Wunstorf/Belgrad (ds). Genau einen Monat ist es nun her, dass Ralf Völkers von Wunstorf aufgebrochen ist, um die Welt mit dem Fahrrad zu bereisen. Er ist glücklich, inzwischen in Serbien angekommen zu sein.
Nach seinem zweitägigen Aufenthalt in Budapest war Völkers am Mittwoch vor einer Woche wieder aufgebrochen. Schon zu diesem Zeitpunkt lagen die Temperaturen um 30 Grad. Die weitere Fahrt durch Ungarn gestaltete sich entsprechend schweißtreibend. Nicht immer wählte er daher die teils schlecht befestigten Radwege – sondern fuhr auch öfters Landstraße und wäre dabei beinahe unter die LKW-Räder gekommen: denn viele Lastwagenfahrer scheinen sich dort um keine Geschwindigkeitsbegrenzungen zu kümmern.
Die restliche Strecke durch Ungarn bot noch manche Überraschung: So wurde etwa auf den Straßenschildern deutlich, dass nicht nur das Deutsche reich an Wörtern mit Umlauten ist – und „Erholungsgebiet“ auf Ungarisch fast wie Toilettenpapier von Ikea klingt.
Auch der Radweg selbst bot eine echte Überraschung: Teile des Europaradwegs Nr. 6 in Ungarn waren nichts weiter als eine angedeutete Spurrille in der Wiese am Straßenrand. Und Völkers traf auf deutsch sprechende Dorfbewohner: In einer kleinen Ortschaft wird Völkers gleich mehrfach auf Deutsch angesprochen.
Nach der Fahrt durch malerische Städte, Wiesen und Wälder, immer weiter grob am Donauradweg entlang, wird am 24. Mai die Grenze zu Serbien und damit das 6. Reiseland erreicht. Gleichzeitig hat Ralf Völkers damit das Gebiet der EU verlassen – noch ist Serbien nur Beitrittskandidat.
Auch in Serbien folgt der Wunstorfer weiter grob dem Donauradweg, durch viele schöne Gegenden. Die Donauauen sind „verwunschen schön“, sagt er im Telefonat mit der Auepost. Und er flucht über die Radwege, die meist aus Betonplatten bestehen und alles andere als komfortabel zu befahren sind. Dazu kommt der Gegenwind und die weiterhin pralle Sonne. Außerdem plagen ihn seit einigen Tagen die vielen Mücken.
Die Straßenschilder sind nun meist auf Kyrillisch geschrieben, der offiziellen Schrift in Serbien. Am vergangenen Wochenende kommt Völkers dann in Novi Sad an, Serbiens zweitgrößter Stadt. Danach geht es direkt weiter nach Belgrad. Seitdem wird die Topographie auch wieder gebirgiger, teilweise kämpft Völkers mit 8 Prozent kontinuierlicher Steigung.
„Immer denkt man, hinter der nächsten Kurve geht’s bergab, aber leider geht’s noch ein Stückchen weiter bergauf.“ Ralf Völkers
Und auch in Serbien scheinen Verkehrsregeln manchmal eher auf dem Papier zu bestehen. Auf dem Weg nach Belgrad sieht er vollgesperrte Straßen, was aber niemand weiter zu interessieren scheint.
Anfang der Woche ist dann die serbische Hauptstadt erreicht. Statt in Zelt in Wald und Wiese und Mehrbett-Privatquartieren auf den Dörfern gibt es nun wieder ein komfortables Hostel als Übernachtungsmöglichkeit. In Belgrad wird erst einmal längere Station gemacht und die Urbanität genossen. Zwei Tage Pause gönnt sich Völkers und findet dabei viele „richtig nette Ecken“. Das Hostel ist klasse, die Menschen freundlich und zuvorkommend.
Guten Mutes bricht Völkers schließlich wieder auf, um weiter durch Serbien zu strampeln. Die Tour geht durch ärmliche, aber auch noble Landstriche. Und immer wieder taucht Skurriles auf, etwa eine Straße, die plötzlich in einer Bahnstrecke mündet. Völkers sieht „Schönheit“, aber auch „sozialistischen Schrott“. Nicht gemeint sind damit die Fićo-Oldtimer: jugoslawische Kleinwagen aus den 60er Jahren, die noch immer zahlreich in Gebrauch sind.
Das Thermometer zeigt inzwischen 35 Grad an, der Gegenwind ist geblieben, und auch der schlechte Straßenzustand. Teilweise schafft Ralf Völkers selbst auf gerader Strecke deswegen nur 10 Km/h. Aber die Steigungen werden immer mehr. Denn nun geht es durch das „Eiserne Tor“, den Donaudurchbruch, der den Grenzverlauf zu Rumänien markiert. Das bedeutet nun auch wieder richtige Berge – und Völkers Motivation sinkt drastisch.
„Gestern war ich schon so weit, dass ich echt gedacht habe, das nützt doch alles nix mehr, jetzt hauste in den Sack.“Ralf Völkers
Nach einem guten Frühstück sind die Zweifel aber meist verflogen – und weiter geht’s. Gestriges Ziel war die Stadt Golubac mit der berühmten Festung. Gefahren wird aktuell weiter auf der serbischen Seite, doch Rumänien ist immer schon in Sichtweite.
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