Wunstorf (ds). „Die Messe ist eröffnet“, rief Schulleiterin Helga Radtke um 8.50 Uhr am heutigen Morgen von der Bühne der Aula der Otto-Hahn-Schule, und der Begriff ist keine Übertreibung: Aula und Umgebung in der Wunstorfer Haupt- und Realschule haben sich für heute tatsächlich in ein richtiges Messegelände transformiert: In auffallender Zahl präsentierten sich Firmen und Organisationen, die Ausbildungsplätze anbieten und Informationen zu Berufen geben. Nicht wenige Schüler hoffen, vielleicht direkt heute einen Ausbildungsvertrag zu ergattern – und die Firmen hoffen auf engagierten Nachwuchs.
Kaffeeduft erfüllt das Gebäude und unterstreicht den Messecharakter, die Firmenvertreter haben sich bereits mit Getränken eingedeckt. Die Aulabühne ist zur Catering-Station umfunktioniert. Mit Laufzetteln ausgestattet, besetzen die ersten Schülergruppen die Plätze an den Tischen der einzelnen Unternehmen. Jede Station soll einmal absolviert werden, damit die Schülerinnen und Schüler einen umfassenden Eindruck vom Berufsangebot erhalten. In drei Gängen in der Aula haben sich die Firmen aufgebaut, auch im Korridor, auf dem Schulhof und auf dem Parkplatz sind Bereiche für die oberen Jahrgänge reserviert und informieren Firmen über ihre Arbeit – „Durchgang nur für Berufsmesse“ weisen Schilder den abgesperrten Bereich aus. Bis zum Nachmittag werden alle Klassen der Jahrgänge 9 und 10 von Haupt- und Realschule die jeweiligen Firmen näher kennengelernt haben.
Viele bekannte Akteure aus den vergangenen Jahren sind wieder dabei, unter anderem auch Wunstorfer Bauverein und die Bundeswehr. Ganz wichtig seien die Handwerksberufe, sagte die Schulleiterin, vermisste in diesem Jahr jedoch das Tischlerhandwerk. Neu hinzugekommen sind dafür etwa der Automobilzulieferer Valeo, der Medizintechnikhersteller K-Implant oder der Logistiker HAVI. Auch die Industrie- und Handelskammer ist mit einem Stand vertreten.
„eine ganze Menge von Traumberufen“
Zur Eröffnung waren Bürgermeister Carsten Piellusch und Ortsbürgermeister Silbermann gekommen. Silbermann, im Beruf Fahrschulinhaber, berichtete, dass er während der Fahrstunden die Schüler oft frage, was sie werden wollten. Die meisten wüssten darauf noch keine Antwort. Hier auf der Messe der Otto-Hahn-Schule zeige sich nun „eine ganze Menge von Traumberufen“, so Silbermann.
Erster Konrektor Steffen Walther konnte ad hoc gar nicht sagen, die wievielte Ausbildungsmesse es heute ist – so sehr steckt die Veranstaltung bereits in der DNA der Schule. Trotz der Routine: Das versammelte Angebot der Berufsmöglichkeiten nannte auch der Konrektor immer wieder beeindruckend.
Kontaktbereichsbeamtin Stephanie Hackmann vom örtlichen Kommissariat bezog mit einer Kollegin für die Polizei ebenfalls wieder einen Stand in der Aula. Dabei kann die Landesbehörde den Otto-Hahn-Schülern nur begrenzt Angebote machen – für den Polizeidienst wird mindestens Fachhochschulreife benötigt. Realschülern, die sich bewerben, bleibt der direkte Einstieg damit versagt, sie haben jedoch die Möglichkeit, sich im Rahmen eines Praktikums auf die Fachhochschulreife vorzubereiten. Die Realschüler hätten später dann gegenüber den übrigen Polizeischülern den Vorteil, „schon ein Jahr Streifenwagen mitgefahren zu sein“, berichtet Hackmann.
Hackmann selbst war noch mit Mittlerer Reife auf die Polizeischule gegangen, bevor kurz darauf in den 1990er Jahren in Niedersachsen die Polizeiausbildung akademisiert wurde. Seitdem werden vor allem Abiturienten gesucht, die Ausbildung ist studienbegleitend ausgelegt. Damals sei man noch eine bunte Mischung aus Haupt- und Realschülern sowie Abiturienten gewesen, so die Polizistin, die heute zwei Sterne auf den Schulterklappen trägt.
Nichtsdestoweniger stößt der Stand der Polizei – neben jenem der Bundeswehr – stets auf großes Interesse der Schülerinnen und Schüler. Das griff auch Bürgermeister Piellusch direkt auf, als er im Rahmen seiner Grußworte mit Blick auf die übrigen Firmen angesichts der Polizeipräsenz sagte: „Sie werden heute einen harten Job haben.“
Dass Otto-Hahn-Schüler auch akademische Berufe ergreifen, dafür steht Wunstorfs Bürgermeister persönlich, was er heute nicht unerwähnt ließ: Piellusch hatte einst an der Otto-Hahn-Schule die Mittlere Reife abgelegt, bevor er ans Hölty-Gymnasium gewechselt, das Abitur gemacht und schließlich Jura studiert hatte. Später hatte er als Richter und für die Landesregierung gearbeitet, bevor er als Verwaltungsexperte Erster Stadtrat in Wunstorf und schließlich dessen Bürgermeister wurde. Mit der Universität Hildesheim unterhält die Schule eine Kooperation, wie Schulleiterin Radtke anmerkte.
Der Termin der nächsten Messe an der Otto-Hahn-Schule steht bereits fest: am 18. September 2024 werden die Folgejahrgänge die Gelegenheit zur Berufsorientierung haben.
Ja, das der Besuch im BIZ jemals irgendwem geholfen hat, wage ich auch zu bezweifeln. Stiftet eher Verwirrung. Das Thema hatte die Aussteller tatsächlich auch viel unter einander bei der Messe.
Ich finde es toll, dass sowas geboten wird. Viele wissen in dem Alter nicht wohin mit sich und ich hätte mir das damals gewünscht. Bei uns gab es nur den obligatorischen Besuch im BIZ, der überhauptnicht geholfen hat.