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Stadt sperrt Badeinsel, Straßen und Parkplätze über Ostern

31.03.2021 • Achim Süß • Aufrufe: 2175

Ostern in Steinhude wird dieses Jahr ohne Tagestourismus stattfinden – und wer abends in Wunstorf „Party macht“, bekommt eine Anzeige …

31.03.2021
Achim Süß
Aufrufe: 2175

Mit der Sperrung der Badeinsel zu Ostern will die Stadt den befürchteten Touristenansturm verhindern. Wie der beliebte Anziehungspunkt werden auch die Zufahrtsstraßen und Großparkplätze komplett gesperrt. Die Polizei will „sehr präsent“ sein, um die Corona-Verordnung des Landes mit dem sogenannten Ansammlungsverbot durchzusetzen. Das gilt auch für die Kernstadt. Bürgermeister Rolf-Axel Eberhardt: „Wunstorf agiert diesmal.“

Steinhuder Meer verboten

Der Zutritt zum Steinhuder Meer wird untersagt | Graphik: Auepost

Wunstorf (as). „Stärker und härter“ als bisher wollen Stadt und Polizei an diesem Osterfest jeglichen Tagestourismus unterbinden – so wie es die brandaktuelle Verordnung der Regierung Weil verlangt. Der Bürgermeister, sein allgemeiner Vertreter Carsten Piellusch und Polizeichef Thomas Broich erläuterten am Mittwochvormittag ein abgestimmtes Konzept, um jegliche Ansammlung von Menschen vor der Entstehung zu verhindern. Die Regelungen fußen auf den Erfahrungen der vergangenen Monate, vor allem der Sommerzeit, aber auch der zurückliegenden warmen Tage. Am Dienstag, so Broich, habe es überraschend etliche Einsätze in Steinhude gegeben. Der Ort sei „erschreckend voll“ gewesen. „So voll wie im Sommer“, berichtete der Erste Hauptkommissar.

Alles geschlossen

Broich, Eberhardt und Piellusch setzen ausdrücklich auf die Vernunft der Menschen. Die Appelle der Bundeskanzlerin und der Landesregierung seien angebracht und richtig. Eberhardt wörtlich: „Ich bitte alle Tagestouristen, Steinhude zu Ostern nicht zu besuchen und das Ansammlungsverbot ernst zu nehmen.“ Vor allem an mögliche Besucher aus Nordrhein-Westfalen richtet sich sein Appell, weshalb die Nachrichten von den Sperrungen auch über den Verkehrsfunk kommuniziert werden sollen. „Die sollen bitte nicht kommen“, mahnt Eberhardt. Die Lokale seien geschlossen, die Schifffahrt eingestellt, und nun werde es zu Ostern massive Sperren geben. Auf und an der Badeinsel wird der Sicherheitsdienst verstärkt, und die Straßensperrungen werden weit vor den möglichen Ausflugszielen mit Hinweistafeln angekündigt.

Pressekonferenz Rathaus Wunstorf

Bürgermeister Eberhardt und Polizeichef Broich bei der Pressekonferenz am Mittwoch im Rathaus | Foto: Achim Süß

„Die Bürger müssen einsehen, dass die Appelle nötig sind!“, ergänzte der Polizeichef und ließ keinen Zweifel daran, dass seine Beamten aufmerksam kontrollieren werden. Das Wunstorfer Kommissariat wird von hannoverschen Polizisten verstärkt – wie auch schon am Dienstag. Broich: „Zur Not gibt es ein Betretungsverbot!“ Das verlängerte Osterwochenende werde zu einer Kraftanstrengung für die Polizei und die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, prophezeite Piellusch. Es sei für alle ein Balanceakt, „aber die Sicherheit geht vor.“

Partymacher bekommen Anzeige

Bürgermeister Eberhardt hoffte während der Pressekonferenz im Scherz auf schlechtes Wetter, machte aber klar: „Zur Not sperren wir den Ort.“ Das Konzept enthalte Steigerungsstufen und werde pragmatisch angepasst. Das gelte auch für die Durchsetzung der Sperrstunden, die ab Donnerstag gelten sollen. Polizei und städtische Mitarbeiter würden aufmerksam kontrollieren, aber nicht formalistisch. Wer aus gutem Grund nach 22 Uhr unterwegs sei, habe nichts zu befürchten. „Aber wer flunkert“, so Eberhardt, bekomme eine Anzeige. Außerdem mache es einen Unterschied, ob eine Einzelperson unterwegs sei oder eine Gruppe „Party macht“, fügte Piellusch hinzu.

Elektronische Hinweistafel

Verkehrstafeln wie diese sollen wieder aufgestellt werden (Archivbild) | Foto: Daniel Schneider

Das Konzept ist nach Eberhardts Angaben mit der Region Hannover abgestimmt, die Verwaltungen der Nachbarorte Hagenburg und Neustadt seien informiert. Der Bürgermeister nutzte die Gelegenheit, die bürokratischen Hürden zu kritisieren, die für die Einrichtungen von Modellregionen errichtet worden seien, in denen lokale Konzepte für Öffnungsstrategien erprobt werden sollen. Die Region habe sich für Hannover entschieden, aber Wunstorf bleibe am Ball, auch wenn das Verfahren sehr kompliziert angelegt sei. Eberhardt hält die Diskussion über Öffnungskonzepte für Geschäfte und Lokale im Übrigen für merkwürdig. Einerseits untersage die Landesregierung in der aktuellen Verordnung Ansammlungen auch bei Einhaltung des Sicherheitsabstands. Andererseits werde über Modellregionen mit schrittweiser Öffnung debattiert. Eberhardt: „Das kommt zur falschen Zeit.“

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Kommentare


  • Könnte Kotzen bei diesem Staat sagt:

    Richtig so ! Ausgangssperre erweitern auf 0-24 Uhr und Supermärkte dicht machen – dauerhaft ! Wenn auch das nichts hilft: fliegende Standgerichte mit Sofortvollzug einsetzen. Endlich mal dem Bürger zeigen, was man für ein Corona-Held ist.
    Ist das euer Programm für die nächsten Wochen ? Vermutlich !

    • Karl-Heinz Wöhner sagt:

      Bitte lassen Sie sich dringend untersuchen, ob nicht ein mutierter Coronavirus das zerebrale System lahmgelegt hat

  • Britta Bruns sagt:

    Welche Erleichterung! Als Steinhuderin mit Lebensplatz an der Badeinsel habe ich mich sicher nicht allein vor dem kommenden Wochenende gefürchtet.
    Die letzten Tage haben einen Vorgeschmack auf die kommende Saison gegeben. Mitte Februar bei Schnee und Eis, ein Wochenende später frühsommerliche Temperaturen boten ähnliche Bilder. Für uns als Anwohnende bedeutet der Erholungswunsch von Tages- und Badetouristen zunehmend Stress.
    Der Chef der Polizei (Thomas Broich) wird im Artikel zitiert, Steinhude sei rappelvoll…wie in der Saison…gewesen. Ich würde mir wünschen, der Blick politischer Entscheidungsträger würde auch ohne Pandemie sehen, welche Belastung der kaum abreißende Strom mit dem PKW Anreisender darstellt. Und für Entlastung sorgen!
    Parkdruck und Parksuchverkehr stressen auch Anreisende. In Wohnstraßen sind sie für Steinhuderinnen und Steinhuder nicht nur ein Ärgernis. Sie beeinträchtigen unsere Lebensqualität und schränken uns ein – selbst auf unseren Grundstücken und in unseren Häusern.
    Ein Blick nach Cuxhaven zeigt: es geht! Maßnahmen zur Eindämmung des Tagestourismus werden so gewählt, dass Anwohnende nicht auf ihren Strandspaziergang verzichten müssen.
    Ich bin gespannt!

    • Joachim Begerow sagt:

      Zu dem Wunsch, dass der Blick politischer Entscheidungsträger auch ohne Pandemie sehen würde, „welche Belastung der kaum abreißende Strom mit dem Pkw Anreisender darstellt. Und für Entlastung sorgen!“
      1.) Solange sich die Politiker bemühen, die touristische Attraktivität von Steinhude zu steigern, dürfte Ihr Wunsch utopisch sein und bleiben.
      2.) Wer auf dem „platten Lande“ wohnt, muss mit typischen landwirtschaftlichen Immissionen rechnen und sich damit arrangieren; wer in einem staatlich anerkannten Erholungsort (!!) wohnt, muss mit Touristen rechnen und sich damit arrangieren. So sehe ich dies jedenfalls!

  • Joachim Begerow sagt:

    ….und was ist mit den Tagestouristen, die dem gerade einmal fünf Tage alten Aufruf folgen, in Wunstorf auf einem der beiden Großparkplätze Schützenplatz und Nordbruch ihr Kraftfahrzeug abzustellen und sich dann mit dem Fahrrad nach Steinhude zu begeben, entweder durch´s landschaftlich reizvolle „Hohe Holz“ oder an „Paula“ vorbei? Denen sollte man vielleicht eröffnen, dass es sich allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz um einen verfrühten Aprilscherz handelte….. immerhin eine „elegante“ Lösung!

  • Schowun sagt:

    Gebe der Britta vollkommen Recht. Und jetzt mit dem Leichtturm werden noch mehr dieser nervigen Touristen den Ort stürmen. Am besten wir bohren ein Loch zum Salzstock, dann hat’s sich auch mit den lästigen Transporten der Salzlauge

  • T. T sagt:

    Ohne Touristen wird Steinhude sterben. Ich war heute im Ort… war echt traurig.. Viele Geschäfte werden zumachen müssen.. Viele werden ihren Job verlieren.. Habe mich mit 2 Unterhalten in verschiedenen Bereichen die aufhaben dürften… eine hat einen Umsatz von 50 Euro der andere 80 Euro..und diese Geschäfte können nur mit dem Einkommen von Ostern, 1. Mai, Himmelfahrt Pfingsten und Muttertag Winter überstehen. Das ist 2. Ostern wo nichts rein kam…Echt sehr schade.. Dann heißt es auch wir werden von Touristen gestört?? Kann ich auch nicht verstehen.. Wir müssen uns Glücklich schätzen… wir wohnen da, wo andere Urlaub machen.. besser und schöner können wir es nicht haben… Das was schön ist wird noch schöner wenn man es teilt… So sehe ich das.. Bleibt Gesund..

  • Dipl.-Biol. Britta Bruns sagt:

    Zu meinem Kommentar „Welche Erleichterung“: selbstverständlich ist das Steinhuder Meer ein Idyll, an dem es sich zu leben lohnt – deshalb haben wir uns ganz bewusst dafür entschieden.
    Ich kenne Tagestourismus seit meinem 11. Lebensjahr, kann damit umgehen und weiß, was er bedeutet.
    An einem touristischen Ziel zu leben, kann eine besondere Qualität haben.
    Meines Erachtens braucht es dennoch einen Blick auf die Entwicklung des Tagestourismus. Dabei geht es um Zahlen, aber auch um Zuträglichkeit. Bloße Zahlen garantieren noch keinen Umsatz. Umsatz heute ist nicht gleich gutes Geschäft in 5 oder 10 Jahren. Und viele Besucher sind nicht gleichzeitig Viele, die für hohe Umsätze sorgen.
    Gerade weil es hier schön ist, kann und soll mit diesem Pfund gewuchert, muss aber auch darauf geachtet werden, wie Ort und Natur besucht werden können und sollen.
    Dabei auf das Auto zu setzen, ist zukünftig keine Lösung, sondern zunehmend weitreichende Belastung. Autos müssen fahren, irgendwo abgestellt werden. Dabei verbrauchen sie Ressourcen wie Treibstoff, Straßen und Raum. Ressourcen sind kostbar – wie auch die Natur und unser Lebensraum Steinhuder Meer.
    Öffentlichen Raum als Parkplatz zu nutzen oder weitere Parkplätze in Wohnstraßen einzurichten, ist nicht nur für Übernachtungsgäste oder dort Lebende unattraktiv. Eine zugeparkte Straße am Café lädt dort nicht zum Verweilen ein, Parksuchverkehr nicht zum Bummeln oder Radfahren.
    Es ist großartig, wenn Konzepte für Anfahrt mit Öffis konzipiert und Menschen in Medien darüber informiert und aufgefordert wurden, wie sie ihre Anreise nach Steinhude alternativ gestalten können. Schade, wenn es nun nicht genutzt werden konnte – das nächste Mal aber kommt bestimmt!

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