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Milzbrand-Verdacht: Gelände am Ende der Langen Straße wird auf Altlasten untersucht

03.03.2023 • Redaktion • Aufrufe: 4227

In der kommenden Woche werden Spezialisten in Schutzanzügen an der Langen Straße zu sehen sein: Auf einem für Neubebauung vorgesehenen Areal könnten vor 100 Jahren infektiöse Sporen in den Boden gekommen sein – und auch heute noch eine Gefahr darstellen.

03.03.2023
Redaktion
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Im Gebäude werden Milzbrandsporen als Altlast vermutet | Foto: Malte Süß

Wunstorf (red). Zuletzt war in dem historischen Gebäude in der Langen Straße 93 eine Polsterei und Möbelwerkstatt – die Firma Pelz – ansässig, doch das bekannte Haus an der Ecke von Langer und Haster Straße, direkt am Knick der B442, hat eine viel ältere Geschichte. In den vergangenen Jahren stand es leer, nachdem der Möbelbetrieb ausgezogen war, und nun soll das Bauwerk weichen für ein Neubauprojekt.

Doch auf dem Areal war bis Mitte der 1930er Jahre eine Gerberei ansässig, in der im Rahmen der Lederproduktion tierische Häute und Felle verarbeitet wurden. Es gibt Hinweise darauf, dass es damals infolge des Betriebs auch zu Milzbranderkrankungen gekommen war – eine einst im Umfeld von Gerbereien gehäuft auftretende Infektionskrankheit, die durch Bakterien verursacht wird, die meist von Paarhufern übertragen wurden. Bei dem Kontakt mit den tierischen Stoffen konnten sich auch Menschen infizieren.

Der Kontakt mit Milzbrandsporen kann beim Menschen zu lebensbedrohlichen Krankheitsbildern führen. Ursache ist das Gift, das das Bakterium „Bacillus anthracis“ bei einer Infektion produziert. Milzbrand, auch unter dem englischen Begriff Anthrax bekannt, wurde wegen seiner tückischen Merkmale auch als biologischer Kampfstoff eingesetzt. Nach einem Unfall in den 1970er Jahren in einer sowjetischen Waffenproduktionsanlage wurden über 100 Menschen getötet und Zehntausende gefährdet.

Im Rahmen einer historischen Recherche im Vorfeld der geplanten Baumaßnahmen ließ sich nicht ausschließen, dass Milzbrandsporen aus der damaligen Zeit eventuell noch in Teilbereichen des Areals im Boden enthalten sind. Auch nach Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten können die Bakterien noch aktiv sein und eine Milzbrandinfektion auslösen. Deswegen werden in der Woche ab dem 6. März auf dem Grundstück und vor allem in den bestehenden Gebäuden, aber auch in den angrenzenden Bereichen des Grütte-Grabens und der Graben-Aue, Bodenproben entnommen, um sie im Labor auf den Erreger untersuchen zu können.

Mitarbeiter mit Atemschutz, keine Gefahr für Anwohner

Die Probenentnahmen werden von einem auf Altlasten spezialisierten Ingenieurbüro begleitet und wurden im Vorfeld mit dem Fachbereich Umwelt, Team Bodenschutz der Region Hannover sowie dem Gewerbeaufsichtsamt abgestimmt. Die Beschäftigten werden die Arbeiten in Schutzkleidung und womöglich auch unter Atemschutzmasken vornehmen. Das Gelände ist während der Arbeiten abgesperrt.

Die Schutzmaßnahmen dienen vor allem der Vermeidung von Hautkontakt mit den womöglich vorhandenen Milzbrandsporen. Außerhalb der abgesperrten Bereiche besteht keine Gefährdung für die Öffentlichkeit, Passanten oder Anwohner müssen sich keine Sorgen über eine Kontaminierung machen, teilte die Stadtverwaltung heute mit. Vor, während und nach der Probenentnahme bestehe keine Gefahr für andere. Die Sicherheitsvorkehrungen seien allein vorbeugender Schutz für das Fachpersonal.

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Kommentare


  • Lydia Bertani sagt:

    Klingt wie ein kreativer Trick, über angebliche Fürsorge öffentliche Gelder locker zu machen, um den Abriss zu finanzieren, um dort in Bälde Immobilienprojekte zu starten.
    Wenn es um Anthrax geht, könnte man das auch jedem alten Bauernhof mit ehemaliger Rinderhaltung wie Friedhöfen, auf denen die Opfer begraben wurden, unterstellen.
    Wenn die Gerberei seinerzeit kontaminiert war, dann ist es mit Sicherheit auch die historische Wallanlage hinter der Schlobbenriede, die gesamte Südaue wie Aue wie deren Überschwemmungsgebiete flussabwärts bis zur Weser. Viel Spaß beim baggern! Kleinigkeit!
    Aber vielleicht ist es ja auch ein Spezial-Immobilien-Milzbrand, der gern zuhause geblieben ist und sich überaus freundlich allein auf das Grundstück der ehemaligen Gerberei beschränkte.

  • Lydia Bertani sagt:

    Aus Wikipedia;
    „Bei der Altlastenuntersuchung von Altstandorten der Lederindustrie gelten diese als potentiell milzbrandkontaminiert. Bei einem entsprechenden Forschungsvorhaben[23] konnten in Deutschland in Einzelfällen auch noch über 40 Jahre nach Betriebsschließung virulente Milzbrandsporen nachgewiesen werden. Allerdings sind nach diesen Erhebungen keine Fälle einer Erkrankung an Milzbrand bei Mensch oder Tier wegen eines Kontaktes mit entsprechenden Altlastmaterialien bekannt. “

    in der ehemaligen Gerberei sind es dann keine 40 Jahre, sondern knapp 100 Jahre….aber wenn es Kohle bringt….

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