Hannover (red). Nun ist es offiziell: Die Osterferien dauern dieses Jahr quasi 4 Wochen. Ab Montag findet kein Unterricht mehr statt in Niedersachsens Schulen, um die Verbreitung von SARS-CoV-2 zu verzögern. Eigentlich hätten die Osterferien erst am 30. März begonnen. Bereits gestern hatten sich die Hinweise verdichtet, dass es zu diesem Schritt kommen würde, viele Medien hatten fälschlicherweise jedoch die Entscheidung bereits als getroffen dargestellt. Diese fiel aber erst am Freitagvormittag.
In der Landespressekonferenz stellten Ministerpräsident Weil, Gesundheitsministerin Reimann und Kultusminister Tonne die Maßnahmen vor, mit denen Niedersachsen die SARS-CoV-2-Verbreitung handbaben will. Dazu zählt auch die Unterbrechung des Schulbetriebs und der Kinderbetreuung ab Montag, den 16. März. Auch Kindertagesstätten bleiben geschlossen. Für Ausnahmefälle, in denen eine Betreuung unumgänglich ist, wird eine Notbetreuung in Form kleiner Gruppen eingerichtet. Diese ist für „systemerhaltende Berufsgruppen“ wie Ärzte, Pflegekräfte, Polizisten etc. gedacht. Für Härtefälle gibt es darüber hinaus keine Begrenzung auf eine bestimmte Berufsgruppe.
Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sagte Ministerpräsident Weil, doch in den kommenden 4 Wochen bestünde eine besondere Chance zur Eindämmung. Es komme in Italien, Frankreich und Österreich zu einer extrem dynamischen Entwicklung, und auch die Infektionszahlen in Niedersachsen seien innerhalb eines Tages von 75 auf 129 gestiegen. Zum Zeitpunkt der Pressekonferenz waren bereits 173 Fälle bekannt, Wunstorf verzeichnete seinen ersten Fall am gestrigen Donnerstag. Das Ziel sei nun, eine weitere Ausbreitung zu verlangsamen, auch mit drastischen Maßnahmen das Virus „einzubremsen“ und die Dynamik zu brechen. Leben zu retten rechtfertige auch Einschnitte, sagte Weil weiter. Es ginge um Zeitgewinn für Vorbereitungen, die Chance zu nutzen, einen milderen Verlauf der Epidemie zu erreichen. Ältere und chronisch Kranke hätten einen Anspruch darauf, dass man sie schütze. Das deutsche Gesundheitssystem habe eine realistische Chance, damit fertigzuwerden. Vier Fünftel der Betroffenen würden nach wissenschaftlicher Einschätzung einen milden Verlauf haben oder die Infektion gar nicht bemerken, ein Fünftel jedoch mit schweren Verläufen konfrontiert sein bis hin zu Intensivfällen.
Gesundheitsministerin Reimann sagte, man stehe vor einer großen Herausforderung, einer Situation, für die es so kein Beispiel gebe. Ein Höchstmaß an Umsicht, Rücksicht und Solidarität sei erforderlich. Es wurde angewiesen, alle Veranstaltungen über 100 Personen abzusagen und bei allen übrigen die Notwendigkeit sorgfältig zu prüfen. In den Gesundheitseinrichtungen wurde eine getrennte Versorgung Infizierter und Nichtinfizierter vorbereitet. Geplante Operationen werden verschoben, um Kapazitäten für Akutfälle bereitzuhalten. Auch wenn das Gesundheitssystem eines der besten wenn nicht gar das beste der Welt sei, so stehe es vor einem Stresstest, so die Ministerin. Sie appellierte an alle, auf Sozialkontakte zu verzichten, lieber zu telefonieren als sich auf einen Kaffee zu verabreden – und bereits ab diesem Wochenende lieber auf dem Sofa zu Hause zu bleiben.
„Bleiben Sie mit einem guten Buch oder Film auf dem Sofa zu Hause“
Nieders. Gesundheitsministerin Carola Reimann
Der Unterricht in Schulen und die reguläre Kinderbetreuung soll somit frühestens wieder nach dem 18. April beginnen. Nur Abiturienten sollen bereits zum 15. April wieder in die Schulen dürfen. Nachteile sollen den Schülern durch die Situation bezüglich Prüfungsleistungen nicht entstehen. Auch eine entsprechende Verkürzung von Sommer- oder Herbstferien ist derzeit nicht geplant. Man gehe davon aus, dass sich die jetzigen zwei Wochen des Unterrichtsausfalls kompensieren lassen, ohne dass Veränderungen in den sonstigen Abläufen benötigt werden, sagte der Kultusminister.
UPDATE 14.40 Uhr:
Soeben auch im Liveticker in N3 von der Schließung sämtlicher Kitas ab Montag gelesen +die dazugehörigen Inhalte.
Erzieherinnen und deren wenigen männlichen Kollegen sind gekniffen, sollten sie nicht ‚ratzfatz‘ Kurzarbeitergeld bekommen.
Bei der miesen Entlohnung werden die Reserven -insofern überprüft Rücklagen gebildet werden konnten- nicht zur Überbrückung reichen.
Und die Betreuungspersonen der Kinder -zumeist die Mütter (wenige Väter)- sind durch die Schließung so richtig gear***.
Wie die das wuppen sollen: keinen blassen Schimmer…
Diese Meldung hatte ich bereits direkt nach deren Veröffentlichung im N3-Liveticker gegen 10.30 Uhr gelesen und im Artikel zum ersten Fall Wunstorf kommentierte, so dass hier den Platz anderen Leserinnen und Lesern, die sich äußern wollen, überlassen werde.
Eine Anmerkung sei mir erlaubt:
Ob ich meine für kommenden Dienstag geplante Reise ins Hessische unter den derzeit gegebenen Bedingungen antreten werde, mache ich von der weiteren Entwicklung abhängig.
Denn so lange, wie meine Zielregionen dort nicht offiziell zu Risikogebieten erklärt werden, bleibe ich auf den bereits investierten Kosten sitzen.
Und 400 € sind für eine hohe, sehr hohe Summe, die ich das letzte Jahr über angespart habe.
Also das allseits angeratene: dranbleiben und sehen, was sich weiterhin tun wird…