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Die große Parkplatzverwirrung: Beschwerden über zu restriktive Regelungen in Wunstorf

17.11.2021 • Daniel Schneider • Aufrufe: 4542

Petra „Pit“ Battmer hat eine Welle in den sozialen Netzwerken losgetreten: Nach einem Aufruf, gegen die neuen Parkgebührensituation in Wunstorf zu protestieren, geriet nun die Verwaltung in Zugzwang.

17.11.2021
Daniel Schneider
Aufrufe: 4542
Kurzzeitparken in der Nähe des Nordwallparkplatzes | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Die Aufstellung von Parkscheinautomaten für nur 2-3 Parkplätze hat bereits für Irritationen und Kopfschütteln gesorgt – nun jedoch wächst der Unmut auch über die neuen Regelungen bezüglich der Höchstparkdauer auf manchen Parkplätzen. Denn auf den jüngst zu kostenpflichtigen Parkbuchten umgewandelten Kurzzeitparkplätzen an den Straßenrändern der Altstadt kann seitdem nur noch maximal eine Stunde geparkt werden – zuvor waren es meist 2 Stunden gewesen. Ein Grund für die Änderung ist, dass man Langzeitparker und Parkplatzsuchverkehr aus der Innenstadt verdrängen und zum Nutzen der kostenlosen, aber weiter entfernten Plätze animieren möchte. Im Gegenzug sollen diejenigen, die nur eine schnelle Besorgung machen möchten, stets einen freien Parkplatz in der Nähe finden.

Ob die Neuregelung den Parkplatzsuchverkehr verhindert, lässt sich so kurz nach Einführung der Gebührenpflicht noch nicht beurteilen. aber es lassen sich im Einzelnen tatsächlich schon Verdrängungseffekte beobachten: Autofahrer fahren die Parkplätze an, steigen aus dem Wagen, wollen ein Parkticket lösen – und steigen dann wieder ein und fahren weiter. Nicht etwa, weil die 50 Cent pro halbe Stunde zu teuer waren. Sondern weil die Höchstparkzeit bei einer Stunde liegt. Mit mehr als einem Euro auf einmal lassen sich die Automaten nicht füttern. Das ist kein Einzelfall, sondern kam wiederholt vor. Geparkt wird dann tatsächlich auf anderen Parkplätzen weiter entfernt.

Kann man in Wunstorf nur noch maximal eine Stunde auf den Parkplätzen stehen?

Petra „Pit“ Battmer, Einzelhändlerin in der Altstadt, die die aktuelle Debatte mit einem Facebook-Posting ins Rollen gebracht hat, berichtet jedoch auch von Kunden, die ihre Einkäufe abbrechen, weil das Parkticket abzulaufen droht – offenbar, weil auf Ein-Stunden-Parkplätzen geparkt wurde. Im Zuge des Aufrufes von Battmer, gegen die Ein-Stunden-Regelung bei der Stadt zu protestieren, entstand allerdings einige Verwirrung: Viele schienen nun gar nicht mehr zu wissen, wo, wann und wie lange noch in Wunstorf geparkt werden kann. Mancher ging davon aus, dass nun auch auf den großen Wunstorfer Parkplätzen nur noch eine Stunde geparkt werden könne, andere vermuteten 2 Stunden Höchstparkdauer.

Aufruf Parkzeitenprotest
Aufruf gegen kurze Höchstparkzeiten | Screenshot: Auepost

Die Stadt sah sich nicht nur wegen der tatsächlich eintreffenden Beschwerden, sondern auch der vielen Rückfragen heute veranlasst, eine erklärende Pressemitteilung herauszugeben, um den kursierenden Fehlinformationen und Halbwahrheiten entgegenzutreten. Denn auf den größeren Parkplätzen hat sich aktuell gar nichts verändert: Am Nordwall oder Alten Markt wurden lediglich bereits im Frühjahr die Parkgebühren erhöht und die Gebührenpflicht zeitlich leicht ausgedehnt. An der zulässigen Parkdauer änderte sich dadurch nichts.

Auf allen gebührenpflichtigen Parkplätzen der Kernstadt kann für 50 Cent pro halbe Stunde geparkt werden. Die Parkdauer ist auf den Parkplätzen mit einer Zufahrt nicht begrenzt. Nur auf den straßenbegleitenden Parkplätzen beträgt die Höchstparkdauer eine Stunde. Die Parkgebührenpflicht besteht grundsätzlich nur werktags, von Montag bis Freitag, zwischen 9 bis 16 Uhr. Samstags und sonntags kann ganztägig kostenlos geparkt werden.

Zentrumsnahe Parkplätze gesucht

„Der Parksuchverkehr soll minimiert und die Erreichbarkeit der Einzelhändler und Ärzte in der Innenstadt verbessert werden“, schreibt die Stadt: Das kann jedoch nur mittelbar funktionieren, wenn man die Parkplatzbelegungen insgesamt betrachtet, denn eine Stunde Höchstparkdauer reicht bereits für einen Arztbesuch oftmals nicht aus.

Bürgermeister Carsten Piellusch sagte im Gespräch mit der Auepost, dass man nicht auf der Ein-Stunden-Regelung beharren werde – man werde aber auch keine übereilten Korrekturen am Konzept vornehmen. Wenn sich bei der Evaluation aber ergebe, dass die aktuellen Regelungen nicht zum gewünschten Ziel führen, dann würde das Konzept selbstverständlich modifiziert. „Dann ändern wir das“, so Piellusch. Allen sei daran gelegen, dass der Innenstadt geholfen werde.

„Dann ändern wir das“

Bürgermeister Piellusch

Das dreigeteilte System greife mit seinen Bestandteilen ineinander: Kostenlose Parkplätze, kostenpflichtige zentrumsnähere Parkplätze – und Kurzzeitparkplätze. Die kostenlosen sollen von den in der Stadt Beschäftigten genutzt werden, die kostenpflichtigen Großparkplätze von Kunden für längere Einkäufe und Cafébesuche – und die neuen Kurzzeitparkplätze an den Straßenrändern bleiben für eine schnelle Erledigung frei. Das war der Plan, den auch der Gutachter empfohlen hatte, und dem Verwaltung und Stadtrat gefolgt waren. Auch eine Verzerrung der Diskussion sei zu berücksichtigen: Zufriedene Parkplatznutzer, die von den neuen freien Kurzzeitparkplätzen profitierten, würden sich natürlich nicht zu Wort melden, hieß es aus der Stadtverwaltung.

Weniger bezahlen im Advent

Um zu beurteilen, ob sich die gewollten Effekte tatsächlich ergeben, wird jedoch eine entsprechende Datengrundlage benötigt. Die sollte ursprünglich Ende 2022 bereitstehen, wird nun aber vorgezogen: Die Evaluation der Maßnahmen soll bereits zum Juni 2022 stattfinden. In der Zwischenzeit sollen die Informationen über das Parken in Wunstorf verbessert werden, etwa auch durch die Anfertigung einer Parkkarte. Außerdem wird kurzfristig das Adventsparken reaktiviert, um den örtlichen Händlern entgegenzukommen: Während der Adventswochenenden wird freitags bereits ab 12 Uhr kostenlos geparkt werden können. Für die Stadt ist das eine zweischneidige Maßnahme, die zwar durch einen Ratsbeschluss von 2004 gedeckt ist, aber zu nicht geringen Einnahmeausfällen in der Parkraumbewirtschaftung führt.

Parken in Wunstorf
Parkplatzarten in Wunstorf | Bild: Stadt Wunstorf

Der Hauptunterschied zwischen den gebührenpflichtigen Parkplatzarten ist derzeit allerdings neben der Höchstparkdauer auch noch die Bezahlmöglichkeit: Während an den bisherigen Parkscheinautomaten auch „Handyparken“ per App möglich ist, sind die neu aufgestellten Parkscheinautomaten an den Kurzzeitparkplätzen noch nicht mit dieser Möglichkeit gekennzeichnet – Zonencodes bzw. Aufkleber fehlen. Langfristig soll das App-Parken aber auch auf diesen Parkbuchten möglich sein, teilte Stadtsprecher Alexander Stockum auf Nachfrage der Auepost mit. Bei einigen Anbietern wie z. B. Easypark sei eine entsprechende Einbuchung bereits jetzt möglich. Die übrigen Anbieter sollen in Kürze folgen. App-Parken wird somit demnächst flächendeckend verfügbar sein.

Anlass der Neuordnung war ein von der Stadtverwaltung in Abstimmung mit dem Ortsrat Wunstorf in Auftrag gegebenes Gutachten zur Parkraumbewirtschaftung. Im Gutachten wurden die Überprüfung und Auslastung der vorhandenen Parkflächen und Vorschläge für eine bessere Auslastung der vorhandenen Parkflächen erarbeitet. Empfehlungen aus dem Gutachten wurden im Sommer 2020 vom Rat der Stadt Wunstorf beschlossen und im Zuge der Neuordnung umgesetzt. Dazu gehört auch der Beschluss der geänderten Parkgebührenordnung durch den Rat der Stadt Wunstorf im März 2021 und die Aufstellung der Parkscheinautomaten Ende Oktober dieses Jahres.
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Kommentare


  • Birgit Winkler sagt:

    Warum gibt es so wenige parkmöglichkeien für e Autos. In Hannover darf man 2 Stunden umsonst parken. In neustadt auch. Warum ist das hier nicht auch möglich

    • Marc H. sagt:

      Warum gibt es nur wenige Parkmöglichkeiten für E-Autos? Ein E-Auto kann auch auf jedem normalen Parkplatz für konventionelle Autos parken. Oder müssen es unbedingt Parkplätze mit Ladesäule sein, die dann von normalen Autos nicht mehr benutzt werden dürfen?
      Es kann niemand was dafür, dass E-Autos nur eine geringe Reichweite haben und bei jeder Gelegenheit geladen werden müssen. Und selbst wenn es solche Parkplätze gäbe, dann wäre es nur richtig und fair, die Parkgebühren bei den Ladekosten wieder mit aufzuschlagen.
      Aber warum sollten E-Autos kostenlos parken dürfen? Wer sich ein E-Auto leisten kann, der kann sich doch auch locker die Parkgebühren leisten.

  • Basti g. sagt:

    Wunstorf ist echt lächerlich ! In der Fußgängerzone sind Geschäfte die Steuern bezahlen wenn diese aber durch parkplatzmangel keine Kunden mehr haben gibt’s keine Steuern mehr ist doch logisch aber das verstehen die hohen wunstorfer wohl nicht ! Stattdessen geben die Millionen(steuergelder von den geschäften) für parkscheinautomaten aus das noch weniger Leute in die Stadt gehen irgendwie doof oder

    • Dieter Bückmann sagt:

      Nun ja, was soll man dazu sagen bzw. schreiben? Ich hab nur eine Antwort.

      Wer wählt sowas.

      Geliefert wie bestellt!

      • Marc H. sagt:

        Da müßte man sich dann allerdings schon bei den Leuten beschweren, die bei den Kommunalwahlen in Niedersachsen 2016 den Stadtrat gewählt haben, denn die neue Parkplatzregelung wurde schon vor über einem Jahr beschloßen und jetzt erst umgesetzt. Allerdings wird wohl auch der neue Stadtrat hinter dieser Regelung stehen, da damit zum einen der „Parkplatzsuchverkehr“ eingedämmt werden soll, denn wo es keine kostenlosen Parkplätze gibt, muss man auch nicht wie verrückt da nach suchen.
        Und zum anderen wird mit den Parkgebühren die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge (Strabs) mitfinanziert – was durchaus fair ist, denn die Straßen werden von allen benutzt, also warum soll deren Ausbau von den Anliegern finanziert werden, für die es teilweise eine nicht unerhebliche finanzielle Belastung darstellt?! Wenn die Parkgebühren damit einfliessen, zahlt jeder Bürger der die Straßen mit dem Auto benutzt auch für deren Ausbau mit – da haben alle von. Das ist doch durchaus im Sinne der Gemeinschaft und der Demokratie.
        Und die Parkautomaten haben auch nicht Millionen gekostet, wie Basti G. schreibt (er übertreibt gern) sondern nur 100.000€ (4.000€ pro Stück) – sie haben sich also in noch nicht einmal einem Jahr selbst finanziert – und ab da fließt dann alles an Parkgebühren mit in den Ausbau der Straßen und kommt somit dem Allgemeinwohl wieder zu Gute. Und das ist doch ne tolle Sache.

  • Dieter Bückmann sagt:

    Wenn ich nach Wunstorf fahre um einen Tag durch die Geschäfte zu bummeln und einige Sachen kaufe, dann zahle ich als Nicht Wunstorfer also für die Abschaffung der Strabs.
    Aber ich zahle bereits KFZ Steuer, Haftpflichtvers.-Steuer, Mineralölsteuer und darauf noch MEHRWERTSTEUER ( Woraus der Mehrwert besteht erschliesst sich mir einfach nicht ) welche auf die vorherigen Steuern aufgeschlagen werden. Das ist Einmalig Weltweit, gibts nur in Schland! Dazu kommen meine Einkäufe in Wunstorf, das sollte reichen denke ich.
    Warum hält keiner diese Politiker auf, die mit dem vom Steuerzahler erpressten Geld wahllos um sich werfrn, allerdings nicht in Schland. Nehmt ihnen das Scheckbuch weg!

  • Wunni sagt:

    Bleibt zu hoffen, dass sich immer mehr Ärzte, Apotheken und Dienstleister, wie Friseure u.ä. bei den großen Gewerbe- und Einkaufsflächen am Stadtrand ansiedeln. Da gibt’s kostenlose Parkmöglichkeiten zu Hauf. Keiner will mehr wirklich in die Innenstadt, wo einen der Büttel ständig drangsaliert und abkassiert.

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