme mal wieder, die immer gerne pars pro toto verallgemeinert wird, obwohl es mittlerweile Europaweit wie auch von zahlreichen Jüdinnen und Juden inklusive unzähliger Nachfahren von Holocaust-Opfern anders gesehen wird.

      Der zunehmende Antisemitismus wie Antizionismus in Europa – von „rechts“, „links“ und aus „migrantischen“ Milieus – mahnt mittlerweile deutlich dazu, im Alltag / an vielen Orten an die Shoa zu erinnern: Eine zentrale – häufig halb versteckte – „Gedenkkranz-Abwurfstelle“ – um mal das „Niveau“ von Frau Knobloch und anderen zu verwenden – genügt bei weitem nicht mehr.

      „Nie wieder!“ ist jetzt!

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